Industriemetalle: Metallpreise und der Dollareffekt

Der rasante Anstieg der Basismetallpreise seit Jahresbeginn ging einher mit einer beschleunigten Abwertung des US-Dollars. Gegenüber Euro und Schweizer Franken ist die US-Währung auf ein neues Allzeittief gefallen, zum japanischen Yen notiert der Dollar so tief wie zuletzt vor 13 Jahren. Grundsätzlich stimuliert eine Abwertung des US-Dollars die physische Nachfrage nach Kupfer, Aluminium und Co., da die überwiegend in Dollar fakturierten Basismetalle für andere Währungsräume günstiger werden. Darüber hinaus trägt der drastische Wertverlust der US-Währung gegenüber den wichtigsten Handelswährungen dazu bei, dass die Metallmärkte derzeit einen massiven Zufluss von spekulativem Kapital erfahren. Während der “Greenback“ seit Jahresanfang um rund 7% gegenüber dem Euro verlor, legten die Basismetallpreise im selben Zeitraum um durchschnittlich 25% zu.
Dollareffekt bei Kupfer und Aluminium am stärksten
Zwar ist die Talfahrt des US-Dollars gewiss nicht die einzige treibende Kraft hinter der aktuellen Basismetallhausse. Gleichwohl ist der Einfluss von Wechselkursschwankungen auf die Preisbildung bei den Metallen nicht zu unterschätzen. Insbesondere in Phasen unveränderter Angebots-Nachfrage-Konstellationen und dauerhaft niedriger Lagerbestände kann die Wechselkursentwicklung zwischenzeitlich zur dominanten Preisdeterminante werden. So zeigt die nebenstehende Korrelationsanalyse, dass der Zusammenhang von USDollar (zum Euro) und Metallpreisen zuletzt deutlich gestiegen ist. Dabei weisen Korrelationskoeffizienten von 0,3 und höher auf einen relativ starken Dollareffekt hin, d.h. ein Anstieg des EURUSD-Kurses (Dollarabwertung) bringt steigende Metallpreise mit sich. Kupfer und Aluminium weisen über alle Betrachtungszeiträume den stärksten Zusammenhang zur US-Währung auf.
Preis-Wechselkurs-Zusammenhang ab 2004 stabil
Betrachtet man die Korrelation von Basismetallpreisen und Wechselkursveränderung im Zeitablauf, so fällt auf, dass der Zusammenhang seit 2004 relativ stabil geblieben ist. Zuvor erwies sich der Wechselkurs-Preis-Mechanismus weitestgehend unbeständig (sowohl im Hinblick auf die Stärke wie auch die Richtung). Damit ist auch die Prognosekraft der EURUSD-Entwicklung für die erwarteten Basismetallpreise deutlich gestiegen. Vor diesem Hintergrund haben wir nachfolgend einige EURUSD-Szenarien und deren rechnerische Implikationen für die verschiedenen Metallpreise durchgespielt.
FED-Entscheid kurzfristig preistreibend
Der am morgigen Dienstag (18.03) anstehende Zinsentscheid in den USA dürfte einen ersten Impuls für die kurzfristige Marschrichtung von EURUSD und damit auch der Metallpreise geben. Da wir von einer Leitzinssenkung von mindestens 75 BP ausgehen, während die EZB weiterhin keinerlei Zinssenkungssignale für den Euroraum aussendet, sollte der US-Dollar vorerst weiter unter Druck bleiben. Wie gezeigt, wird dies für sich genommen die Preise von Kupfer und Co. stützen.
Nebenstehende Tabelle zeigt die rechnerischen Basismetallpreise für verschiedene EURUSD-Wechselkurskonstellationen. Demnach würde der Kupferpreis bei einer Fortsetzung der Dollartalfahrt bis EURUSD 1,80 sogar die 9.000 USD-Marke sprengen. Angesichts der überverkauften Situation an den Dollarmärkten, dem fundamental kaum mehr zu rechtfertigenden Wechselkursniveau (z.B. Kaufkraftparität) und zunehmendem Druck auf die Europäische Zentralbank spricht mittelfristig mehr für eine Erholung Dollars. Spätestens dann dürfte auch mit einer Korrektur der Metallpreise auf ein nachhaltigeres Niveau zu rechnen sein.
© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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