Industriemetalle: LME Week im Zeichen hoher Preise

Angaben des Research-Instituts CRU zufolge wird es für die Galvanikunternehmen bei Zinkpreisen über 3.000 USD je Tonne zunehmend schwierig, die Zinkaufschläge an die Kunden weiterzugeben. Mittlerweile hat sich mit Vedanta Resources auch der erste Zinkproduzent kritisch zu den hohen Zinkpreisen geäußert. Kurzfristig würde demnach zwar der Gewinn im Unternehmen steigen, langfristig verprellen die hohen Preise laut Unternehmensaussagen aber die Kunden. Vedanta sieht demnach zwischen 2.500 USD und 2.800 USD je Tonne ein eher gerechtfertigtes Preisniveau für Zink, das den Kunden Anreiz gebe, Zink zu kaufen.
Auch wenn es wie oben aufgeführt einige Fallbeispiele gibt, dass Angebot (positiv) und Nachfrage (negativ) auf starke Preisveränderungen reagieren, lässt sich dies rein rechnerisch mit einfachen Mitteln nicht nachweisen. Zwar ist der Preis eine wesentliche Einflusskomponente auf die Veränderung des Angebots und der Nachfrage, daneben spielen aber auch noch etliche weitere Faktoren eine Rolle.
So kann es zum Beispiel sein, dass der Preis zwar stark steigt, aber absolut betrachtet immer noch auf einem zu niedrigen Niveau notiert, so dass sich eine Produktionsausweitung nicht rentiert. Oder aber die Produktion wird trotz fallender Preise und möglicher Verluste dennoch aufrechterhalten, da das Herunterfahren und später die Wiederinbetriebnahme einer Produktionsanlage (Mine oder Schmelze) noch teurer kämen als die operativen Verluste.

Aufgrund der mehrjährigen Erschließungszeit eines neues Projektes wird dieses bei stark fallenden Preisen nur selten gänzlich gestoppt - mitunter allerdings verschoben -, wenn es einen bestimmten Punkt der Erschließung überschritten hat. Verzerrt wird die Betrachtungsweise auch durch Wettereinflüsse wie zum Beispiel Erdbeben, Wirbelstürme und Überflutungen. Auch spielen Streiks eine Rolle oder Produktionskürzungen/-stilllegungen, die aus Umweltgesichtspunkten bzw. aus politischen Gründen im Allgemeinen angeordnet wurden.
Die Nachfrage wiederum wird bei stark steigenden Preisen nicht zwangsweise zurückgehen, wenn der betroffene Rohstoff ein essenzieller Bestandteil eines bestimmten Produktes ist bzw. in diesem nur schwer ersetzt werden kann. Zudem beeinflussen mehr und mehr die Finanzinvestoren die Nachfrage, die auf ihrer Jagd nach Rendite durch ihre Transaktionen Material binden, aber sonst kein Interesse an dem jeweiligen Material haben.
Nicht zu vergessen ist der US-Dollar, da die meisten Rohstoffpreise in der US-Währung gehandelt werden und der Kauf von Rohstoffen bei einer Aufwertung des US-Dollar gegenüber der heimischen Währung teurer wird. Auch in der jüngsten Aufwärtsbewegung der Metallpreise hat der US-Dollar eine prominente Rolle gespielt. Denn die Metallnachfrage außerhalb des Dollarraums zog an, da die schwächere US-Währung dazu führte, dass die Preise für Nicht-USD-Konsumenten weniger stark gestiegen waren.
Die meisten Metallmärkte dürften unseres Erachtens aufgrund der starken Preisanstiege zukünftig besser versorgt sein. Dies spricht für niedrigere Metallpreise. Wir gehen weiterhin von einer starken Preiskorrektur in den nächsten Monaten aus und behalten daher unsere niedrigen Preisprognosen bei. Anpassungen - sofern notwendig - werden wir im Rahmen des Jahresausblicks 2018 vornehmen, der im Dezember veröffentlicht wird.
Auf einen Blick



