Mastrind vor deutlichem Kurs-Anstieg?


Für besonders aussichtsreich erachten wir in diesem Bereich Mastrind. Mastrind sind im Gegensatz zu Schlachtrind (Live Cattle) junge Tiere, die erst noch gemästet werden müssen. Preis bestimmend für Mastrind sind damit einerseits die Live-Cattle-Notierungen und andererseits die Futterkosten. Schauen wir uns also zunächst den die fundamentalen Rahmenbedingungen des Markts für Lebendrind an:
Kurzfristiges Überangebot an Rindfleisch wahrscheinlich
Der letzte “Cattle on Feed Report“ wies einen Rinderbestand von 12,081 Millionen Stück aus. Gegenüber einem Jahr zuvor bedeutet das ein Plus von neun Prozent. Im letzten November steigen die Placements um sage und schreibe zwölf Prozent und die “Marketings“ gingen um drei Prozent zurück. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass wir in den kommenden ein bis zwei Monaten ein ausreichendes Angebot an Schlachtrind in den USA haben werden. Kein Wunder also, dass die Notierungen abwärts “taumelten“.
Auf Jahressicht stagnierende Produktion
Für das Gesamtjahr 2008 geht das US-Landwirtschaftsministerium bisher dennoch von einem Produktions-Rückgang um 1,1 Prozent aus. Als Grund dafür wird angeführt, dass viele Betriebe bereits 2007 jenseits ihres eigentlichen Kapazitätslimits operierten. Weitere Steigerungen des Outputs lassen sich somit - zumindest kurzfristig - nicht vornehmen. Grundsätzlich teilen wir diese Ansicht, wenngleich wir von dem vorhergesagten einprozentigen Produktions-Rückgang nicht so wirklich überzeugt sind. Wir können uns durchaus einen Output auf oder sogar knapp über dem Vorjahreswert vorstellen.
Weltweit steigende Nachfrage
Das jedoch ist nicht weiter tragisch. Denn die weltweite Nachfrage nach Rindfleisch steigt kontinuierlich an. Massives zusätzliches Absatz-Potenzial sehen wir vor allem in Asien. Ende 2003 hatten Japan und Südkorea wegen mehrerer BSE-Fälle in den Vereinigten Staaten ein Importverbot für amerikanisches Rindfleisch verhängt. Dieses wurde im vergangenen Jahr aufgehoben. In den ersten fünf Monaten 2007 importierten die beiden Staaten 24.350 bzw. 1.687 Tonnen amerikanisches Rindfleisch und damit knapp fünf- bzw. zehnmal soviel wie im selben Zeitraum des vergangenen Jahres. Händler erwarten für die Zukunft weiter steigende US-Ausfuhren in die beiden asiatischen Industrie-Staaten. Diese Annahme ist durchaus begründet: Immerhin hatte Japan 2003 noch mehr als die zehnfache Rindfleischmenge aus den Vereinigten Staaten eingeführt, Südkorea mehr das Hundertfache. Darüber hinaus dürften auch die Exporte ins “Reich der Mitte“ ansteigen. Hier ist bereits seit längerem ein Trend dahingehend zu beobachten, dass die Chinesen mehr Rind- anstelle von Schweinefleisch verzehren. Rind gilt im Allgemeinen als das hochwertigere Fleisch und mit zunehmendem Lebensstandard wächst die Lust auf dieses Produkt.
Rindfleisch dürfte längerfristig teuerer werden
Kurzfristig muss auf Grund der hohen Tierbestände in den USA mit einem üppigen Angebot an Schlachtrind gerechnet werden, das gegen eine unmittelbar anstehende Verteuerung spricht. Für das Gesamtjahr erwarten wir jedoch eine Stagnation der Produktions-Kapazitäten. Bestätigt sich zudem das prognostizierte Exportwachstum in Richtung Asien könnten die Kurse mittelfristig wieder deutlich anziehen.
Getreide-Preise vor Kurs-Hoch
Der zweite Punkt, der für eine Mastrind-Kurs-Prognose von Bedeutung ist, sind die Futterkosten – also in erster Linie die Getreidepreise. Je günstiger die Mast ist, desto teurer darf bei gleich bleibenden Preisen für das Endprodukt (Live Cattle) das Ausgangsprodukt (Feeder Cattle) sein. An den Getreidemärkten erleben wir bereits seit längerem eine beeindruckende “Rallye“, die in einigen Bereichen sicherlich auch noch ein wenig anhalten wird. Dauerhaft allerdings werden Mais, Sojabohnen & Co das aktuell außerordentlich ambitionierte Kurs-Niveau nicht verteidigen können. Hierfür würde es wohl fortwährender massiver Ernteausfälle bedürften, mit denen wir - ungeachtet des Klimawandels – nicht rechnen. Es würde uns daher nicht wundern, wenn bei Getreide in den kommenden Monaten eine Top-Bildung einsetzt, an die sich ein erkennbarer Rückgang der Notierungen anschließt. Trifft diese Prognose ein, wäre dies ein zusätzlicher Hebel für die Mastrind-Kurse.
Sentiment viel versprechend
Interessant ist zudem der Blick auf das Sentiment. Mittlerweile ist die Stimmung bei Mastrind so “bärisch“ wie seit mehr als sechs Monaten nicht mehr. Erfahrungsgemäß sind in solchen Zeiten Tiefpunkte bei den Kursen bzw. untere Wendepunkte nicht mehr allzu weit entfernt. Auf jeden Fall aber ist das Abwärtspotenzial begrenzt, auch wenn eine Aufwärtsbewegung nicht immer sofort einsetzt.
Long-Positionen in Mastrind fundamental mittelfristig interessant
Auf Jahressicht erscheinen Long-Engagements in Mastrind fundamental durchaus aussichtsreich. Wirkliche Eile mit dem Eingehen derartiger Positionen besteht jedoch nicht, weil zur Stunde eine Bodenbildung noch nicht erkennbar ist und das drohende Überangebot in den nächsten acht bis zehn Wochen die Kurse nochmals nach unten drücken könnte.
Charttechnisch noch zu schwach
Charttechnisch befindet sich der Markt seit September letzten Jahres in einem intakten Abwärtstrend. Trotz des zuletzt zaghaften Kursanstiegs kann von einer echten Bodenbildung noch längst nicht gesprochen werden. Allerdings muss auch konstatiert werden, dass der Markt überverkauft erscheint. Immerhin bewegt sich der Chart im Bereich seines unteren Bollinger Bandes. Zur Stunde generieren sowohl der MACD als auch der RSI ein Verkaufssignal. Aber dies könnte sich bereits in Kürze ändern. Frühestens dann sollten Long-Engagements in Betracht gezogen werden. Wer nicht ganz so aggressiv handelt, erscheint gut beraten, ein nachhaltiges Überwinden des Widerstands bei der auch psychologisch wichtigen Marke von 100 US-Cents abzuwarten. Gelingt den Notierungen die Rückkehr in den dreistelligen Bereich, könnte von der Ausbildung eines tragfähigen Bodens im Bereich von 96 US-Cents gesprochen werden. Aktuell drängen sich Long-Engagements noch nicht auf. Aber der Markt sollte unbedingt im Auge behalten werden.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de