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Energie: Ölproduzenten fördern Bares

06.02.2008  |  Eugen Weinberg
Der Februar begann mit dem OPEC-Treffen in Wien. Die Mission der OPEC ist “eine effiziente, wirtschaftliche und geregelte Ölversorgung für die Verbraucher, stabile Erträge für die Erzeuger und eine faire Kapitalrendite für die Investoren in der Mineralölindustrie zu gewährleisten.“ Kann man wirklich sagen, dass sie alle drei Ziele erfüllt?

Sicher ist, dass die beiden letzten Ziele erreicht sind. Die IEA bemerkte jedoch letzten Monat, dass bei Grenzkosten der Ölproduktion im Bereich von 50-75 $ pro Fass die aktuellen Preisniveaus implizieren, dass die Erzeuger eine erhebliche Prämie einnehmen können. Das könnte die Frage aufwerfen, ob für die Verbraucher tatsächlich eine “effiziente“ Ölversorgung gewährleistet wird.

Die Politik der OPEC, das Angebot zu drosseln, hat in der Tat die Angebots- und Verkaufspreise am Ölmarkt so weit auseinanderklaffen lassen. Nach neuesten Zahlen stieg die Rohölnachfrage 2007 weltweit um 1 Mio. Fass pro Tag, das Angebot hingegen um nur 0,1 Mio. Fass pro Tag. Trotz ihrer Angebotsverknappungspolitik hat die OPEC im letzten Jahr ihre Förderung im Jahresdurchschnitt um 1,1 Mio. Fass pro Tag gesteigert, während das Angebot der Nicht-OPEC-Staaten mit einem Rückgang um 1 Mio. Fass pro Tag erneut eher kläglich ausfiel. Tatsächlich war das Angebot aus Nicht-OPEC-Staaten letztes Jahr 1,6 Mio. Fass pro Tag (3,1%) niedriger als die Projektionen von Anfang 2007.

Früher konnte die OPEC das Angebot nicht kontrollieren, aber mehr Disziplin ihrer Mitglieder und das Unvermögen von Nichtmitgliedern, ihr Angebot zur Deckung der immer höheren Nachfrage auszuweiten, haben ihre Vormachtstellung wieder gefestigt. Die Bereitschaft der OPEC, die Förderung 2008 gedrosselt zu halten, wird auf eine ernste Probe gestellt, wenn die Prognose der IEA für die Ölnachfrage in diesem Jahr eintritt, denn sie geht von einem Anstieg der Weltnachfrage um 2 Mio. Fass pro Tag aus. Angenommen, die Fördermenge von Nicht-OPEC-Staaten steigt dieses Jahr um nur 0,6 Mio. Fass pro Tag (wie bereits erwähnt, tut sich die IEA stets schwer damit, das Angebot aus dieser Quelle zu beziffern), dürfte die OPEC irgendwann gezwungen sein, ihre Förderung erheblich zu steigern.

Die Hauptschwierigkeit dabei besteht darin zu entscheiden, ob eine stärker als erwartet ausfallende globale Wachstumsschwäche sich letztlich in einem niedrigen Anstieg der Ölnachfrage niederschlagen wird. Ist das der Fall, so kann die OPEC es sich leisten, die Fördermengen in diesem Jahr ungefähr auf aktuellem Niveau zu belassen und eine knappe Angebots-/Nachfragesituation aufrecht zu erhalten. Eine niedrigere Nachfrage würde den Preis aber wohl unter $80 sinken lassen. Sollte die OPEC jedoch eine Senkung der Fördermenge in Betracht ziehen - wie zwei OPEC-Mitglieder unlängst nahe legten -, so ist es gut möglich, dass sich der Markt noch weiter anspannt. Das Ergebnis wäre, dass die Preise länger als allgemein erwartet auf den aktuellen Niveaus verharren.

So oder so ist die OPEC der Ansicht - ebenso wie zahlreiche andere Marktteilnehmer -, dass die Unsicherheit derzeit zu groß ist, um voreilige Entscheidungen zu den Förderquoten zu treffen. Da aber im nächsten Monat ein weiteres Treffen stattfindet, wird die OPEC zunehmend unter Druck stehen, zur Stabilisierung der Preise auf aktuellem Niveau die Fördermengen zu senken. Enscheidet sich die OPEC für diese Strategie, so bestehen erhebliche Aufwärtsrisiken für unsere Prognose, dass der Ölpreis im Laufe dieses Jahres bis etwa 75 $ sinkt.

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