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Milch: Perspektiven nach dem Quotenende

13.05.2015  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Wie sind die Aussichten für die weltweiten Märkte für Milch und Milchprodukte …?

Die weltweite Nachfrage wird dagegen von der EU-Kommission bis 2024 mit gut 2% p.a. robust wachsend eingeschätzt. Sie erwartet ein Plus vor allem in Indien, China und Afrika, was mit einer eiweißreicheren Ernährung der wachsenden städtischen Bevölkerung mit mittlerem Einkommen zu tun hat. Indien dürfte allerdings weitgehend Selbstversorger bleiben. China, dessen Pro-Kopf-Konsum an Milchprodukten bisher nur bei einem Drittel des weltweiten Durchschnitts liegt, ist und bleibt daher der größte Importeur von Milchprodukten und steht für etwa 20% aller Importe 2024 (in Milchäquivalent). China ist daher wichtiger für den Weltmarkt als Indien, obwohl Indien ein viel größerer Produzent und Konsument ist.

In ihrem weltweiten und über die Dekade 2014-23 reichenden Ausblick erwarten auch OECD/FAO, dass sich die Dynamik v.a. in den Entwicklungsländern abspielt (Grafik 13, S. 8). Auf sie sollen drei Viertel des weltweit erwarteten Produktionsanstiegs entfallen. Die Produktion in Neuseeland, dem größten Exporteur, soll nicht mehr so stark zulegen wie zuvor. Viele Unternehmen haben nach der kräftigen Expansion hohe Schulden und bei den nun niedrigeren Preisen Liquiditätsprobleme.

Für die EU erwarten OECD/FAO einen Produktionsanstieg von nur 0,5% p.a. Gründe dafür sind recht hohe Kosten bei einer nicht stark steigenden heimischen Nachfrage. Die Weltmilchmenge soll um 1,9% p.a steigen nach 2,2% in der Vordekade. Auch die Nachfrage dürfte weiter steigen, in den Entwicklungsländern pro Kopf und Jahr um knapp 2%, in den Industriestaaten aber jeweils nur deutlich unter 1% p.a.. Der Welthandel soll in den Bereichen Molke, Käse und Magermilchpulver mit über 2% p.a. wachsen, was vorrangig aus Exporten der USA, EU, Neuseeland, Australien und Argentinien bedient werden soll.

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… und was lässt das für die weitere Preisentwicklung erwarten?

Grafik 12 zeigt die vorsichtig optimistische Prognose von FAO und OECD für die Preisentwicklung über die kommenden Jahre. Laut OECD/FAO dürfte die steigende internationale Nachfrage nach Milchprodukten die Milch- und Milchproduktepreise über die nächste Dekade stützen. Dabei erwarten OECD/FAO, dass sich die Käsepreise am besten entwickeln werden. Real allerdings sollen alle Preise leicht sinken, was zum einen mit dem recht hohen Ausgangs- und damit Vergleichsniveau von 2013 zusammenhängt, aber auch mit Produktivitätsfortschritten. Verglichen mit der Zeit vor 2007 sollen die Weltmarktpreise allerdings deutlich höher bleiben - eine Einschätzung, die auch die EU-Kommission in ihrer Prognose für die EU-Milchpreise ab Hof bis 2024 teilt (Grafik 14).


Terminmärkte werden auch bei Milchprodukten an Bedeutung gewinnen

Selbst wenn OECD/FAO und EU-Kommission mit ihren Prognosen richtig liegen sollten, darf doch der glatte Prognoseverlauf nicht darüber hinweg täuschen, dass es auch weiterhin zu deutlichen Abweichungen um den Pfad herum kommen wird. Das Thema instabiler Preise wird also nichts an Aktualität verlieren. Über die nächsten Jahre dürfte sich daher die Bedeutung der Terminbörsen für die Milchprodukte zur Absicherung der gestiegenen Preisrisiken erhöhen, durch klassische Termingeschäfte, passgenaue Lösungen, mindestens aber als Preisreferenz etwa für Prämienkontrakte.

An der Eurex in Frankfurt werden Kontrakte für Butter, Magermilchpulver und Molkepulver gehandelt, jeweils in Kontrakten a 5 Tonnen. Die Handelsumsätze sind allerdings gering. Seit dem 13. April 2015 bietet auch die Terminbörse Euronext Butter-, Magermilchpulver- und Molkepulverkontrakte an. Diese ersetzen die vorherigen Magermilchpulver-Kontrakte, die nicht nennenswert gehandelt worden waren. Die Kontraktgröße beträgt jeweils 6 Tonnen. Noch sind die Umsätze sehr gering. Allerdings war dies auch in den USA an der Börse CME in Chicago zunächst der Fall.

Wenn die europäischen Kontrakte an genereller Akzeptanz gewinnen, könnte sich dies in einer steigenden Liquidität widerspiegeln. Eine zunehmende Liquidität wird einen breiteren Kreis von Produzenten und Verbrauchern anziehen. Dann könnte sich eine ähnliche Entwicklung ergeben, wie es die Grafiken 15-17 (auf S. 8) für die Kontrakte an der CME zeigen. Dort nahm der Handel mit Milchprodukte-Kontrakten in den letzten Jahren Fahrt auf.

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Auf einen Blick

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG



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