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Hat Kupfer noch Aufwärts-Potenzial?

08.02.2008  |  Marc Nitzsche
Kupfer war lange Zeit einer der Inbegriffe der Rohstoff-Hausse: Von Anfang 2002 bis Frühjahr 2006 legten die Notierungen um mehr als 500 Prozent zu. Seiher ist es etwas ruhiger um das "rote Metall" geworden. In den vergangenen zwei Jahren bewegten sich die Preise zwischen knapp 5.500 und gut 8.200 US-Dollar je Tonne. Damit weist das begehrte Industriemetall nach wie vor eine hohe Volatilität auf. Grund genug für uns, den Markt wieder einmal etwas näher zu betrachten.


Lagerbestände historisch auf niedrigem Niveau

Im Januar sind die Kupfer-Lagerbestände in London zwar leicht zurückgegangen, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die Vorräte mit aktuell knapp 180.000 Tonnen mittlerweile erkennbar über den Allzeit-Tiefs im Bereich von rund 50.000 Tonnen im Sommer 2005 liegen. Insofern hat sich die Versorgungssituation unzweifelhaft etwas entspannt. Dennoch sind die Vorräte im historischen Vergleich nach wie vor sehr niedrig. Anfang 2003 betrugen sie noch fast 850.000 Tonnen. Von einer "Kupfer-Schwemme" kann somit nicht die geringste Rede sein.


Ausweitung der Förder-Kapazitäten vorprogrammiert

Die Verbesserung der Angebotslage erklärt sich in erster Linie aus einer Ausweitung der Produktionskapazitäten. Auf Grund der deutlich gestiegenen Weltmarktpreise ist die Kupfer-Förderung heutzutage vielerorts ein überaus rentables Geschäft. So verwundert es nicht, dass beispielsweise der Output Chiles als weltgrößter Erzeuger (Marktanteil 36 Prozent) in den zurückliegenden Jahren signifikant angezogen hat. 2007 waren es noch relativ moderate 3,3 Prozent. Im laufenden Jahr sollen es aber mindestens 5,3 Prozent werden.

Unserer Einschätzung nach dürfte sich dieser Trend in Zukunft sogar noch verstärken. Immerhin hat das Land angekündigt, in den kommenden fünf bis sieben Jahren 17 Milliarden US-Dollar in die Entdeckung und den Aufbau neuer Minen-Projekte investieren. Auch in vielen anderen bedeutenden Förder-Staaten wie Indonesien, Australien, Russland oder Peru rechnen wir mit einer Zunahme der Kupfer-Produktion, so dass wir uns auf globaler Ebene in den nächsten Jahren Steigerungen der Erzeugung in Bereichen zwischen sieben und zehn Prozent problemlos vorstellen können.


Weiterhin hohe Nachfrage

Das mag sich auf den ersten Blick beängstigen viel anhören. Allerdings muss man bedenken, dass auch die Nachfrage bis auf weiteres hoch bleiben wird. Zwar könnte sich die Wachstums-Dynamik etwas abschwächen. In China, seines Zeichnens der weltgrößte Importeur des "roten Metalls", sehen Experten für 2008 nur noch eine Zunahme des Bedarfs um acht Prozent. Im letzten Jahr waren es noch 22 Prozent. Insbesondere Sorgen um nachlassende Bau-Aktivitäten sind hierfür verantwortlich. Ob es dazu jedoch wirklich kommt, werden wir sehen.

Zugegeben: Der Industrialisierungs-Prozess ist im "Reich der Mitte" teilweise schon recht weit fortgeschritten, jedoch beschränkt es sich bisher vornehmlich auf städtische Ballungsgebiete. In den ländlichen Regionen hapert es immer noch an eigentlich recht banalen Dingen wie einer ordentlichen Stromversorgung. In dieser Hinsicht gibt es noch einiges zu tun, wenn man den Lebens-Standard aller Chinesen nachhaltig erhöhen möchte.

Somit werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch Unmengen von kupferhaltigen Kabeln verlegt werden müssen. Da es gerade in diesem Anwendungsbereich keine Alternative zum "roten Metall" gibt, sind wir in Bezug auf eine weiter steigende Nachfrage durchaus optimistisch gestimmt. Unter unbedingten "Kaufdruck" stehen die Chinesen derzeit aber nicht. Zur Stunde sind die Lager in Shanghai nämlich gut gefüllt.


Kurzfristig sind Kursanstiege denkbar

Nicht zuletzt deshalb wird Kupfer es kurzfristig schwer haben, seine alten Hochs noch einmal zu erreichen oder sogar zu überbieten. Dafür ist darüber hinaus auch die "bärische Bedrohung" von der Angebotsseite einfach zu hoch. Unter fundamentalen Gesichtspunkten bewerten wir die Situation zur Stunde lediglich als mäßig "bullisch".

Kurzfristig ist nicht auszuschließen, dass die Lagerbestände noch ein Stückchen weiter fallen und den Notierungen Auftrieb verleihen, vor allem wenn es zu Förderausfällen in großen Minen kommt, mit denen immer zu rechnen ist, weil diese sich zumeist in politisch nicht allzu stabilen Regionen befinden. Vor allem Streiks haben hier in der Vergangenheit immer wieder dazu geführt, dass der Abbau über Wochen oder sogar Monate brach lag. So etwas kann jederzeit wieder geschehen. Auf Sicht von mehreren Jahren erwarten wir jedoch eher fallende Kurse. Für kurzfristig orientierte Trader ist dieses Szenario allerdings eher von untergeordneter Bedeutung.


"Bullische" Charttechnik

Recht viel versprechend stellt sich Kupfer auch aus charttechnischer Sicht dar: Der langfristige Aufwärtstrend ist ungeachtet der Rücksetzer in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres unverändert intakt. Im Dezember kam es zu einem vorübergehenden Fehlausbruch auf der Unterseite. Da jedoch der der wichtige Support bei 6.500 US-Dollar erfolgreich verteidigt wurde, hat sich das Chartbild schnell wieder erkennbar aufgehellt.

Mittlerweile wurde sogar die Marke von 7.000 US-Dollar zurückerobert, so dass eine "bullische" W-Formation vorliegt. Im Januar pralle Kuper zwar am Widerstand bei etwa 7.400 US-Dollar ab, was aber zum Großteil an den "Panik-Verkäufen" an den Aktienmärkten gelegen haben dürfte. Hiervon hat das "rote Metall" sich mittlerweile wieder glänzend erholt und notiert komfortabel oberhalb seiner 38-Tage-Linie. Wir erwarten, dass die Resist-Zone zwischen 7.400 und 7.500 US-Dollar im nächsten Anlauf "geknackt" wird, zumal sowohl der MACD als auch der Williams Kaufsignale generieren.

Geschieht dies, ist nicht auszuschließen, dass wir bis Frühjahr noch einmal an die 8.000 US-Dollar heran laufen. Aus technischer Sicht sollten sich kleinere Rücksetzer auf Sicht der nächsten Monate als erstklassige Kaufgelegenheit entpuppen.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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