Rohstoffe kompakt Agrar: Mangel an fundamentalen Daten hält Unsicherheit hoch


Kaffee:
Im Frühjahr hatten die Arabica-Kaffeepreise mit einer Preisexplosion in Höhen von über 210 US-Cents je Pfund auf die Dürre in Brasilien reagiert. Im Juli waren die Preise dann auf nur noch gut 160 US-Cents je Pfund abgesackt. Derzeit notiert Arabica-Kaffee im September-Kontrakt bei 185 US-Cents je Pfund. Die Unsicherheit über die tatsächlichen Auswirkungen der Dürre hält den Markt in Atem.
Die letzte offizielle Schätzung des staatlichen brasilianischen Vorhersagediensts Conab zur Kaffeeernte 2014 stammt bereits von Mai. Sie war die zweite für die Ernte 2014 und belief sich auf 44,6 Mio. Sack, darunter 32,2 Mio. Sack Arabica. Für Arabica wären dies deutlich weniger als die 38,3 Mio. Sack, die jeweils 2012 und 2013 geerntet worden waren. Der Exporteur Terra Forte schätzt die Arabica-Ernte sogar nur auf 28,3 Mio. Sack (Grafik 2).
Das "Hochertragsjahr" macht seinem Namen also keine Ehre - allerdings war auch das "Niedrigertragsjahr" 2013 aus dem Rahmen gefallen. Bei der ersten Conab-Schätzung im Januar war die Gesamternte 2014 noch mit 48,3 Mio. Sack angesetzt worden, darunter 36,3 Mio. Sack Arabica. Ende Juni deutete aber der brasilianische Landwirtschaftsminister an, dass die Produktion doch höher sein könnte als in der Mai-Schätzung. Die Ernte verläuft sogar schneller als im Vorjahr, und inzwischen sind etwa drei Viertel der brasilianischen Kaffeeernte eingebracht. Doch Zahlen zu den tatsächlichen Mengen sind bisher nicht verfügbar.
Entsprechend unruhig ist die Preisentwicklung, die nach wie vor von unterschiedlichen Wettermeldungen hin- und hergetrieben wird. Tatsache ist, dass der Dürre im ersten Quartal inzwischen heftige Regenfälle gefolgt sind. Während zunächst der Dürre Auswirkungen bis ins Jahr 2015 hinein zugeschrieben wurden, wird nun diskutiert, ob die hohe Feuchtigkeit zu einer vorzeitigen Blüte der Bäume für die Ernte 2015 führen kann. Ein Wetterumschwung könnte dann erhebliche negative Folgen haben.
Der nationale Kaffeerat CNC, der sich bereits bei der laufenden Ernte mit nur 41-43 Mio. Sack im unteren Bereich der Prognosen befindet, sieht 2015 nun gar ein Unterschreiten der 40-Mio.-Sack-Marke heraufziehen. Nun ist Brasilien nicht alleine für die Versorgung mit Kaffee verantwortlich. Dass die Produktion in Brasilien niedriger als im Vorjahr sein dürfte, ist aber von großer Bedeutung:

Denn bereits das noch laufende Kaffeejahr 2013/14, zu dem die hohe Vorjahresernte Brasiliens noch zählte, dürfte laut Internationaler Kaffeeorganisation ICO mit einem Defizit schließen. 2012/13 konnte noch ein Überschuss realisiert werden. Und die anderen Kaffeeproduzenten dürften nicht in der Lage sein, den Rückgang in Brasilien 2014/15 auszugleichen. Weitergehen könnte allerdings die positive Produktionsentwicklung in Kolumbien, wo 2013/14 nach ICOAngaben 11 Mio. Sack produziert werden sollen. Von Oktober bis Juli belief sich die Produktion nach Informationen des kolumbianischen Verbands der Kaffeeproduzenten bereits auf zehn Mio. Sack, ein Plus von mehr als 20% gegenüber Vorjahr.
In den Jahren davor war die Produktion wegen der Pilzkrankheit Blattrost eingebrochen. Da nach den Erneuerungsprogrammen nun weitere Plantagen erntereif werden und die Erträge steigen, könnte 2014/15 die Produktion weiter auf 12 Mio. Sack zulegen. Das Plus nimmt sich aber gegenüber den Ausfällen in Brasilien bescheiden aus. Nach einem Minus 2013/14 von nach ICO-Schätzungen 4%, dürfte also auch 2014/15 eine rückläufige Arabica-Produktion ausgewiesen werden, wenn Brasilien nicht sehr positiv überrascht.
Inzwischen kostet Arabica-Kaffee wie im Frühjahr nach seinem kräftigen Preisanstieg wieder doppelt so viel wie Robusta-Kaffee (Grafik 3). Denn der Robusta-Preis hat die Bewegungen bei Arabica in den letzten Monaten abgeschwächt mitgemacht, was bei den Substitutionsmöglichkeiten zwischen den Kaffeesorten auch nicht verwunderlich ist.
Der Robusta-Preis zog also im Frühjahr ebenfalls an, obwohl seine Produktion 2013/14 anders als bei Arabica nach ICO-Angaben um 6% steigen dürfte. Denn nach ICO-Angaben war 2013/14 im größten Robusta-Produktionsland Vietnam die Kaffeeernte mit 27,5 Mio. Sack rekordhoch gewesen. Für die ab Oktober beginnende Ernte 2014/15 rechnet die vietnamesische Kaffee- und Kakaovereinigung Vicofa mit einem Rückgang auf 23 Mio. Sack, nachdem es während der Blüte zu trocken, in den letzten Monaten aber zu nass war und so Pilzkrankheiten auftreten.
Allerdings gibt die Vicofa auch die Ernte 2013/14 nur mit 23,3 Mio. Sack an und hat - möglicherweise aus taktischen Gründen - in den letzten Jahren immer wieder zu pessimistische Prognosen ausgegeben. Beim zweitgrößten Robustaproduzenten Brasilien hat die Dürre bei dieser Kaffeesorte kaum Schäden verursacht, weshalb keine Abwärtsrevisionen bei der Ernteschätzung vorgenommen wurden. Auch nicht durch Terra Forte, die sie auf 17,4 Mio. Sack schätzen.