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Oil Markets Weekly

22.04.2008  |  Andy Sommer
Ölpreisentwicklung

Auch in der letzten Woche eilten die Ölpreise wieder von einem Rekordstand zum nächsten. Unterstützt von einem USD, der sich in Richtung 1,60 bewegte, und erneut rückläufigen Rohöllagerbeständen erreichte der Preis für die Sorte WTI am Freitag fast ein Niveau von 117 USD je Barrel. Trotz der hohen Preisniveaus hat die OPEC erneut deutlich gemacht, dass eine Erhöhung der Ölförderung für sie nicht in Frage kommt. Das Kartell geht davon aus, dass der Markt angebotsseitig gut versorgt ist; der Grund für den Ölpreisanstieg ist hauptsächlich im schwachen USD zu suchen.

Die International Energy Agency (IEA) hat ebenfalls zu den hohen Ölpreisen Stellung bezogen. Zum Auftakt der Konferenz der Energieproduzenten/Konsumenten in Rom betonte der Geschäftsführer der IEA Tanaka, dass das aktuelle Ölpreisniveau zu hoch ist, insbesondere für Entwicklungsländer. Allerdings erklärte er, dass es keiner Erhöhung des Ölförderniveaus bedarf, sondern dass das aktuelle Niveau ausreichend sein sollte.

Die momentan auf Höchstständen notierenden Ölpreise sind unserer Meinung nach fundamental kaum zu erklären. Entsprechend sind es andere Faktoren, die die Ölpreisentwicklung treiben. So sorgt beispielsweise der schwache USD für Mittelzuflüsse in Rohölinvestments; zum einen wird der Ölmarkt für Anleger, die nicht aus dem USD-Raum kommen, attraktiver, zum anderen nutzen Investoren Rohöl als Absicherungsinstrument gegen Inflation. Unabhängig von der USD-Entwicklung haben jedoch spekulative Investments die Ölpreise in der letzten Zeit insgesamt stark beeinflusst.

Darüber hinaus spielen geopolitische Risiken eine Rolle, die in den jetzigen Ölpreisniveaus ebenfalls mit Risikoprämien eingepreist sind. Wir gehen dennoch davon aus, dass in den kommenden Monaten wieder die Fundamentaldaten die Oberhand gewinnen sollten, auch wenn kurzfristig ein noch schwächerer USD die Ölpreise auf neue Hochs treiben könnte. Doch die konjunkturelle Abschwächung in den USA, die dämpfend auf die Ölnachfrage wirken sollte, die relativ komfortable Situation bei den Lagerbeständen sowie das erhöhte Ölangebot sowohl der OPEC als auch der Nicht-OPEC-Staaten dürften schon bald wieder stärker das Fahrwasser der Ölpreise beeinflussen.

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US-Lagerbestände

In der Woche zum 11. April sind die US-Rohöllagerbestände nach dem Rückgang in der Vorwoche erneut überraschend gesunken, obwohl mehrheitlich ein Lageranstieg erwartet worden war. Nach Angaben der EIA reduzierten sich die Lagerbestände um 2,4 Mio. boe auf 313,7 Mio. boe. Nach dem zweiten deutlichen Rückgang in Folge lässt diese Entwicklung bei einigen Marktteilnehmern Sorgen um Angebotsengpässe vor der demnächst beginnenden Summer Driving Season aufkommen. Die Lagerbestände liegen aktuell leicht unterhalb des Durchschnitts der letzten fünf Jahre, haben damit aber noch keine besorgniserregenden Niveaus erreicht.

Unterstützt wurden die rückläufigen Lagerbestände vor allem von den geringeren Rohölimporten, die um 0,03 Mio. auf 8,88 Mio. bpd zurückgingen. Parallel dazu reduzierte sich die Kapazitätsauslastung wieder um 1,6 Prozentpunkte auf 81,4%. Damit musste die Raffinerieaktivität nach dem geringfügigen Zugewinn in der Vorwoche wieder neue Tiefstände hinnehmen.

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Nach den Rückgängen der letzten Wochen konnten die Destillatevorräte in der Woche zum 11. April überraschend einen leichten Anstieg verzeichnen und zwar um 0,1 Mio. boe auf 106,1 Mio. boe, obwohl mehrheitlich ein Rückgang erwartet worden war. Damit befinden sich die Lagerbestände leicht unterhalb des Durchschnitts der vergangenen fünf Jahre.

Die US-Benzinlagerbestände sind in der Vorwoche erneut gesunken. Mit einem Rückgang um 5,5 Mio. boe auf 215,8 Mio. boe wurden zudem die Erwartungen enttäuscht, da mit einem geringeren Abbau gerechnet worden war. Allerdings befinden sich die Benzinlagerbestände mit diesen Niveaus im historischen Vergleich immer noch auf sehr komfortablen Niveaus.

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Weitere Informationen

Am vergangenen Montag wurde der Fund eines neuen Ölfeldes vor der brasilianischen Küste vermeldet; es könnte sich dabei um das drittgrößte Ölfeld der Welt handeln, womit es der größte Fund in den letzten 30 Jahren wäre. Das entdeckte Ölfeld namens Carioca im Becken Santos könnte nach Expertenschätzungen Reserven in Höhe von 33 Mrd. Barrel aufweisen; allerdings ist dies noch mit erheblichen Unsicherheiten behaftet, da momentan noch weitere Probebohrungen durchgeführt werden. Es befindet sich in etwa 5.000 Metern Wassertiefe und ist zudem unter einer dicken Salzschicht begraben. Daher ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geklärt, ob die Förderung auch rentabel ist.

Das Ölfeld gehört zu 45% Petrobras, zu 30% British Gas und zu 25% der spanischen Repsol. Erst im November hatte Brasilien die Entdeckung des Ölfeldes Tupi bekannt gegeben, das ebenfalls vor der brasilianischen Küste in sehr tiefem Wasser liegt und möglicherweise Vorkommen von 5 bis 8 Mrd. Barrel birgt. Die Produktion kann dort jedoch voraussichtlich frühestens in vier oder fünf Jahren beginnen.

Auch bei Carioca kann es noch einige Zeit dauern, bis tatsächlich mit der Förderung begonnen werden kann. Wenn die Schätzungen bestätigt werden, könnte Brasilien mit dem Ölfund in der Rangfolge der Länder mit den größten Ölreserven unter die Top 10 gelangen. Für die USA als weltweit größter Energieverbraucher dürfte diese Entwicklung ebenfalls von großem Interesse sein, da die jetzigen Ölreserven mittelfristig mögliche Öllieferungen aus dem nahen Ausland bedeuten.


© Andy Sommer
Economics & Research

Quelle: HSH Nordbank AG





Die in dieser Analyse veröffentlichten Aussagen und Angaben basieren auf Informationen, die die HSH Nordbank AG aus allgemein zugänglichen, von uns nicht überprüfbaren Quellen, die wir für verlässlich erachten, bezogen hat. Die einzelnen Informationen aus diesen Quellen konnten nur auf Plausibilität überprüft werden, eine Kontrolle der sachlichen Richtigkeit fand nicht statt. Trotz sorgfältiger Bearbeitung übernehmen wir keine Gewähr für Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der bereitgestellten Informationen. Die Aussagen enthalten nicht alle für wirtschaftlich bedeutende Entscheidungen wesentlichen Angaben, sondern lediglich unverbindliche Auffassungen über Märkte und Produkte zum Zeitpunkt der Herausgabe. Sie stellen insbesondere kein Angebot zum Kauf oder Verkauf im rechtlichen Sinn dar. Ihre Lektüre kann daher eine individuelle Beratung nicht ersetzen. Dafür stehen Ihnen unsere Mitarbeiter gerne zur Verfügung. Die HSH Nordbank AG kann nicht für Verluste haftbar gemacht werden, die durch die Nutzung dieser Veröffentlichung oder deren Inhalte entstanden sind oder die in einer anderen Weise im Zusammenhang mit diesen Dokumenten stehen.
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