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Rohstoff-Trader: Kaffee vor Trendwende nach oben?

18.05.2007  |  Marc Nitzsche
Für die ´´Kaffee-Bullen´´ war das Jahr 2007 bisher an Tristesse kaum zu überbieten. Seit Januar ´´taumeln´´ die Notierungen quasi von einem Tief zum nächsten. Derzeit jedoch scheint es zu einer Bodenbildung zu kommen. Handelt es sich hierbei wie unlängst bei Zucker um eine klassische ´´Bullenfalle´´ oder stehen wir unmittelbar vor einer deutlichen Aufwärtsbewegung?


USDA sieht moderaten Angebotsüberschuss

Eingeleitet wurde der massive Preisverfall durch die letzten Angebot/Nachfrage-Schätzung seitens des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA). Anfang Dezember verkündeten die Behörden, dass man in der Saison 2006/07 eine weltweite Kaffee-Produktion in Höhe von 128,6 Millionen Bags erwartet. Den globalen Verbrauch bezifferte das USDA für den gleichen Zeitraum auf 125,4 Millionen Säcke. Hieraus errechnet sich eine Übertragsrate von 23 Millionen Säcken, die im längerfristigen Vergleich auf den ersten Blick durchaus komfortabel erscheint.

Eins allerdings darf in diesem Zusammenhang nicht übersehen werden: Der kräftige Zuwachs beim Verbrauch führt ungeachtet der üppigen Endbestände zu einer Stagnation des Ending Stock to Use Ratio im Bereich von 18 Prozent. Damit bewegt sich das Verhältnis zwischen Vorräten und Verbrauch am unteren Ende der Werte seit 1990. Von einer ´´Kaffeeschwemme´´ kann somit eigentlich keine Rede sein.


Brasilien reduziert Ernte-Schätzung

Den jüngsten Report der International Coffee Organization (ICO) vom März dieses Jahres ignorierte der der Markt zu unserer Überraschung fast vollständig. Die ICO hob ihre Prognose für den diesjährigen globalen Verbrauch von 117,5 auf 120 Millionen Bags an. Demgegenüber soll der weltweite Output nur 112 Millionen Säcke betragen. Damit würde eine beachtliche Versorgungslücke entstehen, die sich über kurz oder lang eigentlich in steigenden Preisen manifestieren müsste. Dass es dazu bislang nicht kam, dürfte in erster Line folgenden Grund haben:

Bei ihrer Produktionsschätzung bezieht sich die Internationale Kaffee-Organisation auf die Ertragsprognosen der brasilianischen Regierung. Diese wurden im Mitte/Ende April zwar von zuvor 37,5 auf nunmehr 32 Millionen Bags ´´heruntergeschraubt´´. Da jedoch bekannt ist, dass Brasilen die eigene Ernte im Vorfeld gerne ein bisschen niedriger ansetzt, um die Weltmarktpreise nicht unnötig zu belasten, scheint dem Markt ein bisschen der Glaube an diese Vorhersage zu fehlen.


Zyklisches Ertragstief im ´´Land am Zuckerhut´´

So ganz von der Hand zu weisen ist die Einschätzung der brasilianischen ´´Obrigkeit´´ aber nicht: Die Kaffeesträucher im Land am Zuckerhut befinden sich in einem zyklischen Ertragstief. Kaffeepflanzen haben ´´fette´´ und ´´magere´´ Jahre. Und die Saison 2006/07 dürfte ungeachtet der Tatsache, dass die Witterungsbedingungen in den zurückliegenden Monaten annähernd optimal waren, nicht zu den Top-Ernte-Jahren gehören.


Gefahr von Frostschäden

Zudem sollte man den alsbald anstehenden Winterbeginn in Brasilien mit ins Kalkül ziehen. Während unserer Sommermonate kann es im Land des größten Kaffee-Produzenten immer wieder zu Frost kommen, der den empfindlichen Kaffeesträuchern nicht unerhebliche Schäden zufügt. Zugegeben: In den vergangenen Jahren gingen diese ´´Frost-Wetten´´ nicht auf. Doch das heißt natürlich nicht, dass es 2007 wieder so laufen muss.


Long-Engagements mit guten Chance/Risiko-Verhältnis

Fundamental stellt sich die Lage am Kaffeemarkt somit längst nicht trist dar, wie man es nach dem Kursverlauf vermuten könnte. Interessant wird es am 8. Juni werden, wenn das US-Landwirtschaftsministerium seine neue Angebot/Nachfrage-Prognose abgibt. Dann werden wohl die ´´Weichen´´ für die kommenden Monate gestellt. Bis dahin sind Long-Engagements in Kaffee sicherlich nur etwas für wagemutige Investoren, wenngleich das Chance/Risiko-Verhältnis auf dem gegenwärtigen Preisniveau sicherlich eher als positiv zu bezeichnen ist.


Charttechnisch viel versprechend

Charttechnisch deutet sich derzeit bereits eine Trendwende nach oben an: Zwar ist der Abwärtstrend seit Ende Dezember 2006 nach wie vor intakt. Aber die Supportzone zwischen 105 und 106,50 US-Cents konnte erfolgreich verteidigt werden. Mittlerweile hat sich sogar ein ganz zarter neuer Aufwärtstrend etabliert. Der MACD generiert derzeit ein erkennbares Kaufsignal. Das Momentum ist im Steigen begriffen und notiert zur Stunde mit 100,14 sogar leicht im bullischen Bereich (über 100).

Gleiches gilt für den Williams: Dieser hat das Niveau von -20 mittlerweile recht deutlich nach oben durchbrochen (-29), was für weitere Kurssteigerungen spricht. Aus technischer Sicht steht die Mehrzahl der ´´Ampeln´´ damit auf grün. Sollte in den kommenden Handelstagen der längerfristige Abwärtstrend, der aktuell bei etwa 108 US-Cents verläuft nachhaltig nach oben durchbrochen werden, und gleichzeitig der Widerstand bei 110 US-cents geknackt werden, könnte die zuletzt gesehen Aufwärtsbewegung an Fahrt gewinnen. Mutige ´´Technik-Fans´´ können bereits jetzt erste Long-Positionen in Erwägung ziehen.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
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