Industriemetalle: Chinas Energiekrise legt Metallproduktion lahm


Die massiven Produktionsausfälle in den Metallhütten Chinas haben in der vergangenen Woche einen regelrechten Preisschub an der Londoner Metallbörse LME ausgelöst. Besonders betroffen von den Produktionskürzungen sind die Metalle Aluminium, Zink und Blei, die mit Preissteigerungen von 8%, 12% und 7% (bezogen auf Spotpreise) im Wochenvergleich aufwarteten. Aus unserer Sicht macht dies deutlich wie eng die Metallmärkte - trotz US-Nachfrageschwäche und Lageraufbau - weiterhin sind, und dass die Aufwärtsrisiken durch unerwartete Lieferunterbrechungen nicht zu unterschätzen sind. Gleichwohl betrachten wir die jüngste Preisentwicklung nicht als Startpunkt einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung. Im Hinblick auf die zu erwartende Behebung der Produktionsstörungen in China, sowie möglichen Gewinnmitnahmen von Seiten der Spekulanten, erscheint eine moderate Korrektur als wahrscheinlichstes Szenario für die nächsten Wochen.

Produktion von 4,3 Mio. Tonnen Metall betroffen
Auslöser der Produktionsprobleme in der Volksrepublik war der heftigste Wintereinbruch seit 50 Jahren. Dieser behindert derzeit nicht nur den Transport von Waren und Gütern, sondern sorgt i.V.m. mit einer akuten Kohleknappheit (dem wichtigsten Energieträger Chinas) für die größte Energiekrise in der Geschichte des Landes. So ist die Stromversorgung der besonders energieintensiven Produktion von Basismetallen aktuell nicht mehr gewährleistet. Die stärksten Einbußen verzeichnen die Aluminium- und Zink-Hütten. Gemessen an den Kapazitäten stehen hier jeweils min. 10% der chinesischen Jahresproduktion still. Auch die Produktion von Kupfer und Blei findet nur mit deutlichen Einschränkungen statt. Momentan sind über alle Metalle hinweg Produktionsstätten mit einer Jahreskapazität von insgesamt 4,3 Mio. Tonnen von den Störungen betroffen.

Auch Fonds und Spekulanten wieder auf Käuferseite
Neben den seit Ende letzten Jahres generell steigenden Zufluss von Investmentgeldern in den Rohstoff- und Basismetallsektor, dürfte die unerwartete Angebotsverknappung auch einige taktisch orientierte Investoren zu vermehrten Käufen animiert haben. Die Metalle Aluminium und Zink dürften hiervon in besonders starkem Maße beeinflusst worden sein. So war deren Preisentwicklung im vergangenen Jahr, im Vergleich zu den anderen Basismetallen stark unterdurchschnittlich, so dass hier noch Nachholpotenzial vermutet wird. Auch sollte die deutliche Aufwärtsbewegung der letzten Tage einige derjenigen Marktakteure, die auf einen Rückgang der Aluminium- und Zinkpreise gewettet haben, dazu bewogen haben ihre Positionen aufzulösen.

© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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