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China ändert Exportbesteuerung

01.03.2017  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Höhere chinesische Exporte bzw. geringere Importe würden dabei helfen, die bislang streikbedingten Produktionsausfälle in diesem Jahr abzufedern. Die International Copper Study Group (ICSG) hatte auf ihrer Herbsttagung im Oktober für 2017 einen Angebotsüberschuss von 163 Tsd. Tonnen in Aussicht gestellt.

Im Falle von Zinn wurde vom Verband der chinesischen Nicht-Eisenindustrie mit Verzögerung bestätigt, dass die seit 2008 bestehende Exportsteuer auf Zinnraffinade nicht mehr verlängert wurde. Die Einführung der Steuer vor neun Jahren hat neben der steigenden heimischen Nachfrage dazu beigetragen, dass China seitdem vom Netto-Exporteur zum Netto-Importeur geworden ist. 2016 wurden gemäß Daten der Zollbehörde 7,2 Tsd. Tonnen Zinn netto eingeführt, der Großteil davon in der zweiten Jahreshälfte.

In den Jahren zuvor wurde allerdings zumeist mehr Zinn importiert. Deutlich gestiegen sind im letzten Jahr die Importe von Zinnerz (um 63% auf rund 475 Tsd. Tonnen gemäß Daten des World Bureau of Metal Statistics). Sie haben damit ein Rekordhoch erreicht. Das Rohmaterial kam dabei fast ausschließlich aus Myanmar. Es wurde in China zu Zinnraffinade verarbeitet (+10% auf 183 Tsd. Tonnen).

Damit haben sich laut Einschätzung des International Tin Research Institute (ITRI) in den letzten Jahren aber hohe Lagerbestände in China aufgebaut. Diese liegen wohl vor allem in außerbörslichen Lagerhäusern und sind deshalb nicht in der SHFE-Statistik erfasst. Noch gibt es laut Einschätzung von ITRI aber keinen Anreiz, das überschüssige Material zu exportieren, da die Zinnpreise an der SHFE über den LME-Preisen liegen (Grafik 4).

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Sobald sich hier ein Arbitragefenster öffnet, könnte laut ITRI aber umfangreiches Material an den Weltmarkt gelangen. Die nicht erneuerte Exportsteuer dürfte jedenfalls einen Anreiz zu Ausfuhren geben. Bei Zink und Blei wurde die Exportsteuer auf Erze und Konzentrat jeweils komplett gestrichen. Dies dürfte jedoch keine Auswirkungen auf die Handelsaktivitäten Chinas haben. Denn China hat im letzten Jahr Daten der Zollbehörde zufolge lediglich 4.300 Tonnen Zinkerz exportiert.

Dem gegenüber standen Importe von 2 Mio. Tonnen. Die Ausfuhren von Zinkerz waren zudem in den Jahren zuvor höher, trotz der Exportsteuer. Von Blei hat China 2016 gar kein Erz exportiert. In den vorherigen Jahren waren die Ausfuhren hier ebenfalls vernachlässigbar. Wie bei Zink hat China dagegen große Mengen Bleierz importiert - 2016 waren es 1,4 Mio. Tonnen, Tendenz allerdings rückläufig. China hat für Zink und Blei umfangreiche Schmelzkapazitäten, so dass es die Erze selbst zu Raffinade verarbeitet, welche dann hauptsächlich im Land verbraucht wird.

Nickel stellt die Ausnahme in den aktuellen Änderungen der Exportsteuer dar. Denn diese wurde zum Beispiel auf Nickelerz und -konzentrat sowie Nickelschrott mit 15% neu eingeführt. Ähnlich wie bei Zink und Blei hat dies bei Nickel aber wohl auch nur symbolischen Charakter. Denn China exportiert so gut wie kein Nickelerz, führt dafür aber Jahr für Jahr große Mengen ein. 2016 summierten sich die Importe von Nickelerz auf 31,9 Mio. Tonnen.

Sie waren damit das dritte Jahr in Folge rückläufig, was am Exportverbot von unbehandelten Erzen in Indonesien und den Minenschließungen auf den Philippinen im Rahmen der dortigen umweltpolitischen Überprüfung zurückzuführen ist. Indonesien war lange Zeit der größte Nickelerzlieferant für China und wurde 2014 von den Philippinen abgelöst. Bei anderen Nickelformen wurde die Exportsteuer dagegen deutlich reduziert.

Dank der Reduzierung bzw. Abschaffung der Exportsteuer auf viele Industriemetalle seit Jahresbeginn könnte China zukünftig mehr Metalle exportieren, auch wenn der Effekt in der Handelsstatistik für Januar noch nicht zu erkennen war. Damit wäre so mancher Metallmarkt (noch) besser versorgt. Besonders stark dürfte Aluminium betroffen sein, da China ohnehin schon ein großer Exporteur ist und dem Weltmarkt große Mengen Material zur Verfügung stellt.

Aber auch Kupferraffinade könnte künftig verstärkt ausgeführt werden, zumal die börsenregistrierten Lagerbestände in China zuletzt stark gestiegen waren. Allerdings sind Chinas Kupferexporte gemessen an der weltweiten Nachfrage deutlich geringer als die Aluminiumausfuhren (1,8% bzw. 7,9% im letzten Jahr; Grafik 5). Sollte China darüber hinaus wieder Zinnraffinade exportieren, wäre auch der globale Zinnmarkt besser versorgt.


Auf einen Blick

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