• Sonntag, 18 Mai 2025
  • 05:27 Frankfurt
  • 04:27 London
  • 23:27 New York
  • 23:27 Toronto
  • 20:27 Vancouver
  • 13:27 Sydney

Industriemetalle: 2015 – unsichere Zeiten voraus

05.12.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
- Seite 4 -
Zinn:

Der Zinnpreis handelt seit Ende August unter der Marke von 22.000 USD je Tonne, welche vom Verband der indonesischen Zinnexporteure als durchschnittliche Produktionskosten angesehen wird (Grafik 12). Indonesien ist hinter China der weltweit zweitgrößte Zinnproduzent und größte -exporteur und hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass sich Angebot und Nachfrage am Weltmarkt in etwa die Waage hielten. In Reaktion auf den Preisrückgang haben die indonesischen Produzenten freiwillig Material zurückgehalten und die Ausfuhren gedrosselt, um den Preis zu unterstützen. So fielen die Exporte gemäß Daten des Handelsministeriums im September mit 5.440 Tonnen unterdurchschnittlich aus.

Allerdings hielten die Produzenten dies nicht durch. Denn schon im Oktober wurden wieder 7.420 Tonnen und somit mehr Zinn ausgeführt. In den ersten zehn Monaten des Jahres lagen die Exporte mit 65,6 Tsd. Tonnen 10% unter dem Vorjahresniveau. Die indonesischen Ausfuhren könnten in den kommenden Monaten erneut geringer ausfallen. Denn die Regierung hat seit 1. November die Exportbedingungen verschärft - so wurden z.B. höhere Qualitätsanforderungen und striktere Transportbedingungen eingeführt. Damit soll mehr Kontrolle über die Ausfuhren gewonnen werden.

Der indonesische Zoll hatte schon mehrfach vorübergehend Container zurückgehalten, was zu Lieferverzögerungen führte und zur Unsicherheit unter den Käufern beitrug. Zu wirklichen Lieferausfällen kam es bislang aber noch nicht. Damit sich am Weltmarkt Angebot und Nachfrage die Waage halten, muss Indonesien laut Schätzung des International Tin Research Institute (ITRI) monatlich rund 8.000 Tonnen exportieren.

Open in new window

Darüber hinaus erwägt die Regierung, offiziell Produktionsobergrenzen und Exportquoten einzuführen, um den Preis zu unterstützen. Gemäß einer Studie, auf die sich das Bergbauministerium beruft, würde ein Produktionslimit von 35-45 Tsd. Tonnen zu Preisanstiegen beitragen. Mittlerweile hat sich der Gouverneur der Provinz Bangka Belitung, die für rund 90% der gesamten indonesischen Produktion steht, sogar für ein Exportmoratorium ausgesprochen. Diesbezügliche Gespräche mit den Produzenten sollen in Kürze beginnen.

Ende August schätzte ITRI, dass der globale Zinnmarkt in diesem Jahr weitgehend ausgeglichen sei. Zu diesem Zeitpunkt begründete ITRI seine Erwartung mit einer robusten Produktion in China und Indonesien im zweiten Quartal bei einer verhaltenen Nachfrage aus der Elektronikindustrie, dem mit einem Anteil von rund 50% wichtigsten Nachfragesektor. Mittlerweile hat die Nachfrage nach neuesten ITRI-Schätzungen aber wieder angezogen und Indonesien hat im zweiten Halbjahr bislang weniger Angebot zur Verfügung gestellt.

Der globale Zinnmarkt dürfte sich daher wieder anspannen und laut ITRI im nächsten Jahr ein Angebotsdefizit von 5-10 Tsd. Tonnen aufweisen. Umfangreiche Investitionen in neue Minenkapazitäten würden laut ITRI zudem erst ab einem Preis von mindestens 25.000 USD je Tonne durchgeführt werden.

Die sich abzeichnende erneute Knappheit am globalen Zinnmarkt sollte den Zinnpreis im nächsten Jahr unterstützen. Wir gehen daher von einem steigenden Zinnpreis auf 22.000 USD je Tonne bis zum Jahresende aus.


Eisenerz:

Der Eisenerzpreis ist Ende November erstmals seit Juni 2009 unter die Marke von 70 USD je Tonne gerutscht (Grafik 13). Neben dem massiven Überangebot am Weltmarkt lastet die schwächelnde chinesische Konjunktur auf den Preisen. China ist der mit Abstand größte Abnehmer von Eisenerz. Sollte sich der Immobiliensektor merklich abkühlen, worauf die jüngsten Daten hindeuten, dürfte sich dies in einer geringeren Rohstahlnachfrage und damit einem niedrigeren Bedarf an Eisenerz zur Stahlproduktion niederschlagen.

Die Genehmigung zum Bau zahlreicher Eisenbahnprojekte durch die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission - Zeitungsberichten zufolge wurden in diesem Jahr bislang Projekte im Umfang von 1,12 Bio. CNY (rund 182 Mrd. USD) angestoßen - haben bis jetzt nicht dazu beitragen können, den Preisverfall zu stoppen.

In der chinesischen Importstatistik für Eisenerz hat sich die schwächelnde Konjunktur noch nicht niedergeschlagen. Im Gegenteil, China hat in den ersten zehn Monaten des Jahres gemäß Daten der Zollbehörde 779 Mio. Tonnen Eisenerz eingeführt, 16% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum (Grafik 14). Zum einen dürften die chinesischen Händler opportunistisch gehandelt und die niedrigen Preise zu vermehrten Käufen genutzt haben.

Zum anderen ist wegen der niedrigen Preise das Eisenerz aus Australien und Brasilien wegen der höheren Qualität im Vergleich zum chinesischen Eisenerz bei den deutlich geringeren Produktionskosten attraktiver, so dass vermehrt auf das Angebot aus ebendiesen Ländern zurückgegriffen wird. Die höheren Importe haben sich zuletzt aber nicht mehr in steigenden Lagerbeständen widergespiegelt. In den Häfen des Landes lagen per Ende November 107,6 Mio. Tonnen Eisenerz, 6 Mio. Tonnen weniger als Mitte des Jahres, wo ein Rekordwert markiert wurde. Das heißt, ein Teil des importierten Eisenerzes wurde real verbraucht.


Unter den Produzenten hat mittlerweile ein Verdrängungswettbewerb eingesetzt. Die großen Eisenerzförderer aus Australien und Brasilien, die relativ günstig produzieren können, versuchen über eine Mengenausweitung, kleinere Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Auch die chinesischen Eisenerzhersteller, die grundsätzlich mit hohen Produktionskosten zu kämpfen haben, sollen so verdrängt werden. Dabei zeichnen sich die australischen und brasilianischen Produzenten durch eine hohe Qualität ihres Eisenerzes aus (über 50%), während der Eisenanteil in den Erzen in China nur bei gut 30% liegt. Dies verschafft ihnen einen Wettbewerbsvorteil.

Durch die Ausweitung der Produktion steigt aber das Angebot am Weltmarkt, auch wenn sich die Dynamik im nächsten Jahr abschwächen dürfte. Die staatliche australische Prognosebehörde BREE (Bureau of Resources and Energy Economics) schätzte in ihrem letztem Quartalsbericht, dass die australischen und brasilianischen Eisenerzexporte 2015 um 8,6% auf 768 Mio. Tonnen bzw. um 7,2% auf 388 Mio. Tonnen ausgeweitet werden dürften. In diesem Jahr wurden demnach aus Australien und Brasilien 22,1% bzw. 9,7% mehr Eisenerz an den Weltmarkt gebracht (Grafik 15).

Der weitere Verlauf des Eisenerzpreises hängt maßgeblich von der Entwicklung des Angebots ab. Erst wenn umfangreiche Produktionskapazitäten stillgelegt werden, dürfte es zu einer Preiserholung kommen. Hiervon sind neben BREE auch die großen Eisenerzproduzenten überzeugt. Laut Schätzung von Rio Tinto dürfte eine Tonnage im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich vom Markt genommen werden. Wir gehen von einem moderaten Preisanstieg im nächsten Jahr aus und erwarten Eisenerz Ende 2015 bei 75 USD je Tonne.


Auf einen Blick

Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)