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Rohstoffe kompakt Agrar: Entspannung des Angebots spricht für niedrigere Preise

28.04.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Zusätzlich preisunterstützend ist die Erwartung des Internationalen Getreiderats IGC einer um 2% niedrigeren globalen Produktion, während die Nachfrage um 1% steigen soll. Einer Ende März veröffentlichten Umfrage des USDA zufolge wollen die US-Landwirte im Frühjahr ihre Maisfläche gegenüber dem Vorjahr aber um 4% auf 91,7 Mio. Morgen einschränken und damit etwas stärker als im Februar unterstellt (Grafik 4).

Dennoch spricht nichts gegen eine weitere hohe US-Ernte, auch wenn diese etwas niedriger ausfallen dürfte als die im Februar vom USDA prognostizierte Rekordmenge von knapp 14 Mrd. Scheffel, was zu einer weiteren Aufstockung der weltweiten Bestände beitragen sollte. Laut IGC dürften die globalen Maisvorräte am Ende des Erntejahres 2014/15 um 3% steigen. Geht allerdings etwas schief - verzögert sich die Aussaat stark oder spielt das Wetter nicht mit - kann dies den Markt angesichts der momentan noch niedrigen Lagerbestände empfindlich treffen. Dass der Markt bei der Preisbildung oft sehr stark auf die jeweils aktuelle (Lager-)Situation in den USA reagiert, zeigen derzeit auch die Beispiele Sojabohnen und Baumwolle (siehe unten).

Nach einer guten Ernte in der EU von 65 Mio. Tonnen 2013/14 könnte auch die nächste Ernte nur unwesentlich darunter liegen. Das USDA erwartet 64 Mio. Tonnen. Derzeit besteht allerdings noch Unsicherheit darüber, wie sich die Entscheidung der EU, den Einsatz dreier Pestizide zu beschränken, auf den Anbau insbesondere in Bulgarien und Rumänien auswirkt. Auch bei Mais ist die Entwicklung in der Ukraine, dem Hauptlieferanten der EU, von großer Bedeutung. Hier könnte trockenes Wetter und der Konflikt mit Russland die Ernte belasten.

Die Maisernte Russlands und der Ukraine soll laut dem bereits oben erwähnten Agrarinstitut Agritel zusammengenommen um 3,9 Mio. Tonnen niedriger ausfallen als bislang erwartet. Dies hat sich bereits in einem Anstieg des Maispreises an der Liffe in Paris auf ein 8½-Monatshoch von 190 Euro je Tonne niedergeschlagen.

Wir sehen weiterhin keine Knappheit am Maismarkt heraufziehen, erwarten daher einen moderaten Rückgang des Maispreises an der CBOT auf 480 US-Cents je Scheffel bis zum vierten Quartal. Ein Risikofaktor bleiben die Unstimmigkeiten zwischen China und den USA um Lieferungen von US-Mais, die genveränderte Sorten enthalten. Die von China aus diesem Grund zurückgewiesenen Lieferungen summieren sich auf mehr als 1 Mio. Tonnen. Analog dazu und angesichts der Erwartung einer erneut guten Maisernte in der EU sollten auch die Notierungen in Paris im Jahresverlauf auf 175 Euro je Tonne nachgeben. Dem liegt die Erwartung zugrunde, dass es zu keiner nennenswerten Beeinträchtigung des Maisangebots aus der Ukraine kommt.


Sojabohnen und Raps:

Das aktuell knappe Sojabohnenangebot in den USA hat die Notierungen für Sojabohnen seit Januar um 20% auf zwischenzeitlich mehr als 15 USD je Scheffel nach oben getrieben. Damit war der Preis so hoch wie zuletzt im Juni 2013. Die US-Sojabohnenvorräte sollen Ende des derzeit laufenden Erntejahres 2013/14 laut aktueller Schätzung des USDA auf ein 10-Jahrestief fallen, das Lager-Verbrauchs-Verhältnis sogar auf ein Rekordtief (Grafik 5). Zusätzlich preistreibend waren die dürrebedingt nach unten korrigierten Erwartungen an die noch laufende Ernte in Brasilien. Die Befürchtungen, dass diese wohl eher 85 Mio. statt die erhofften 90 Mio. Tonnen einbringt, scheinen sich zu bewahrheiten (Grafik 6, Seite 4). Allerdings könnte in diesem Jahr ein weiter Anbau von Sojabohnen in Südamerika nach Einschätzung des Analysehauses Oil World weitere 3 Mio. Tonnen erbringen.


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Dennoch spricht einiges dafür, dass der globale Sojabohnenmarkt auch 2013/14 einen Überschuss aufweisen wird. Das USDA beziffert diesen auf 15 Mio. Tonnen (Grafik 7). Zieht man dann noch in Betracht, dass die Anbauplanungen der US-Landwirte eine Ausdehnung der Sojabohnenfläche um 6,5% gegenüber 2013 auf ein neues Rekordniveau erwarten lassen, sollte trotz einer weiterhin robusten Nachfrage aus China auch im Erntejahr 2014/15 kein Mangel an Sojabohnen herrschen. Die niedrigen US-Bestände dürften den Sojabohnenpreis bis zur neuen Ernte dennoch auf einem relativ hohen Niveau halten. Erst nach der Ernte rechnen wir mit merklich sinkenden Notierungen und mit einem Preisrückgang auf 1.200 US-Cents je Scheffel im vierten Quartal 2014.

Bei Raps soll die Ernte 2014/15 laut Schätzung des IGC zwar um 4% niedriger ausfallen als im Rekorderntejahr 2013/14. Dennoch würde damit noch immer die zweithöchste Ernte aller Zeiten erzielt. Den Grund für den Rückgang sieht der IGC in etwas niedrigeren Erträgen. Kanada kann sein Rekordergebnis aus dem Vorjahr möglicherweise nicht halten.

In der EU, dem vor Kanada größten Rapsproduzenten, dagegen könnten erneut über 21 Mio. Tonnen geerntet werden. Insbesondere Frankreich dürfte nach der schwachen letztjährigen Ernte wieder aufschließen, nicht zuletzt weil eine deutlich größere Fläche zur Ernte kommen sollte. Mit einem Defizit am Rapsmarkt und einer bevorstehenden Knappheit rechnen wir daher auch für 2014/15 nicht. Der Sojabohnenmarkt, an dem sich unserer Ansicht nach bald eine entspanntere Sicht durchsetzen wird, dürfte in die gleiche Richtung wirken. Für den Rapspreis erwarten wir im vierten Quartal daher ein leicht niedrigeres Niveau von 360 EUR je Tonne.


Baumwolle:

Der Baumwollpreis hat 2014 bisher um knapp 10% zugelegt und schwankt seit März um die Marke von 92 US-Cents je Pfund. Dass sich die Baumwollpreise für so lange Zeit auf solch hohem Niveau halten kann, ist mehr der spezifischen Situation in den USA als der weltweiten Versorgungslage geschuldet. Die Nachfrage nach US-Baumwolle ist hoch, so dass die USBestände zum Ende der Saison 2013/14 nach der schlechtesten US-Ernte seit vier Jahren laut USDA-Schätzungen auf ein 20-Jahrestief absinken dürften. Weltweit dagegen dürfte es 2013/14 mit 1,5 Mio. Tonnen zum vierten Mal in Folge zu einem Angebotsüberschuss kommen, auch wenn dieser seit 2011/12 in jedem Jahr etwas geringer ausfällt (Grafik 8).

Noch ist der Blick auf die kommende Saison sehr unklar. Das International Cotton Advisory Committee (ICAC) prognostiziert für 2014/15 einen nochmals geringen globalen Überschuss, da die Nachfrage steigen, das Angebot aber leicht rückläufig sein soll. Auch das USDA hat auf seiner Prognosekonferenz im Februar einen Ausblick auf 2014/15 gewagt. Dieser stimmt in vielem mit dem des ICAC überein. Allerdings ist das USDA für die US-Produktion mit einem Plus von 23,5% deutlich optimistischer als das ICAC, das nur 10% ansetzt.




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