Viele Metallmärkte 2017 nicht ausreichend versorgt

Die Zinkminenproduktion soll in diesem Jahr wieder deutlich zulegen und sich damit vom kräftigen Rückgang im letzten Jahr spürbar erholen. Viele Minenunternehmen hatten ihre Produktion 2016 wegen der damals niedrigen Preise gekürzt. Die Produktion von Zinkraffinade soll in diesem Jahr um 2,6% ausgeweitet werden und erstmals die Marke von 14 Mio. Tonnen übertreffen.
Hauptverantwortlich hierfür sind China und Indien. Die chinesischen Zinkschmelzer hatten schon im ersten Quartal eine rekordhohe Menge Zink produziert und im April ebenfalls viel Zink hergestellt. Aufgrund zuletzt hoher Importe von Zinkkonzentrat steht den Schmelzen offenbar genug Rohmaterial zur Verfügung. In Indien, einem der größten Zinkproduzenten der Welt, steht ebenfalls wieder mehr Zinkkonzentrat zur Verfügung. Denn in der weltweit größten Zinkmine, "Rampura Agucha", wurde der Übergang zum Untertagebau abgeschlossen, so dass dort die Produktion wieder hochgefahren werden kann.
Die globale Zinknachfrage soll laut ILZSG ebenfalls um 2,6% zulegen. Auch hier wird das Niveau von 14 Mio. Tonnen zum ersten Mal deutlich überschritten. Wie auf der Angebotsseite sind auch bei der Nachfrage China und Indien die Haupttreiber. Daneben soll sich die Nachfrage in den USA nach einem deutlichen Rückgang im Vorjahr erholen.
Ähnlich wie bei Kupfer sehen wir auch bei Zink die Korrektur nach dem starken Preisanstieg zuvor noch nicht abgeschlossen. Kurzfristig gehen wir daher von niedrigeren Preisen aus. Mittel- bis langfristig rechtfertigt das Angebotsdefizit aber wieder höhere Preise. Wir behalten unsere Jahresendprognose von 2.600 USD je Tonne unverändert bei.
Für den globalen Bleimarkt zeigt sich die ILZSG etwas optimistischer. Hier sollen sich 2017 Angebot und Nachfrage die Waage halten (Grafik 4). Wie bei Zink fiel auch hier die Prognoserevision moderat aus. Schon in den Jahren zuvor war der Bleimarkt weitgehend ausgeglichen. Da Blei oftmals gemeinsam mit Zink gefördert wird, dürfte sich auch die Bleiminenproduktion in diesem Jahr spürbar erholen. Die Produktion von Bleiraffinade soll mit 2,2% etwas weniger stark steigen als im Vorjahr. Haupttreiber sind China und Indien - eine weitere Parallele zu Zink.
Die globale Bleinachfrage dürfte laut ILZSG mit +2,3% nur marginal stärker zulegen als das Angebot. Auch dies ist in erster Linie auf China zurückzuführen. Im ersten Quartal hatte China bereits so viel Bleiraffinade importiert wie seit acht Jahren nicht mehr. Moderate Nachfragezuwächse erwartet die ILZSG daneben in Indien und den USA.
Der noch hohe spekulative Überhang (die Netto-Long-Positionen an der LME liegen noch 30% über dem Durchschnitt seit Beginn der Datenreihe im August 2014) deutet auf eine Fortsetzung der jüngsten Preiskorrektur hin. Sobald dieser abgebaut ist, dürfte der Gegenwind aber nachlassen und Blei wieder steigen. Zum Jahresende sehen wir weiterhin einen Bleipreis von 2.200 USD je Tonne. Die Prognosen für Aluminium und Zinn behalten wir ebenfalls unverändert bei.
Der globale Aluminiummarkt bleibt ausgehend von China unseres Erachtens gut versorgt. Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros hatte die chinesische Aluminiumproduktion im April das höchste Niveau für diesen Monat überhaupt erreicht. Nach den ersten vier Monaten des Jahres lag die Produktion dort etwa 10% über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Dies hat bereits zu wieder anziehenden chinesischen Exporten von Aluminium und Aluminiumprodukten geführt (Grafik 5).

Trotz des sich mehrenden Widerstands in verschiedenen Ländern gegen die Exportflut Chinas wird China wohl versuchen, weiterhin große Mengen Aluminium und Aluminiumprodukte zu exportieren. Wir halten daher nach wie vor eine deutliche Korrektur des Aluminiumpreises für notwendig und erwarten diesen am Jahresende bei 1.750 USD je Tonne.
Der Zinnpreis wird durch den seit nunmehr drei Monaten andauernden kräftigen Abbau der LME-Vorräte unterstützt. Die Bestände liegen mittlerweile auf dem niedrigsten Niveau seit Juli 1989. Zwar hat Indonesien in den letzten Monaten wieder etwas mehr Zinn ausgeführt, dies spielt am Markt aktuell aber offenbar nur eine untergeordnete Rolle. Zudem reichen die indonesischen Exporte anscheinend nicht aus, um den Markt ausreichend mit Zinn zu versorgen.
Das International Tin Research Institute (ITRI) prognostiziert, dass der globale Zinnmarkt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit von 10 Tsd. Tonnen aufweisen wird. Am Jahresende dürfte Zinn unseres Erachtens 21.000 USD je Tonne kosten.
Auf einen Blick



