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Energie - Mehr freie Kapazitäten erwartet

03.03.2008  |  Eugen Weinberg
Einer der Gründe für die derzeit hohen Preise ist die Angst vor Angebotsengpässen. Da auf der Angebotsseite mit einer stärkeren Kapazitätsaufstockung zu rechnen ist als bisher erwartet und die Prognosen für die Ölnachfrage nach unten korrigiert wurden, dürften die Kapazitätsreserven jedoch größer sein als bislang angenommen. Damit sprechen die soliden Fundamentalfaktoren für eine Korrektur am Ölmarkt. Wir erwarten, dass Brentöl bis zum Sommer auf 85 Dollar fallen wird.

Die OPEC hat lange Zeit durch die flexible Anpassung ihrer Fördermengen Angebotsengpässe an den internationalen Märkten ausgeglichen. Wie der Markt die Kapazitätsspielräume der OPEC im Hinblick auf einen deutlichen Anstieg der weltweiten Nachfrage einschätzt, spielt daher eine wichtige Rolle für die Preisentwicklung. Im Sommer 2007 bezifferte die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem mittelfristigen Ausblick die frei verfügbaren Kapazitäten der OPEC bis 2009 auf 3,7% der weltweiten Nachfrage. Danach sei jedoch mit einem deutlichen Rückgang auf nur noch 1,6% bis 2012 zu rechnen.

Dem Monatsbericht von Februar 2008 zufolge sollen allerdings in diesem Jahr neue Förderanlagen in Betrieb genommen werden, die zu einem Anstieg des OPEC-Angebots an flüssigen Brennstoffen um 3,1 Mio. Barrel proTag (davon knapp 1,8 Mio. Barrel pro Tag an Rohöl) führen könnten. Der Vergleich des Juli-Berichts mit dem aktuellen Report zeigt zudem, dass die IEA ihre kurzfristige Prognose für die Ölnachfrage 2008 um fast 0,7 Mio. Barrel pro Tag gesenkt hat.

Selbst wenn wir davon ausgehen, dass nicht alle neuen Anlagen wie geplant in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen werden, ist dennoch klar, dass die Kapazitätsreserven 2008 eher über dem im Sommer 2007 prognostizierten Wert liegen werden. Auch unter der Annahme, dass nur die Hälfte der neuen Anlagen tatsächlich genutzt werden können, dürften die frei verfügbaren Kapazitäten der OPEC unseres Erachtens daher eher auf 4,5% der weltweiten Nachfrage zu beziffern sein. Für 2009 erwarten wir einen Anstieg der Kapazitätsreserven auf knapp 6%; ausgehend von der Annahme, dass sich der Nachfrageanstieg nach 2009 mit der mittelfristigen Prognose der IEA deckt, wird dieser Wert 2012 noch immer bei 3,5% und damit deutlich über den Prognosen des letzten Jahres und sogar über den Schätzungen für 2007 liegen.

Kurzfristig bringt dies zwar wenig, solange die Märkte bis zur Betriebsaufnahme der neuen Anlagen Angebotsengpässe fürchten. Daten aus den USA deuten jedoch darauf hin, dass die Lagerbestände an Rohöl und Mineralölprodukten für die Jahreszeit normal sind, die Benzinvorräte sogar deutlich über Normalniveau liegen. Sorgen bereitet der Nachfrageschub aus China aufgrund des harten Winters. In der schlimmsten Phase waren 6% der gesamten Stromerzeugungskapazität ausgefallen. Fast einen Monat nach dem Höhepunkt der Krise gehen wir aber davon aus, dass man für den Großteil des Strombedarfs in zunehmendem Maße auf Kohle zurückgreifen wird - insbesondere da diese Energiequelle wesentlich billiger ist - und der nachfragebedingte Druck auf den Ölpreis somit nachlassen wird.

Vorausgesetzt die Ölnachfrage aus China sinkt wieder auf ein normales Niveau und die OPEC stockt ihre Kapazitäten tatsächlich auf, dürfte u.E. die Angst vor Angebotsengpässen nachlassen und folglich die Preise fallen. Angesichts der jüngsten Rallye haben wir allerdings unsere Prognose angehoben und erwarten nun zur Jahresmitte einen Ölpreis von 85 Dollar (bislang: 75 Dollar).

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