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Softs: Zwischen Wetter-, Wechselkurs- und Defizitprognosen

14.07.2015  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Schwieriger könnte es auch für Indien werden, das 2014/15 überraschend eine Rekordproduktion von über 28 Mio. Tonnen aufwies: Bedingt durch El Niño soll der Monsun 2015 deutlich unter dem normalen Maß bleiben, der offizielle indische Wetterdienst hält nur 88% des langjährigen Durchschnitts für wahrscheinlich. Dies gälte als Dürre. Zwar sind die Regenfälle erst zuletzt leicht unter die Norm gefallen, dennoch bleibt der Wetterdienst bei seiner Prognose für die gesamte Monsunsaison, die von Juni bis September dauert.

Produktionsschätzungen für 2015/16 liegen derzeit zwischen 26 und gut 27 Mio. Tonnen. Allerdings wird das Land wohl seine Exporte dennoch steigern - eine Verdopplung auf 2 Mio. Tonnen wird prognostiziert -, da hohe Lagerbestände auf die heimischen Preise drücken und diese die Produktionskosten bei vielen Mühlen nicht mehr decken. Die niedrigen internationalen Preise machen diese Option allerdings auch nicht attraktiv.

Brasilien und Indien sind natürlich für die globale Bilanz von Bedeutung, zumal auch Thailand unter Regenmangel leidet. Für die im Oktober beginnende Saison 2015/16 rechnet die ISO mit einem Defizit in der Größenordnung von 2,5 Mio. Tonnen – dem ersten seit 6 Jahren (Grafik 3).

Bewahrheitet sich dies, dürfte es nach Ansicht der ISO dennoch nur begrenzte Preiswirkung entfalten. Denn nach jahrelangen Überschüssen sind die Lager international gut gefüllt. Hält die Defizitphase allerdings an - und das deutet die ISO in ihrem Ausblick auf ein bei stagnierendem Angebot und steigender Nachfrage mehr als doppelt so hohes Defizit 2016/17 bereits an - könnte dies zu kräftig steigenden Preisen führen. Doch das ist Zukunftsmusik. Wir erwarten für Q4 2015 bei der reichlichen Versorgung einen Rohzuckerpreis von 12,5 US-Cents je Pfund.


Kaffee:

Der Preis für Arabica-Kaffee, der nach seinem Einbruch zwischen Oktober und Februar wochenlang zwischen etwa 130 US-Cents je Pfund und 145 US-Cents je Pfund geschwankt hatte, fiel In der zweiten Maihälfte kurzzeitig aus diesem Korridor hinaus und notierte im Tief bei 124 US-Cents je Pfund. Von diesem Niveau hat sich der Preis seither nicht nennenswert erholen können. Nachdem die Dürre in Brasilien 2014 die Preise in die Höhe getrieben hatte, drückten seit Monaten der schwache Real und nach oben revidierte Prognosen für die brasilianische Ernte 2015/16 die Preise.

Derzeit ist die Spannbreite der Prognosen sehr hoch: Verschiedene Beobachter platzieren ihre Prognosen im Bereich von 49 bis knapp 52 Mio. Sack. Das USDA-Büro in Brasilia hat sich mit 52,4 Mio. Sack an die Spitze gesetzt, da es bei Arabica-Kaffee eine besonders kräftige Erholung erwartet. Tatsache ist, dass einige Beobachter ihre Erwartungen an die brasilianische Produktion nach oben korrigiert hatten und der Preis daraufhin nachgab. Der Nationale Kaffeerat äußerte daran Kritik und legte sich auf allenfalls 43,3 Mio. Sack fest. Die letzten Prognosen sind auch wieder etwas vorsichtiger, so etwa die des Handelshauses Neumann mit 47,3 Mio. Sack.

Die Prognosebehörde Conab, die im Januar ihre Erwartung in eine Bandbreite von 44,1 - 46,6 Mio. Sack gegossen hatte, positionierte sich inzwischen am unteren Ende dieser Spanne und erwartet nun 44,3 Mio. Sack, also ein Minus von 2,3% gegenüber dem Vorjahr und den dritten Produktionsrückgang in Folge (Grafik 4). Dabei soll die Arabica-Produktion mit 32,9 Mio. Sack Arabica im unteren Bereich der Januar-Schätzung bleiben nach 32,3 Mio. Sack im dürregeprägten Vorjahr. Bei Robusta verlässt Conab mit 11,3 Mio. Sack den Januar-Korridor sogar nach unten, wozu die Trockenheit im Hauptanbaustaat Espirito Santo maßgeblich beiträgt. 2014/15 war die Robustaernte mit 13 Mio. Sack rekordhoch gewesen.

Die durch den schwachen Real angeheizten und schließlich mit fast 37 Mio. Sack rekordhohen Exporte 2014/15 haben die Kaffeeläger Brasiliens stark beansprucht, die aus der letzten enttäuschenden Ernte auch nicht reichlich gefüllt waren. Basierend auf der Produktions-Schätzung von Conab rechnet denn auch die ICO mit einem Exportpotenzial Brasiliens von nur noch rund 24 Mio. Sack. Auch das USDA rechnet mit einem weiteren Lagerabbau (Grafik 5). Positiv soll die Entwicklung in Kolumbien bleiben, wo nach dem Einbruch wegen der Pflanzenkrankheit Roja nun buchstäblich die Früchte eines jahrelangen Erneuerungsprogramms geerntet werden (Grafik 6).

Neumann schätzt 2015/16 13,8 Mio. Sack und damit nochmals deutlich mehr als die erfreulichen 12,9 Mio. Sack 2014/15. Die nationale Kaffeebauervereinigung Kolumbiens schätzt die Ernte im Kalenderjahr 2015 zwischen 12,5 und 13 Mio. Sack. Bei Robusta gehen die Schätzungen für Vietnam ebenfalls deutlich auseinander. Hier liegen optimistische Erwartungen bei 29 Mio. Sack. Das USDA schätzt nach 27.1 für 2014/15 nun 27.6 Mio. Sack für 2015/16. Andere befürchten dagegen einen Einbruch wegen der Trockenheit, auch wenn keiner soweit geht wie Vietnams Kaffee- und Kakaoorganisation Vicofa, die im März einen Einbruch auf 22,2 Mio. Sack prognostizierte.

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Abzuwarten bleiben die Auswirkungen des Klimaphänomens El Niño, das die Gefahr von Dürre in Vietnam mit sich bringt. Es ist bereits trockener als normal und Beobachter sehen die Gefahr, dass die Früchte zu klein bleiben. In Vietnam sollen Ende Mai noch Bestände in Höhe von fast 40% der letzten Ernte auf Lager gelegen haben, weil die Produzenten sich über Monate mit Verkäufen zurückgehalten hatten, da sie auf höhere Preise hofften.

Dies hat sich insofern ausgezahlt, dass das Preisverhältnis zwischen (teurerem) Arabica- und (günstigerem) Robustakaffee im Juni auf dem niedrigsten Stand seit Anfang 2014 lag. In Indonesien könnte sich die Produktion nach dem Einbruch im Vorjahr wieder etwas erholen, doch bleiben auch hier die Gefahren durch El Niño und die damit einhergehende Trockenheit. Auch was die Marktbilanzen angeht, besteht unter Beobachtern wenig Einigkeit. Nachdem im Vorjahr ein Überschuss bei Robusta dazu ausreichte, ein Defizit bei Arabica mehr als zu kompensieren, dürfte die Gesamtbilanz 2014/15 negativ ausfallen (Grafik 7).

Allerdings reduzierten optimistische Beobachter ihre Defizitschätzung für 2014/15 deutlich – wie etwa Volcafe von 10 Mio. Sack im Februar auf nur noch 6,4 Mio. Sack – und halten für 2015/16 wie das USDA gar einen Überschuss für wahrscheinlich. Es kursieren aber für 2015/16 auch Erwartungen eines weiteren Defizits am globalen Kaffeemarkt. Allerdings wird dieses dann nur höchstens halb so hoch wie 2014/15 geschätzt, das die ICO auf mindestens 8 Mio. Sack schätzt.


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