Zucker demnächst wieder einstellig?

In der Vergangenheit hat sich des Öfteren gezeigt, dass die Internationale Zucker Organisation mit ihren Prognosen sehr viel näher an der „Wahrheit“ liegt als das amerikanische Landwirtschaftsministerium. Wir gehen davon aus, dass dies auch jetzt wieder so sein wird und sich insbesondere das enorme Verbrauchs-Wachstum nicht bestätigt, zumal die Ethanol-Industrie die in sie gesetzten Hoffnungen bislang nicht wirklich erfüllen konnte.
Zugegeben: Die Branche verzeichnet ansehnliche Wachstumsraten. Aber von einer nachhaltigen Marktdurchbringung ist der Spritersatz noch weit entfernt. Daran ändert es auch nichts, wenn der kalifornische “Gouvernator“ werbewirksam mit einem ethanolgetriebenen “Hummer“ durch die Gegend “kurvt“. Längerfristig mag die Zucker-Nachfrage seitens der Ethanol-Produzenten vielleicht kräftig zunehmen. Kurz- bis mittelfristig jedoch ist davon nicht auszugehen, weil bereits heute mehr Ethanol erzeugt als benötigt wird.
Fundamental überbewertet
Wir denken daher, dass die Internationale Zucker Organisation mit dem in Aussicht gestellten Angebotsüberschuss von gut neun Millionen Tonnen relativ gut liegt. Gegenüber der vergangenen Saison bedeutet dies ein Minus von 16 Prozent. Vergegenwärtig man sich, dass die Zucker-Notierungen seit ihren Tief knapp unter neun US-Cents Mitte Mai 2007 um mehr als 30 Prozent zulegen konnten, ist der Süßstoff aktuell sicherlich gut bezahlt.
Weiteres nennenswertes Aufwärtspotenzial vermögen wir demzufolge nicht zu erkennen, es sei denn in einigen großen Anbau-Staaten kommt es tatsächlich zu beträchtlichen Ernte-Einbußen, wonach es aktuell aber nicht aussieht. Eher schon bestehen nicht unerhebliche Risiken auf der “Down-Seite“.
Charttechnisch durchwachsen
Auch charttechnisch sieht die derzeitige Situation eher durchwachsen aus: Der dynamische Aufwärtstrend seit Dezember 2007 ist nach den jüngsten Korrekturen klar nach unten durchbrochen. Zugleich notiert Mai-Zucker recht deutlich unter seiner 18-Tage-Linie und der MACD sowie der RSI stehen unverändert auf “verkaufen“. Allerdings generiert die etwas schnellere Stochastik bereits wieder ein Kaufsignal, nachdem der Support bei etwa 11,80 US-Cents erfolgreich verteidigt wurde. Dadurch ist zudem der flache Aufwärtstrend seit dem Spätsommer letzten Jahres intakt.
Sollten sich die leichten Kursanstiege in den zurückliegenden Handelstagen nicht als bloßes “Strohfeuer“ entpuppen, besteht aus technischer Sicht durchaus Hoffnung, dass der Markt wieder nach oben dreht. Ein prozyklisches Kaufsignal ergibt sich, wenn der Widerstand bei 13 US-Cents überwunden wird. Ob es dazu allerdings kommt, muss man abwarten. Die Chancen hierfür bewerten wir als bestenfalls mäßig. Kommt es zu neuerlichen Rücksetzern und wird dabei die Marke von 11,80 US-Cents nachhaltig durchbrochen, sind einstellige Notierungen vorstellbar. Insgesamt erachten wir das letztgenannte Szenario auch aus fundamentaler Sicht für wahrscheinlicher.
Erfolgreiche Rohstoff-Trades wünscht
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de