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OPEC im Dilemma

14.07.2017  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Solange die geringere Verkaufsmenge durch einen höheren Preis ausgeglichen wurde, überwog der Nutzen für die OPEC-Länder, sich an die Produktionskürzungen zu halten. Im ersten Quartal 2017 war das noch der Fall. Laut Berechnung der IEA erzielten die OPECLänder trotz eines um 4% geringeren Ölangebots einen Anstieg ihrer Öleinnahmen um 5% gegenüber dem vierten Quartal 2016 (Grafik 6).

Selbst Saudi-Arabien, das seine Produktion deutlich stärker kürzte als eigentlich vorgesehen, verzeichnete zwischen Januar und März einen Anstieg seiner täglichen Öleinnahmen um 12,5 Mio USD. Der Irak konnte seine Tageseinahmen um 10,5 Mio. USD steigern, weil er seine Produktion weniger kürzte als zugesagt. Der Iran nahm sogar 15,2 Mio. USD pro Tag mehr ein, weil er von den Kürzungen ausgenommen war. Im zweiten Quartal dürfte die Einnahmeentwicklung für die OPEC-Länder weniger erfreulich gewesen sein.

Der durchschnittliche OPEC-Korbpreis lag nämlich 7% unter dem Durchschnittspreis des ersten Quartals, während die Verkaufsmenge in etwa unverändert geblieben ist. Je länger die Ölpreise niedrig bleiben, desto größer ist das Risiko, dass sich auch einige OPEC-Länder nicht mehr so strikt an die Produktionskürzungen halten werden wie bislang. Im Juni sank die Umsetzung der Kürzungen laut IEA auf nur noch 78%.

Zudem dürfte bei dem besagten Treffen am 24. Juli der Blick auch bereits auf das kommende Jahr gerichtet sein. Die IEA prognostiziert, dass eine höhere Produktion außerhalb der OPEC bereits ausreicht, den erwarteten Anstieg der globalen Ölnachfrage im nächsten Jahr zu decken. Insbesondere in den USA soll die Ölförderung im Jahresvergleich um ca. 1 Mio. Barrel pro Tag steigen. Mit dem Auslaufen der Produktionskürzungen im Frühjahr 2018 droht dem Ölmarkt damit ein erneutes Überangebot, sollte die OPEC ihre Produktion im Anschluss daran wieder hochfahren.

Schon wenn die OPEC zum Produktionsniveau von unmittelbar vor den Kürzungen zurückkehrt, wäre der Ölmarkt im Jahr 2018 leicht überversorgt. Kehren alle OPEC-Länder auf ihr jeweiliges Vor-Kürzungsniveau zurück, würde die OPEC-Produktion wegen der inzwischen deutlich höheren Produktion in Libyen und Nigeria sogar knapp 1 Mio. Barrel pro Tag höher liegen als vor den Kürzungen (Grafik 7). Das Überangebot wäre in der Folge erheblich größer. Wie die OPEC dies verhindern will, ist die wichtigste Frage im Hinblick auf den Ölmarkt und die Preisentwicklung im nächsten Jahr.

Zwar wird sich der Ölmarkt in den kommenden Monaten aufgrund der höheren saisonalen Nachfrage und den bestehenden Produktionskürzungen spürbar einengen und es zu einem weiteren Lagerabbau kommen. Dies dürfte den Ölpreisen Unterstützung geben. Eine nachlassende Disziplin bei der Einhaltung der Produktionskürzungen und die Perspektive eines erneuten Überangebots im nächsten Jahr sollten das Preisanstiegspotenzial allerdings begrenzen. Für Ende des Jahres sehen wir den Brentölpreis weiterhin bei 48 USD je Barrel. Der von uns erwartete Preisanstieg auf 55 USD je Barrel bis Ende 2018 unterstellt, dass es nicht zu dem oben beschriebenen beträchtlichen Überangebot kommt.

So ist es fraglich, dass das Nicht-OPEC-Angebot beim derzeitigen Preisniveau so stark steigen wird wie bislang erwartet. Fragezeichen stehen hier vor allem hinter der massiven Produktionsausweitung in den USA im nächsten Jahr. Die US-Energiebehörde hat ihre Produktionsschätzung für 2018 in diesem Monat bereits um 100 Tsd. Barrel pro Tag nach unten revidiert. Zudem dürfte sich die OPEC den Risiken und Folgen eines erneuten Überangebots bewusst sein. Es ist daher gut möglich, dass sie falls nötig die Produktionskürzungen nochmals verlängert.

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