Softs: Aussicht auf globale Defizite dürfte Preise stützen


Zucker:
Der Zuckerpreis in New York konnte seine Gewinne aus den ersten drei Wochen des Jahres ebenfalls nicht halten. Von knapp 16 US-Cents je Pfund ist er auf unter 14,5 US-Cents je Pfund gefallen und liegt derzeit nur wenig darüber. Nach der massiven Abwertung des Brasilianischen Real gegenüber dem US-Dollar in der zweiten Jahreshälfte 2014, war es in den ersten drei Wochen von 2015 zu einer Korrektur bekommen, die inzwischen allerdings wieder einer neuerlichen starken Abwertung des Real Platz gemacht hat.
Die in US-Dollar notierten Zuckerpreise mit ihrem starken Bezug zum größten Anbieter- und Exportland Brasilien spiegeln diesen Verlauf wider (Grafik 4). Dass das ganze Niveau der Preise niedrig ist, ist allerdings vorrangig den jahrelangen Überschüssen am Zuckermarkt geschuldet (Grafik 5).
Diese Phase dürfte aber enden. Die Verarbeitungssaison 2014/15 beim größten Produzenten Brasilien ist beendet, und die Zahlen aus dem Hauptanbaugebiet Center-South zeigen eine 4,4% niedrigere Zuckerrohrverarbeitung (569,3 Mio. Tonnen nach 595,7 Mio. Tonnen im Vorjahr). Wegen eines geringeren Zuckergehalts und eines höheren Anteils der Verarbeitung zu Ethanol steht vor der Zuckerproduktion sogar ein Minus von 6,7% (32 Mio. Tonnen nach 34,3 Mio. Tonnen im Vorjahr).
Ein verzögerter Start der Verarbeitungsperiode in hailand und ein niedrigerer Zuckergehalt führten auch hier zu einem Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert, der nun allerdings aufgeholt worden sein soll. Ob dies aber für die Gesamtsaison gilt, bleibt abzuwarten. Vorhersagen lassen einen Rückgang gegenüber der Rekordproduktion 2013/14 um 12% auf etwa 10 Mio. Tonnen erwarten.
Eine hohe Ernte dürfte dagegen in Indien zu Buche stehen, die derzeit gut zur Hälfte eingebracht ist und laut der Indischen Zuckerindustrievereinigung ISMA 26 Mio. Tonnen Zucker erbringen soll. Jahrelange über der Nachfrage liegende Zuckermengen haben auf die internen Preise und die Margen der Zuckerfabriken gedrückt. Deren Wunsch, weitere Ware mit Hilfe von Exportsubventionen am Weltmarkt abzusetzen, will die Regierung nachkommen.
Auch wenn 2014/15 die Weltzuckerproduktion in der Summe sinken soll, sieht die ISO den Markt noch in etwa ausgeglichen. Kingsman und F.O. Licht rechnen bereits jetzt mit einem globalen Defizit. Für die kommende Saison 2015/16 erwarten dies dann fast alle Beobachter. Denn es sieht danach aus, dass die Weltproduktion weiter sinkt - preis- und witterungsbedingt. Dabei richtet sich der Blick sofort wieder auf die nächste brasilianische Ernte ab April. Vorerst bleibt es dabei, dass die Feuchtigkeitsversorgung vor allem in der wichtigen Region Center-South deutlich unter dem Normalmaß für die Jahreszeit liegt.
Die meisten Beobachter, darunter Kingsman, Datagro und F.O. Licht, rechnen 2015/16 nicht mit einer höheren brasilianischen Zuckerproduktion als 2014/15. Laut Kingsman sollen in Center-South mit 575 Mio. Tonnen nur 5 Mio. Tonnen Zuckerrohr mehr als im Vorjahr verarbeitet werden. Andere Beobachter wie Green Pool erwarten maximal 570 Mio. Tonnen. Es sind allerdings nicht nur die produzierten Mengen an Zuckerrohr (und Zuckerrüben), die angebotsseitig den Preis beeinflussen, sondern auch politische Entscheidungen.
Beispiel Brasilien: Dort dürfte die Anhebung der Steuern auf Benzin und Diesel die Nachfrage nach Ethanol erhöhen, das als Substitut für Benzin eingesetzt werden kann. In Brasilien ist eine riesige Flotte an Fahrzeugen auf den Straßen, die sowohl mit Benzin als auch mit Ethanol fahren können ("Flex-Fuel"). Der Anteil dieser Fahrzeuge an der Gesamtzahl ist seit 2003 stark gestiegen und wird mit über 60% angegeben.
Die Ethanolproduktion wiederum konkurriert mit der Zuckerproduktion um den Rohstoff Zuckerrohr. Bereits in der gerade beendeten Verarbeitungssaison lag der Anteil des Zuckerrohrs, welcher der Ethanolproduktion zugeführt wurde, mit 56,8% zwei Prozentpunkte über dem Vorjahr. In diese Richtung wirkt auch, dass jüngst der Anteil von Ethanol, der Benzin beigemischt werden muss, von 25% auf 27% angehoben wurde.
