Industriemetalle: Liquidierungswelle löst Metallmarktcrash aus


In der vergangenen Handelswoche bewiesen die Metallmärkte in London, New York und Shanghai einmal mehr ihren Hang zu Extremen. Zwar war nach Wochen ununterbrochener Preiszuwächse eine Korrektur von Kupfer und Co. längst überfällig geworden. Der erdrutschartige Einbruch aller Metallnotierungen dürfte die meisten Marktteilnehmer jedoch überrascht haben. Während die Preise von Kupfer und Zinn um 8% bzw. 5% nachgaben, bewegten sich die Verluste bei Aluminium, Nickel, Blei und Zink jeweils im zweistelligen Prozentbereich. Um das Ausmaß des Geschehens einordnen zu können, lohnt ein Blick auf die Historie der LME. Seit der erstmaligen Berechnung des Gesamtmarktindex LMEX im Jahr 1984 finden sich gerade einmal fünf Wochen mit einem ähnlich starken Markteinbruch wie in der vergangenen (kurzen!) Handelswoche.

Anstieg der Risikoaversion, Rückzug der Investoren
Auslöser des Crashs war der Beinahe-Kollaps der Investmentbank Bear Stearns, der nur durch die konzertierte Rettungsaktion (Bail-out) von US-Notenbank und
JP Morgan verhindert werden konnte. Dies hatte erneut Schockwellen durch die globalen Finanzmärkte gesendet und eine weitere Welle steigender Risikoaversion (Abb. 2) und erhöhtem Liquidierungsdruck losgetreten. Wie schon in zwei der drei vorangegangenen Phasen einer sprunghaft ansteigenden Volatilität an den Kapitalmärkten, strahlte die Verunsicherung der Investoren auch dieses Mal wieder auf die Rohstoffmärkte aus.

Während Anleger und Spekulanten im bisherigen Jahresverlauf beinahe blindlings in Rohstoffinvestments geflüchtet sind, stand die letzte Woche ganz im Zeichen einer ebenso pauschalen Rückabwicklung von Rohstoffengagements. Neben Gewinnmitnahmen und einem allgemein gesteigertem Liquiditätsbedürfnis, haben auch die von Banken geforderten höheren Sicherheitsleistungen bei Termingeschäften den Liquidationsdruck vieler Fonds verschärft, welche ihre Positionen nun mit aller Macht zu schließen versuchen.

Übertreibung nach unten möglich
Nach den spekulativen Exzessen der vergangenen Wochen schlägt das Pendel nun in die andere Richtung aus. Wie in der Vergangenheit bereits mehrfach vorexerziert ist eine Übertreibung nach unten in den kommenden Tagen und Wochen durchaus vorstellbar. Die heftigen Preisausschläge von Kupfer, Aluminium und anderen Metallen sollten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die zugrundeliegenden physischen Märkte unverändert knapp sind. Der langfristige, strukturelle Aufwärtstrend der Metallpreise ist daher weiterhin ungebrochen.
© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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