Getreide, Soja, Baumwolle: Herbstgewinne schon geschmolzen


Auf die Stimmung drücken zudem seit vielen Monaten die eingebrochenen Importe Chinas im Zusammenhang mit der Umstellung seiner Baumwollpolitik weg von Lagerankäufen hin zu direkt bei den Produzenten ansetzenden Subventionen. Nach dem bereits massiven Rückgang der Importe Chinas in den beiden Vorjahren, ist auch 2014/15 nochmals mit einer Halbierung zu rechnen. Für das Kalenderjahr 2014 meldete der chinesische Zoll gerade einen Rückgang der Importe um 41% gegenüber 2013 auf nur noch 2,44 Mio. Tonnen. 2011/12 hatte das Land die zehnfache Menge eingeführt.
Der weitgehend auf China zurückgehende globale Handelsrückgang betraf vor allem Indien, dessen Exporte sich sehr viel negativer entwickelten als die der USA (Grafik 9). Dies hat zu einem Anschwellen der Baumwollvorräte in Indien und zu Lagerengpässen geführt. Als Folge will Indien einen Teil seiner staatlichen Baumwollbestände verkaufen, um Platz zu schaffen für die neue Ware aus der laufenden Ernte. Eine bestimmte Zielvorgabe für die zum Verkauf stehende Gesamtmenge wurde nicht genannt.
Zwar sollen die Verkäufe aus den staatlichen Reserven möglichst marktschonend erfolgen. Dennoch dürften die bevorstehenden Lagerverkäufe einen Belastungsfaktor für den Baumwollpreis darstellen. Denn Indien ist neben den USA der wichtigste Anbieter auf dem Weltmarkt. Auch in China dürften die Abverkäufe der aufgeblähten staatlichen Lagerbestände anhalten, welche das 1,7-fache des chinesischen Jahresverbrauchs betragen.
Die USA profitieren bislang von der hohen Qualität ihrer Ware, die noch immer ihre Abnehmer findet - auch aus China, dessen gelagerter Baumwolle es vielfach an der notwendigen Qualität zu einer problemlosen Verarbeitung mangelt. Mit 10 Mio. Ballen (2,18 Mio. Tonnen) dürften allerdings auch die US-Exporte nach USDA-Schätzung etwa ein Viertel unter dem Durchschnitt der Jahre 2008/09 bis 2012/13 bleiben.
Es waren die besser als befürchtet laufenden USExporte, aus denen der Preis immer wieder kurzfristige Preisanstiege zog - nur um dann wieder zurückzufallen. Der feste US-Dollar stellt allerdings einen Risiko- und Belastungsfaktor für die US-Exporte dar. Damit US-Baumwolle trotz des festen US-Dollar international konkurrenzfähig bleibt, sind niedrigere Preise als ohne diesen Währungseffekt erforderlich.
Allerdings dürfte das niedrige Preisniveau nicht ohne Folgen für die Baumwollproduktion 2015/16 bleiben. Erste Prognosen sagen für die USA eine Reduktion der Anbaufläche um 10-12% voraus. Anfang Februar wird der Verband der US-Baumwollindustrie NCC eine umfragebasierte Schätzung zu den Anbauplänen veröffentlichen. In China dürfte der Trend zu einer geringeren Anbaufläche wegen der Umstellung der dortigen Baumwollpolitik anhalten. Die China Cotton Association rechnet 2015 mit einem Minus von weiteren 25%.
In Indien dürfte die Fläche ebenfalls um 5% sinken. Dennoch sollte das Land die Nr. 1 unter den Produzenten bleiben. Diesen Titel hat es gerade von China übernommen. In Australien beeinträchtigen Wasserprobleme den Baumwollanbau. Das ICAC rechnet daher für 2015/16 erstmals seit sechs Jahren mit einem Angebotsdefizit am globalen Baumwollmarkt. Hauptgrund ist ein prognostizierter Rückgang der weltweiten Produktion um 6% auf 24,6 Mio. Tonnen. Gleichzeitig soll der globale Verbrauch geringfügig auf 24,7 Mio. Tonnen steigen.
Die Nachfrage dürfte unterstützt durch die niedrigeren Ölpreise zwar zulegen, weil dadurch die Kaufkraft der Verbraucher steigt. Allerdings sind wegen des niedrigen Ölpreises auch Kunstfasern billiger herzustellen, was der Attraktivität von Baumwolle entgegenwirkt. Von daher ist seitens der Nachfrage kein allzu großer Impuls zu erwarten.
Allerdings dürfte insbesondere die knapper werdende hochwertige Baumwolle aus den USA weiterhin gefragt sein. Wenn sich der Blick der Marktteilnehmer auf das bevorstehende Ende der Phase üppiger Angebotsüberschüsse am globalen Baumwollmarkt richtet, dürften sich die Notierungen erholen. Da wir dies für 2015/16 erwarten, prognostizieren wir für Q4 2015 einen Baumwollpreis von 65 US-Cents je Pfund.
Auf einen Blick


