Rückschlag im EU-Emissionshandel nicht von Dauer



Damit trifft der Bedarf der Versorger, die nur noch in wenigen Ländern Zertifikate kostenlos zugeteilt bekommen und deshalb auf den Zukauf angewiesen sind, auf eine durch das "Backloading" deutlich reduzierte Auktionsmenge. Statt943 Mio. Zertifikate werden nämlich im laufenden Jahr lediglich 543 Mio. Zertifikate versteigert.
Hinzu kommt, dass der Bedarf an Emissionsrechten zyklisch ist. Entsprechend dürfte mit der der Belebung der EU-Konjunktur auch die Nachfrage nach Zertifikaten steigen (Grafik 4). Einen Vorgeschmack gab im letzten Jahr bereits der leichte Produktionsanstieg in der traditionell der Konjunktur vorlaufenden Eisen- und Stahlindustrie, der auch die Emissionen des Sektors steigen ließ. Unsere Volkswirte rechnen immerhin mit einem Wachstum im Euroraum von gut 1% im laufenden Jahr und einem Wachstum der britischen Wirtschaft von sogar 2,7%. Auch die relativ niedrigen Kohlepreise lassen die Nachfrage nach Emissionsrechten steigen. Schließlich ist die emissionsintensive Verstromung von Kohle noch immer attraktiver als die von Gas (Grafik 5).
Auf Sicht der nächsten drei Jahre, in denen das "Backloading" greift, sehen wir deshalb steigende Preise, auch wenn wir unsere Prognose für den CO2-Preis im zweiten Quartal nach dem Preisrutsch nach unten revidiert haben. Entscheidend für eine nachhaltige Preiserholung ist aber letztlich der politische Wille, den Emissionshandel zu stärken. Dieser hatte zuletzt eine schnelle Umsetzung des "Backloadings" begünstigt. Erzeigt sich aber auch in dem Anfang des Jahres von der EU-Kommission vorgestellten Rahmen fürdie Klima- und Energiepolitik bis 2030, der eine Brücke zwischen dem Klima- und Energiepaket 2020 und dem Fahrplan bis 2050 schlagen soll. Von großem Interesse für den Emissionshandel ist der in diesem Kontext gemachte Reformvorschlag der sogenannten "Marktstabilitätsreserve" (siehe Kasten).
Reformen brauchen Zeit und die Europawahl im Mai, in deren Nachgang auch die EU-Kommission bestätigt werden muss, könnte diesen Prozess kurzfristig bremsen. Dennoch dürfte laut dem Vorsitzenden des Umweltausschusses das Europaparlament ab September über die Einführung der Marktstabilitätsreserve diskutieren. Die Maßnahme braucht die qualifizierte Mehrheit der Mitgliedsstaaten sowie die Mehrheit des EU-Parlaments. Dass der Reformprozess politischen Rückenwind hat, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass die deutsche Regierung ihre Bereitschaft signalisiert hat, das EU-ETS schon ab 2016reformieren zu wollen.

Auf einen Blick



