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Heißer Sommer für Benzin und Diesel

01.08.2017  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Nicht das gesamte verarbeitete Rohöl wird allerdings in den USA verbraucht. Die Nachfrage nach Ölprodukten stagniert weitgehend. Die Benzinnachfrage liegt aufgrund des schwachen ersten Quartals noch gut 200 Tsd. Barrel pro Tag unter dem Niveau des Vorjahres, die Destillatenachfrage knapp 300 Tsd. Barrel pro Tag höher als im Vorjahr. Entsprechend steigen die US-Netto-Exporte von verarbeiteten Ölprodukten. Diese belaufen sich seit Jahresbeginn auf durchschnittlich 2,6 Mio. Barrel pro Tag (Grafik 4, Seite 3). In einzelnen Wochen wurden sogar mehr als 3 Mio. Barrel pro Tag exportiert.

Etwa zwei Drittel davon entfallen auf Destillate, ein Drittel auf Benzin. Der größte Abnehmer ist Lateinamerika und hier insbesondere Mexiko und Brasilien. Bei Destillaten gehen Exporte auch nach Westeuropa. Bei den derzeitigen Preisdifferenzen ist dies allerdings wenig lukrativ, da Benzin und Diesel in den USA gegenwärtig teurer sind als in Europa. Es ist daher durchaus vorstellbar, dass Europa zumindest kurzzeitig wieder Benzin in die USA exportiert, was bis 2011 noch die Regel war. Als möglicher Abnehmer kommt wegen der oben erwähnten Knappheit und der vergleichsweise kurzen Distanz die US-Ostküste in Frage.

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Für die Preise von Diesel und Benzin bleibt der Rohölpreis die wichtigste Determinante (Grafik 5). Letzterer dürfte im Jahresverlauf wieder nachgeben und am Jahresende deutlich unter 50 USD je Barrel notieren, da sich das Überangebot langsamer abbauen wird als von der OPEC erhofft. Denn Libyen und Nigeria bleiben von den Produktionskürzungen bis auf weiteres ausgenommen, was beiden Ländern die Tür für eine weitere Erhöhung der Ölproduktion offen lässt. Gleichzeitig dürfte die Einhaltung der Produktionskürzungen bei den anderen Ländern bröckeln (siehe Rohstoffe kompakt Energie vom 14. Juli) und die Ölproduktion in den USA weiter steigen.

Dagegen reduzieren die Raffinerien in Herbst für gewöhnlich die Verarbeitung, um Wartungsarbeiten durchzuführen und auf Winterbetrieb umzustellen. Dies dürfte den Lagerabbau bei Rohöl erschweren. Die OPEC dürfte daher ihr Ziel nicht erreichen, den Lagerüberhang gemessen an der Abweichung der kommerziellen Ölvorräte in den OECD-Ländern im Vergleich zum 5-Jahresdurchschnitt bis um Jahresende vollständig abzubauen. Zudem besteht im nächsten Jahr das Risiko eines erneuten Überangebotes, wenn die Produktionskürzungen Ende des 1. Quartals auslaufen und die OPEC ihre Produktion wieder hochfährt.

Die Verarbeitungsmarge von Benzin dürfte ihr gegenwärtig hohes Niveau nicht halten, sondern nach dem Ende der Sommerfahrsaison und damit nachlassender Nachfrage unter Druck geraten. Die Verarbeitungsmarge für Diesel dürfte ihr derzeitiges Niveau verteidigen, das normalerweise erst in den Wintermonaten erreicht wird. Viel Luft nach oben sehen wir aus diesem Grund allerdings nicht mehr. Entsprechend dürfte der europäische Dieselpreis im Einklang mit dem Rohölpreis bis zum Jahresende fallen.

Der Preisrückgang bei Benzin wird wegen der ab Herbst fallenden Verarbeitungsmarge überproportional ausfallen. Wir sehen Diesel am Jahresende bei 460 USD je Tonne, Benzin bei 470 USD je Tonne. Im nächsten Jahr gehen wir aufgrund eines moderat steigenden Ölpreises und leicht steigenden Verarbeitungsmargen von höheren Diesel- und Benzinpreisen aus. Diesel dürfte 2018 im Jahresdurchschnitt 490 USD je Tonne kosten, Benzin 530 USD je Tonne. Beides liegt etwas über dem aktuellen Preisniveau.

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