Genussmittel: Knapper, aber nicht knapp

In Deutschland jedenfalls ist laut WVZ (Wirtschaftliche Vereinigung Zucker) mit einem deutlichen Anstieg der Produktion zurück auf das langjährige Mittel zu rechnen: Das Produktionsplus gegenüber dem schwachen Vorjahr - dem schwächsten in vier Jahrzehnten - soll 35% betragen.

Die Erwartungen in anderen EU-Ländern sind gemischt, im größten Zuckerland der EU, Frankreich, eher enttäuschend. Die EU-Kommission hat für die EU als Ganzes für 2016/17 in ihrer Kurzfristschätzung eine Zuckerproduktion von 16,3 Mio. Tonnen eingestellt (Grafik 3), 1 Mio. Tonnen weniger als in ihrer Winter-Kurzfristschätzung, allerdings unter Annahme eines geringeren Flächenzuwachses als sie es in ihrer August-Zuckermarktpräsentation ausweist (s.o.).
Diese Produktion wird ihrer Ansicht nach die Verfügbarkeit auf dem Binnenmarkt weiter knapp halten. Daher dürften die EU-Preise weiter steigen, wie sie es seit Monaten tun. Dabei unterzeichnen die veröffentlichten Preisdaten die Preisentwicklung am Spotmarkt, da viele längerfristige Kontrakte in die Berechnung eingehen. Außerdem hält die Kommission höhere Importe für nötig, die bei Bedarf auch durch "Maßnahmen" der Kommission erleichtert werden könnten.
Wie so oft schwanken die Preise auch kurzfristig mit der Witterung insbesondere im brasilianischen Hauptanbaugebiet Center-South. Regnet es dort stark und droht die Ernte unterbrochen zu werden, steigen die Preise, auch wenn der Regen die längerfristigen Perspektiven der Produktion in den so häufig von Trockenheit leidenden Landstrichen verbessert. Die kalte Witterung könnte allerdings den Ausblick für 2017/18 trüben, auch wenn die Zuckerrohrgebiete wohl von schädlichen Frosteinbrüchen verschont wurden. Dann würde auch für 2017/18 ein weiteres Defizit am globalen Zuckermarkt wahrscheinlich.
Ob bedingt durch unterschiedliche Rechnungsweisen höheres oder niedrigeres Defizit 2016/17 als im Vorjahr: (Mindestens) Zwei Defizite in Folge werden die internationalen Lagerbestände an Zucker deutlich abschmelzen lassen. Die Fundamentaldaten sprechen also zumindest vorerst weiter für eine robuste Preisentwicklung.
Dass wir im vierten Quartal leicht rückläufige Notierungen erwarten, hat mit der dann auf Hochtouren laufenden Rübenernte und Zuckerproduktion ("Kampagne") in wichtigen Produzentenländern der nördlichen Hemisphäre zu tun und mit der Erwartung eines sich wieder abschwächenden Brasilianischen Real. Wir rechnen mit einem Rohzuckerpreis von 21 US-Cents je Pfund im vierten Quartal 2016 und einem weiteren moderaten Rückgang im nächsten Jahr.
Kaffee:
Der Preis für Arabica-Kaffee ist zuletzt sogar über das Niveau hinaus gestiegen, das er Mitte Juli nach einem rasanten 6-Wochenanstieg markiert hatte. Aktuell kostet Arabica-Kaffee 153 USCents je Pfund, so viel wie zuvor zuletzt im Februar 2015. Vom Tief im Januar bedeutet dies einen Anstieg um 40%. Die seither erfolgte Aufwertung des Brasilianischen Real hat daran einen nicht unerheblichen Anteil. Denn dadurch verteuern sich die Exporte aus dem größten Arabica-Produzentenland Brasilien.
Zwischenzeitlich hatten Meldungen über die gute brasilianische Arabica-Ernte für Preisdruck gesorgt. Die Arabica-Ernte 2016/17 wird in den letzten Monaten auf hohe 40-45 Mio. Sack geschätzt, nach nur 32 Mio. Sack 2015/16. Die besten Qualitäten kommen erst jetzt auf den Markt, gerade in hoch gelegenen Gebieten, die einen hohen Anteil des qualitativ besten Kaffees liefern, ist die Ernte noch nicht abgeschlossen.
