• Donnerstag, 15 Mai 2025
  • 05:06 Frankfurt
  • 04:06 London
  • 23:06 New York
  • 23:06 Toronto
  • 20:06 Vancouver
  • 13:06 Sydney

2017 – Kurzfristige Korrektur ebnet Weg für höhere Preise

01.12.2016  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
- Seite 3 -
Gerade in China, dem mit einem Weltmarktanteil von rund 55% mit Abstand größten Aluminiumproduzenten, haben die Schmelzen nach den Produktionskürzungen im Frühjahr die zuletzt hohen Preise genutzt und ihre Produktion wieder deutlich ausgeweitet. Im September beispielsweise hatte China gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros fast wieder rekordhohe Mengen Aluminium produziert. Bis Ende Oktober lag die chinesische Aluminiumproduktion nur 2% unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Je nachdem, wie stark die Produktion in den verbleibenden Wochen des Jahres noch ausgeweitet wird, könnte sie ein neues Rekordjahr erreichen. In China wurden zuletzt und werden noch vormals stillgelegte sowie neue kostengünstige Produktionsanlagen im Umfang von zusammen mehreren Millionen Tonnen in Betrieb genommen. Dies lässt erwarten, dass auch im nächsten Jahr große Mengen Aluminium in China produziert werden. Zwar steigt der Bedarf von Aluminium im Reich der Mitte, das Angebot wird diesen aber deutlich übertreffen. China wird daher wie bisher wohl auch zukünftig viel Aluminium und Aluminiumprodukte exportieren, womit der Weltmarkt gut versorgt bliebe (Grafik 8).

Industriekreisen zufolge machen die chinesischen Schmelzen bei Aluminiumpreisen oberhalb von 12.500 CNY je Tonne Gewinne. Ende November lagen diese laut dem chinesischen Research-Institut SMM bei umgerechnet etwa 250 USD je Tonne. Neben der Abwertung der heimischen Währung – der Yuan liegt gegenüber dem US-Dollar auf einem 8½-Jahrestief – profitieren viele Produzenten in China noch von subventionierten Strompreisen. Da die Kohlepreise in den letzten Monaten aber rasant gestiegen waren – der Preis für australische Kohle zum Beispiel hatte sich zwischenzeitlich mehr als verdoppelt –, dürfte dies trotz der Subventionen auch Auswirkungen auf die Energiekosten der Schmelzen haben. Energie macht in etwa 40% der gesamten Produktionskosten von Aluminium aus. Darüber hinaus sind die Rohmaterialkosten wie zum Beispiel für Alumina deutlich gestiegen. Auch die Transportkosten haben zuletzt angezogen. Dies könnte die Produktionsausweitung im nächsten Jahr etwas bremsen.

Die globale Aluminiumnachfrage wird in diesem Jahr aller Voraussicht nach um 5% anziehen. China bleibt dabei einer der größten Nachfragetreiber. Im nächsten Jahr dürfte die Nachfrage in ähnlicher Größenordnung wachsen. Treiber hierfür sind wie bisher der Transportsektor (Autoindustrie und Luftfahrtbranche) sowie der Bausektor. Die höhere Nachfrage reicht unseres Erachtens aber nicht aus, das Angebot vollständig zu absorbieren.

Der globale Aluminiummarkt dürfte unserer Meinung nach gut versorgt bleiben, was gegen einen deutlichen, nachhaltigen Anstieg des Aluminiumpreises spricht. Kurzfristig gehen wir von einer Korrektur aus. Ende 2017 sollte Aluminium dann wieder 1.700 USD je Tonne kosten. Höhere Preise sehen wir nur dann, wenn die Produktion doch nicht so stark ausgeweitet wird.

Die stärkste Preisentwicklung unter den Industriemetallen verzeichnete in diesem Jahr bislang Zink mit einem Plus von zwischenzeitlich 85%. Ende November stieg Zink kurzzeitig sogar auf ein 9-Jahreshoch von 2.985 USD je Tonne (Grafik 9). Seit dem Mehrjahrestief im Januar war Zink in diesem Jahr fast ununterbrochen im Aufwind. Getrieben wurde das hauptsächlich zur Galvanisierung von Stahl verwendete Metall durch umfangreiche Produktionskürzungen in Folge der zuvor stark gefallenen Preise. Rund um den Jahreswechsel 2015/16 hatten mehrere Produzenten innerhalb und außerhalb Chinas angekündigt, 2016 zusammen etwa 10% des Angebots aus dem Markt zu nehmen, um den Preis zu stützen. In den ersten drei Quartalen war die globale Zinkproduktion gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) im Vergleich zum Vorjahr zwar "nur" um 1% rückläufig, dies hat aber dennoch ausgereicht, um den Preis nach oben zu treiben. Die globale Zinkminenproduktion fiel in diesem Zeitraum nach Lesart der ILZSG um 3,5%.

Open in new window

Die ILZSG hatte Ende Oktober auf ihrer Herbsttagung für den globalen Zinkmarkt ihre bisherige Schätzung mit einem Angebotsdefizit von 349 Tsd. Tonnen für 2016 fast unverändert beibehalten. Auch 2017 soll demnach das Angebot hinter der Nachfrage zurückbleiben – das Defizit wird mit noch immer hohen 248 Tsd. Tonnen angesetzt. Dies wäre das vierte Angebotsdefizit in den letzten fünf Jahren (Grafik 10). Die Produktion wird sich im nächsten Jahr laut ILZSG spürbar von den preisbedingten Kürzungen 2016 erholen (+2,9%). Die Nachfrage soll ebenfalls an Momentum gewinnen und um 2,1% zulegen.

Allerdings wurde zuletzt schon wieder deutlich mehr Zink produziert. So hat China Daten des Nationalen Statistikbüros zufolge im Oktober die Zinkproduktion auf 555 Tsd. Tonnen ausgeweitet. Dies ist der zweithöchste Monatswert überhaupt und er liegt in unmittelbarer Reichweite des bisherigen Rekordwertes von Mitte letzten Jahres (Grafik 11). Auch außerhalb Chinas hatten einige Zinkhersteller im dritten Quartal ihre Produktion spürbar erhöht. Die Angebotslage am globalen Zinkmarkt könnte sich daher schneller entspannen als angenommen. Sollte China die bereits angekündigten Infrastrukturmaßnahmen umsetzen und Trump seine Wahlkampfversprechen wahr machen und ebenfalls große Infrastrukturprojekte in den USA anstoßen, dürfte die Nachfrage nach Zink hoch bleiben bzw. stärker wachsen, so dass der Markt im substanziellen Angebotsdefizit bleibt.

Da das Angebot wohl nicht ausreicht, die Nachfrage im nächsten Jahr zu befriedigen, rechtfertigt dies unseres Erachtens 2017 höhere Zinkpreise. Nach einer kurzfristigen deutlichen Korrektur rechnen wir daher mit einem Anstieg des Zinkpreises bis auf 2.600 USD je Tonne zum Jahresende.

Open in new window




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)