Industriemetalle: Preisniveau nimmt Rekordhoch ins Visier

Völlig unbeirrt von den abermals enttäuschenden USKonjunkturdaten setzte sich der Höhenflug der Basismetallpreise in der vergangenen Woche weiter fort. Rückenwind erhielten die Preise von Kupfer und Co. u.a. durch die beschleunigte Abwertung des US-Dollars, der ein neues Allzeittief ggü. dem Euro markierte. Eine schwache US-Währung stimuliert die Nachfrage nach Metallen und anderen Rohstoffen tendenziell, da diese überwiegend in US-Dollar fakturiert werden und somit für Nicht-Dollarländer günstiger werden. Im Wochenvergleich schlossen alle in London gehandelten Metalle deutlich im Plus. Kupfer und Aluminium, die als Gradmesser für den gesamten Basismetallsektor gelten, haben sich binnen vier Wochen bereits um jeweils rund 15% verteuert. Beide Metalle befinden sich damit in unmittelbarer Reichweite ihres Allzeithochs vom Mai 2006. Angesichts der aktuellen Dynamik erscheint es wahrscheinlich, dass das Preisniveau der Basismetalle - gemessen am Basismetallindex LMEX - bereits in Kürze das alte Rekordhoch vom Mai 2007 übertrifft.
History Matters: Wiederholt sich 2007?
Insgesamt erinnert der derzeitige, steile Aufwärtstrend der Basismetallpreise an den Jahresauftakt 2007. Wie schon vor 12 Monaten wird auch der aktuelle Preisschub von einem deutlichen Anstieg der Nachfrage aus China begleitet (vgl. S. 7). Angebotsseitig hat sich im Vorjahresvergleich (außer bei Nickel) wenig geändert. Die Lagerbestände der Metalle befinden sich nach wie vor auf kritischen Niveaus, so dass unerwartete Angebotsstörungen (wie aktuell in China und Südafrika) kaum abgefedert werden können. Plötzliche, starke Preissteigerungen und eine allgemein erhöhte Volatilität sind die Folge. Zwar hat sich das Tempo der globalen Expansion, aufgrund des Abschwungs in den USA, spürbar verlangsamt.
Da das Zentrum der Metallnachfrage jedoch inzwischen in den Boomregionen Asiens liegt und diese bisher kaum “Symptome einer Ansteckung“ aufweisen, ist ein deutlicher Nachfragerückgang nicht zu erwarten. Im Unterschied zu 2007 verzeichnet das laufende Jahr einen markanten Anstieg der Investmentnachfrage, welche zusätzlich preistreibend wirkt. So hat die Kombination aus sinkenden Aktienkursen, niedrigen Renditen und gestiegenen Inflationsgefahren dafür gesorgt, dass die Assetklasse Rohstoffe wieder verstärkt in das Blickfeld institutioneller wie privater Investoren gelangte. Das drastisch gestiegene Handelsvolumen an LME und Comex spiegelt das vermehrte Anlegerinteresse wider. Da es sich dabei überwiegend um Investoren mit längerfristigem Horizont handelt, dürften die Preiseffekte nachhaltiger Natur sein. Einen ebenso steilen Rückgang der Preise wie im Jahr 2007 erwarten wir daher nicht.
© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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