Rohstoffe kompakt Energie: Strom bleibt an der Börse vorerst günstig

Alles in allem sind die Perspektiven für die Nachfrage also recht positiv. Wie aber wird sich das Angebot entwickeln? Schließlich war es vor allem die massive Ausweitung der Produktion, welche die Preise unter Druck gesetzt hat. Im letzten Jahr war vor allem das australische Angebot trotz der geringen Rentabilität nochmals massiv gestiegen (Grafik 3). Dass die australischen Minenbetreiber nicht mit Produktionseinschränkungen auf hohe Kosten, die Aufwertung des australischen Dollar und niedrige Kohlepreise reagiert haben, ist unter anderem den "Take-or-pay"-Verträgen in der Transportkette geschuldet.

USA: Clean Power Plan spricht für mittelfristig geringeren Kohlebedarf der Stromerzeuger Die US-Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) hat Anfang Juni einen Vorschlag präsentiert, mit dessen Hilfe die Kohlendioxid-Emissionen in den USA bis 2020 um 26% bzw. bis 2030 um 30% gegenüber dem Ausstoß von 2005 gesenkt werden sollen. Der "Clean Power Plan" zielt darauf ab, die Emissionen der Versorger zu senken, die noch über 70% des Stroms durch die Verbrennung von konventionellen Brennstoffen produzieren und damit rund ein Drittel der US-Treibhausgasemissionen ausmachen. Dabei wird für jeden Bundesstaat als Zielgröße ein spezifischer CO2-Ausstoß je MWh fixiert. Vier Maßnahmen wurden gleichzeitig vorgeschlagen: 1) Kohlekraftwerke effizienter zu machen 2) Gaskraftwerke effektiver zu nutzen. 3) Mehr Strom aus erneuerbaren Energien bzw. Kernkraftwerken und 4) effizientere Energienutzung im Endverbrauch. Das dürfte mittelfristig den Kohlebedarf deutlich senken: Die EPA bezifferte den Rückgang der Kohleproduktion bis 2020 auf mindestens 25% gegenüber dem Referenzszenario.
Als die Kapazitäten vor einigen Jahren knapp und die Preise hoch waren, hatten sich viele Minenbetreiber in Australien in diesen langfristigen Verträgen gebunden, was sie heute teuer bezahlen müssen. Auch wenn die dauerhaft geringe Rentabilität allmählich doch Minenschließungen erzwingen wird, dürfte per saldo laut BREE das Angebot des weltweit zweitgrößten Exporteurs nochmals leicht zunehmen. Denn gleichzeitig werden neue kostengünstige Minen in Betrieb genommen werden. Da zudem Indonesien und Kolumbien ihre Exporte ausweiten, wird das unter den niedrigen Preisen leidende Kohleexportgeschäft der USA überkompensiert und somit das Angebot vorerst reichlich bleiben. Alles in allem spricht das weiterhin hohe Produktionsniveau trotz steigender Nachfrage gegen eine spürbare Preiserholung.
Gute Chancen für eine nachhaltige Trendwende im Emissionshandel
Die Preise im Emissionshandel haben sich von ihrem Rücksetzer Ende März mittlerweile deutlich erholt. Mit 6 Euro je Tonne kostet das Recht zur Emission einer Tonne CO2 knapp 40% mehr als im Jahrestief (Grafik 4). Wir sehen die Wende aus zwei Gründen als nachhaltig an: Zum einen ist das Angebot an Zertifikaten in den Auktionen, in denen die den Unternehmen nicht kostenlos zugeteilten Zertifikate versteigert werden, durch das Backloading seit Mitte März deutlich geringer (Grafik 5). In Deutschland beispielsweise werden statt der ursprünglichen 204,5 Mio. nur 127 Mio. Zertifikate versteigert, was im Übrigen knapp 24% des EU-weiten Versteigerungsvolumens sind. Ende Mai waren bereits 55% des diesjährigen Budgets versteigert.
