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Vorerst kein Spannungswechsel an der Strombörse

04.03.2014  |  Eugen Weinberg
- Seite 2 -
Ausblick: Talfahrt endet, aber starke Preiserholung bleibt aus

Für die künftige Preisentwicklung an den deutschen Strombörsen sind also die Tendenzen der vier Preisfaktoren maßgeblich:

• Vormarsch der Erneuerbaren Energien hält an, wenn auch leicht verlangsamt

Die Energiewende wird weiter vorangetrieben. Der Merit-Order-Effekt wird den Strompreis weiter dämpfen (siehe Kasten S.2). Allerdings zeichnet sich mit der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) eine gewisse Verlangsamung des Ausbautempos ab. Gemäß dem Eckpunktepapier EEG 2.0 sollen Ausbaukorridore festgelegt werden, die in einigen Segmenten hinter der jüngeren Dynamik zurückbleiben.

Bremsend dürfte auch sein, dass die Produzenten von Erneuerbaren Energien nach und nach ihren Strom direkt vermarkten müssen und die Vergütungen gekürzt werden. Die EEG-Novelle soll im August 2014 in Kraft treten. Wann die Bremswirkung einsetzt, ist allerdings fraglich. Auch wenn möglicherweise kurzzeitig Projekte vorgezogen werden könnten, um sich noch hohe Vergütungssätze zu sichern, ist mittelfristig mit einer Verlangsamung des Ausbautempos zu rechnen.

Preiswirkung: Strukturell weiter preisdämpfend, aber mit nachlassender Wirkung

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• Trendwende im Emissionshandel nachhaltig

Viel schneller als gedacht ging es zuletzt mit den Preisen im Emissionshandel aufwärts: In nur vier Wochen stieg der Preis für das Recht zur Emission einer Tonne CO2 um 50% und notierte zwischenzeitlich mit gut 7 Euro auf einem 13-Monatshoch (Grafik 6). Nach dem beschleunigten Prüfverfahren für das "Backloading" sollte die EU-Kommission nun schon ab Mitte März die Versteigerungsvolumina kürzen. Im laufenden Jahr werden wohl 400 Mio. der insgesamt 900 Mio. Zertifikate zurückgehalten.

Angesichts der Rallye der letzten Woche sind Korrekturen nicht auszuschließen: Schließlich hat der Markt in der zweiten Handelsperiode (2008 bis 2012) einen Angebotsüberschuss von 2 Mrd. Zertifikaten aufgebaut. Auch 2013 dürften die Emissionen der Kraftwerke allerhöchstens stagniert haben: Denn die Stromerzeugung in der Europäischen Union ist um 1,8% gefallen, was schwerer wiegen dürfte als der emissionssteigernde Effekt eines höheren Anteils an Kohlestroms. Zudem ist die Produktion in den im EU ETS erfassten Industriesektoren mit Ausnahme der Stahlbranche gefallen. Folglich wird 2013 der Angebotsüberschuss im Emissionshandel weiter gestiegen sein.

Für den mittelfristigen Preis zählt aber, ob und wie viel von diesem Überschuss, der wohl überwiegend in der Industrie aufgebaut wurde, an den Markt kommt. Solange die Konjunktur künftig Rückenwind geben wird und die Finanzlage der Unternehmen folglich komfortabel ist, dürften solche "stille Reserven" nicht aufgelöst werden. Zudem unterstreicht die am Ende schnelle Umsetzung des "Backloading" den politischen Willen, den Emissionshandel zu stärken. Die CO2-Preise sollten mittelfristig weiter steigen. Wir haben unsere Preisprognose angehoben und erwarten nun bis zum Sommer 2015 eine nachhaltige Verteuerung auf 9 Euro je Tonne.

Preiswirkung: Mittelfristig preissteigernd

• Kohle bleibt billig, aber der Preis fällt nicht mehr

Dass die Strompreise trotz der höheren CO2-Preise nicht gestiegen sind, ist den zuletzt erneut unter Druck geratenen Kohlepreisen geschuldet. Während sich die kurzfristigen Preise durch Exportprobleme in Kolumbien zwischenzeitlich erholten, sind die 12-Monats-Preise für Kohle erneut unter Druck geraten. Trotz der niedrigen Preise kürzen viele Produzenten ihr Angebot nicht, weil sie sich in Logistikverträgen gebunden haben und sich deshalb gezwungen sehen, weiterhin Kohle abzubauen. Die Folge ist ein Überangebot am Markt.

Zusätzlich belastet die Sorge vor einem Nachlassen des chinesischen Importsogs, da Chinas Regierung die Luftverschmutzung verstärkt bekämpfen will und somit auch das eine oder andere Kohlekraftwerk auf den Prüfstand stellt. Verstärkt werden die Sorgen durch den Rückgang der Inlandspreise, die den Importanreiz senken. Tatsächlich sind aber die chinesischen Kohleimporte bis zuletzt gestiegen, was neben den international niedrigen Preisen auch der zumeist höheren Qualität der Importkohle und den entsprechend geringeren Emissionen zu verdanken ist. Auch der weiterhin zunehmende Energiebedarf der stark wachsenden städtischen Mittelschicht dürfte einen Einbruch der chinesischen Kohleimporte verhindern.

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Zudem wird die etwas geringere Importdynamik Chinas durch eine höhere Kohlenachfrage in den Industrieländern abgefedert. Das günstige Preisniveau und die kräftigere Konjunktur lassen die Nachfrage steigen, während gleichzeitig die Produktion schrumpft. In Deutschland beispielsweise wurde im letzten Jahr 12,5% mehr Steinkohle importiert als im Vorjahr. Hinzu kommt, dass von 2013 bis 2018 per saldo deutlich Kohlekraftwerkskapazitäten hinzugebaut als abgebaut werden (Grafik 7, S.4). Alles in allem sollte die Talsohle bei den Kohlepreisen erreicht sein, eine spürbare Erholung wird aber angesichts des komfortablen Angebots auf sich warten lassen.

Preiswirkung: Vorerst neutral

• Kräftigere Konjunktur unterstützt Stromverbrauch

Die Konjunktur in Deutschland dürfte sich in den nächsten zwei Jahren weiter beleben. Einen klaren Aufwärtstrend zeigen die Stimmungsindikatoren, also die sogenannten weichen Indikatoren. Aber auch die harten Zahlen deuten an, dass die Talsohle durchschritten ist. Die Staatsschuldenkrise spielt kaum noch eine Rolle und die deutsche Wirtschaft wird wieder stärker Fahrt aufnehmen. Das dürfte den Stromverbrauch unterstützen, der zyklisch ist, da auf die Industrie knapp die Hälfte des deutschen Netto-Verbrauchs entfällt.

Preiswirkung: Positiv


Fazit:

Vorerst kein Spannungswechsel an der Strombörse. Alles in allem sind wir der Meinung, dass die höheren CO2-Preise, der mittelfristig etwas langsamere Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Belebung der Konjunktur für ein Ende der Talfahrt der Strompreise sprechen. Eine Trendwende am Strommarkt setzt aber auch eine stärkere Erholung der Kohlepreise voraus. Diese wird aufgrund der Unsicherheit über Chinas Bedarf noch auf sich warten lassen.

Das bedeutet, dass wir für das laufende Jahr mit Preisen für Grundlast im nächsten Kalenderjahr zwischen rund 35 Euro und 37 Euro je MWh rechnen und erst im nächsten Jahr mit einer leichten Aufwärtsbewegung in Richtung 39 Euro je MWh.


Auf einen Blick

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