Agrar: Ausblick 2016 - Kein Spielraum für große Preissteigerungen

Auch die jüngste Prognose der EU-Kommission für die EU-Maisernte 2015 liegt nur bei 57,5 Mio. Tonnen. Damit bliebe die Ernte 2015 um gut 20 Mio. Tonnen oder 26% unter der Rekordernte des Vorjahres. Neben einer um 6% kleineren Anbaufläche ist dafür vorrangig die Hitze und Trockenheit des Sommers verantwortlich, die die Erträge drückten.
Die geringere Ernte wird wohl höhere Importe notwendig machen. Allerdings dürfte nach der wieder sehr großen Weizenernte mehr Weizen als Alternative zu Mais verfüttert werden. Zudem wurden die Lagerbestände in der Saison 2014/15 deutlich aufgestockt.

Die meisten Importe der EU stammen aus der Ukraine. Diese hat aber selbst mit den Folgen des heißen und trockenen Sommers zu kämpfen, und eine Ernte von 23 Mio. Tonnen Mais dürfte eher die Obergrenze markieren. Gegenüber den beiden Vorjahren wäre das ein Rückgang um jeweils rund 20%, was auch das Exportpotenzial begrenzt. In Europa dürfte daher die Versorgung mit Mais angespannter als am Weltmarkt insgesamt sein, zumal hier auf nicht genveränderte Ware Wert gelegt wird.
Die Knappheit an - nicht genverändertem - Mais in Europa sollte dazu führen, dass der europäische Maispreis den Abstand zum US-Mais verteidigen kann. In der nächsten Saison könnte allerdings die in der Ukraine derzeit niedrigere mit Weizen eingesäte Fläche zu einem stärkeren Anbau von Mais führen.
UkrAgroConsult rechnet deshalb für 2016/17 mit einem Anstieg der Produktion um 12% auf 25,8 Mio. Tonnen. Auch in der EU selbst dürfte die Ernte dann wieder höher ausfallen. Der europäische Bauernverband Copa-Cogeca schätzt das Plus bei einer Produktion von gut 65 Mio. Tonnen auf 15%. Großes mittelfristiges Preispotenzial sehen wir also auch bei europäischem Mais nicht. Unsere Prognose für Mais in Q4 2016 lautet auf 380 US-Cents je Scheffel in Chicago und 175 EUR je Tonne in Paris.
Sojabohnen und Raps:
Der Sojabohnenpreis markierte im November neue 6-Jahres-Tiefstände und liegt auch derzeit unter 900 US-Cents je Scheffel. Auch hier sind die hohe aktuelle Verfügbarkeit und ein entspannter Ausblick die Hauptgründe für die Preisschwäche. Zwar wurden über die letzten Monate die Prognosen für einen globalen Überschuss am Sojabohnenmarkt nach unten korrigiert, da die sich als sehr robust zeigende Nachfrage stärker als das Angebot nach oben gesetzt wurde.
Doch es bleibt dabei: Am globalen Sojabohnenmarkt dürfte ein vierter Überschuss in Folge die weltweiten Bestände von Rekordniveau aus weiter erhöhen. Auch im Verhältnis zur Nachfrage sollen die Bestände zum Saisonende so hoch wie selten in den letzten Jahrzehnten sein. Für die diesjährige US-Sojabohnenernte erwartet das USDA wie bereits im Vorjahr einen neuen Rekord. Dabei wurde nicht einmal - wie anfänglich am Markt erwartet - die Fläche spürbar ausgeweitet. Diese blieb vielmehr auf Vorjahresniveau.
Aber die Erträge sollen im Durchschnitt nochmals deutlich über dem Rekord des Vorjahres liegen. Da bei etwa gleichbleibender interner Nachfrage die Exporte gegenüber dem Top-Jahr 2014/15 bedingt durch den starken US-Dollar etwas rückläufig erwartet werden, steigt auch in den USA das Lager-Verbrauchs-Verhältnis stark an – wenn auch von niedrigem Niveau aus (Grafik 7).
Während für die USA die Ernte 2015/16 beendet ist, ist diese beim zweitgrößten Sojabohnenproduzenten Brasilien noch in weiter Ferne. Hier nähert sich erst die anfänglich schleppend verlaufende Aussaat ihrem Abschluss. Regenfälle haben inzwischen die Wahrscheinlichkeit für einen guten ersten Entwicklungsschub in vielen Gebieten erhöht. Die brasilianische Prognosebehörde Conab erwartet ein Plus bei der Fläche und den Erträgen und entsprechend einen Anstieg der Produktion auf einen neuen Rekord zwischen 101,2 und 102,8 Mio. Tonnen. Das wären nochmals mindestens 5% mehr als im bereits rekordhohen Vorjahr.
Selbst wenn beim drittgrößten Sojabohnenproduzenten Argentinien die Produktion 2015/16 ausgehend vom Rekordniveau des Vorjahres wie erwartet leicht rückläufig wäre, könnte durch die vom neu gewählten Präsidenten in Aussicht gestellte Aussetzung der Exportsteuer und Abwertung des überbewerteten Peso auch von hier mehr Angebot auf den Weltmarkt gelangen.
Die weltweite Versorgung mit Sojabohnen sollte also üppig bleiben und bis auf Weiteres keine Probleme haben, die weiter steigende Nachfrage zu bedienen. Steigen - wenn auch schwächer als in den Vorjahren – dürfte etwa weiterhin die Nachfrage Chinas. Fakt ist jedenfalls, dass China im Oktober so viel Sojabohnen importiert hat wie noch nie in diesem Monat und die Gesamtimporte im Erntejahr 2015/16 wohl auf einen neuen Rekord steigen (Grafik 8).
Dollar-Stärke und Real-Schwäche dürften dafür sorgen, dass China weiter besonders gerne auf Ware aus Brasilien zurückgreift. Das Analysehaus Oil World weist allerdings darauf hin, dass 2015/16 die Nachfrage nach Sojabohnen und den Verarbeitungsprodukten auch deswegen steigen wird, weil die Produktion bei anderen wichtigen Pflanzenölen enttäuscht.

Insgesamt erwarten wir aufgrund der entspannten Versorgungslage am Sojabohnenmarkt und dem Mangel an Impulsen von den Getreidemärkten vorerst keinen nennenswerten Anstieg der Sojabohnenpreise. Diesen sähen wir nur, wenn in Südamerika die Erwartungen einer sehr hohen Ernte 2016 schwinden würden.
Wir sehen erst für den späteren Verlauf von 2016 Erholungspotenzial, wenn bei weiter steigender Nachfrage die US-Flächen zugunsten von Mais verschoben werden. Für Q4 2016 prognostizieren wir einen Sojabohnenpreis von 900 US-Cents je Scheffel.
Am Rapsmarkt wird nach der Stagnation des Vorjahres für 2015/16 mit einem Rückgang der weltweiten Produktion gerechnet. Der Produktionseinbruch in der EU um laut EU-Kommission 12% nach der Rekordernte 2014/15 und ein weiterer Rückgang in Kanada sind dafür verantwortlich. Dass am Rapsmarkt daher nach dem in etwa ausgeglichenen Jahr 2014/15 nun für 2015/16 mit einem Defizit gerechnet wird, hat dazu geführt, dass sich der Rapspreis 2015 deutlich besser entwickelt hat als der US-Sojabohnenpreis (Grafiken 9 und 10).
Verglichen mit dem Wert zu Jahresbeginn bewegte er sich mit einer kurzen Ausnahme im positiven Bereich, während der Sojabohnenpreis um 15% nachgab. Wir erwarten, dass Raps bei der angespannteren Versorgungslage diesen Vorsprung verteidigen kann. Denn auch bei Raps richtet sich der Blick immer mehr auf 2016/17. Oil World schätzt, dass in der EU für die Ernte 2016 eine ähnlich große Fläche wie im Vorjahr mit Raps bebaut wurde. Diese lag allerdings auf einem Drei-Jahrestief.
So rechnet etwa Copa-Cogeca auch nicht mit einer Produktionserholung. In der Ukraine ist die Rapsfläche nach Angaben von Oil World fast 30% kleiner als im Vorjahr, da die Trockenheit die Aussaat massiv erschwert hatte. Zudem ist der junge Raps laut UkrAgroConsult in einem so schlechten Zustand wie seit mindestens sieben Jahren nicht. Unsere Prognose für den Rapspreis in Paris in Q4 2016 lautet auf 390 EUR je Tonne.