• Sonntag, 18 Mai 2025
  • 22:39 Frankfurt
  • 21:39 London
  • 16:39 New York
  • 16:39 Toronto
  • 13:39 Vancouver
  • 06:39 Sydney

Rohstoffe kompakt Industriemetalle: Divergenz der Metallpreise

26.03.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
- Seite 2 -
Finanztransaktionen bestimmen weiter das Bild bei Aluminium

Nach einer zwischenzeitlichen Erholung nähert sich der Aluminiumpreis wieder der Marke von 1.700 USD je Tonne an. Trotz der niedrigen Preise werden auf globaler Ebene weiterhin rekordhohe Mengen Aluminium produziert. Zwar wurden laut Angaben von Rusal, dem weltweit größten Aluminiumproduzenten, im letzten Jahr Produktionskapazitäten von insgesamt 1,2 Mio. Tonnen stillgelegt, gleichzeitig wurden aber auch neue Schmelzen in Betrieb genommen. Daten des International Aluminium Institute (IAI) zufolge ist die globale Produktion daher 2013 im Jahresvergleich um 4% auf 49,7 Mio. Tonnen gestiegen.

Die Produktionsausweitung war dabei ausschließlich auf China zurückzuführen. Dort wird die Herstellung von Aluminium laut Einschätzung des staatlichen Research-Instituts Antaike auch in diesem Jahr zunehmen. Dies ist aber nur durch Subventionen möglich. Denn die chinesischen Aluminiumproduzenten haben gemäß Daten von SMM Mitte März einen durchschnittlichen Produktionsverlust von fast 1.800 RMB je Tonne (entspricht rund 285 USD je Tonne) erwirtschaftet. Das globale Überangebot - im letzten Jahr waren es gemäß Daten von WBMS gut 0,9 Mio. Tonnen - bleibt somit wohl auf absehbare Zeit bestehen. Daran werden auch die weiteren erwarteten Produktionsstilllegungen von 1-1,5 Mio. Tonnen außerhalb Chinas in diesem Jahr kaum was ändern.

Nur leicht rückläufig sind derzeit die physischen Prämien, die wegen der zahlreichen Finanztransaktionen weiterhin auf den LME-Preis gezahlt werden müssen. Diese liegen in den USA bei 18,25 US-Cents je Pfund (gut 400 USD je Tonne)und in Europa bei 290-305 USD je Tonne (exklusive der Zölle; Grafik 4). In Japan müssen sich die Konsumenten für das zweite Quartal wohl sogar auf Prämien von 365 USD je Tonne einstellen, ein Aufschlag um 43% gegenüber der derzeitigen Quartalsprämie.

Zum 1. April treten die neuen Regelungen der LME zur Auslieferung von Metallen aus den Lagerhäusern in Kraft. Ab dann müssen alle Lagerhäuser, bei denen die Wartezeit zur Auslieferung mehr als 50 Kalendertage beträgt, täglich mindestens 1.500 Tonnen mehr ausliefern als eingeliefert wird. Dies betrifft zwar derzeit nur fünf Lagerhäuser, könnte aber dennoch Signalwirkung habenund die hohen physischen Prämien ein gutes Stück sinken lassen. Für einen nachhaltigen Rückgang der Prämien bedarf es aber wohl einer merklichen Verflachung der Forward-Kurve, die Finanztransaktionen unattraktiver machen würde. Ein solcher Auslöser könnten Zinserhöhungen sein, die unsere Volkswirte in den USA aber erst für Frühjahr 2015 erwarten.

Open in new window

Sollte ein möglicher Rückgang der Prämien nicht durcheinen entsprechend höheren LME-Aluminiumpreis aufgefangen werden, werden die Verluste bei den Produzenten noch größer. Die Hersteller werden unseres Erachtens daher nicht darum herumkommen, umfangreiche Kapazitäten stillzulegen, um so den Preis zu stützen.Dies sollte dann mittelfristig wieder zu höheren Aluminiumpreisen führen.


Mittelfristig Angebotsdefizite bei Blei und Zink

Weitaus angespannter stellt sich dagegen aktuell die Situation an den globalen Blei- und Zinkmärkten dar. Gemäß Daten der International Leadand Zinc Study Group (ILZSG) wiesen beide Märkte schon im letzten Jahr ein Angebotsdefizit auf. Dieses bestand auch zu Beginn des laufenden Jahres weiter fort. Die ILZSG wird daher auf ihrer Frühjahrstagung Ende März/Anfang April wohl ihre bisherigen Einschätzungen zur Lage an beiden Märkten revidieren und ein wesentlich angespannteres Bild zeichnen als noch vor einem halben Jahr. Sofern die Nachfrage nicht wegbricht, dürften die Defizite mittelfristigbestehen bleiben, denn von der Angebotsseite sind in den kommenden Jahren keine großen Sprünge zuerwarten. Die Blei- und Zinkpreise sollten daher gut unterstützt sein und im Jahresverlauf zulegen.


Indonesien reißt Zinnhandel an sich

Am globalen Zinnmarkt hat Indonesien, der weltweit größte Exporteur, in die Preisfindung am Markt eingegriffen. Die Indonesia Commodity and Derivatives Exchange (ICDX), der maßgeblichen Börse für den Zinnhandel, legt mittlerweile täglich einen Preis fest, bei dem der Handel mit Zinn beginnt. Zum einen soll mit dieser Maßnahme der Börsenhandel von Zinn an der ICDX vor starken Schwankungen und Spekulation geschützt werden.

Zum anderen soll verhindert werden, dass der Preis unter die Produktionskosten fällt. Es ist fraglich, ob dadurch mehr Zinn an der ICDX gehandelt und letztendlich von Indonesien ausgeführt wird. Das International Tin Research Institute (ITRI) schätzt, dass sich das Angebotsdefizit am globalen Zinnmarkt 2014 auf 13.200 Tonnen ausweiten dürfte, nach voraussichtlich 11.500 Tonnen im letzten Jahr (Grafik 5, Seite 3). Die Konsumenten von Zinn müssen sich wahrscheinlich auf dauerhaft hohe Preise einstellen.


Auf einen Blick

Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)