Mais: Fundamental wie technisch höchst stärkehaltig

Zunächst die Charttechnik. Ganz im Gegensatz zu Weizen, das um über 40% von seinen Allzeithochs korrigierte, hält sich Mais auf einem hohen Niveau und bildet aktuell eine bullische Flagge aus. Sollte diese nach oben aufgelöst werden, ergibt sich ein Kaufsignal.

Auch die Fundamentalanalyse spricht für steigende Kurse. So regnet es in den Plains, dem größten Maisanbaugebiet der USA und weltweit, seit Tagen in Strömen, stellenweise schneit es sogar. Daher ist damit zu rechnen, dass selbst die bereits um 8% reduzierten Anbauflächen nicht ausreichend und zeitig bewirtschaftet werden können. Die Aussaat verzögert sich, sodass die Angebotsverknappung in diesem Jahr noch mehr verschärfen könnte, als bisher angenommen.
Außerdem wird China in 2008 höchstwahrscheinlich vom Nettoexporteur zum Nettoimporteur von Mais. Das bedeutet: China kann sich ganz im Gegensatz zu den letzten Jahrzehnten nicht mehr selbst mit dem Körnergetreide versorgen, sondern muss dieses vom Weltmarkt zukaufen. Ursächlich hierfür ist vor allem die hohe Futtermittelnachfrage aus der Viehzüchtung, da die Fleischnachfrage insbesondere in den wohlhabenden Küstenregionen mit zweistelligen Wachstumsraten expandiert. (Die Fleischproduktion an sich ist “ineffizient“. Pro Kilogramm Fleisch benötigt man bis zu drei Kilogramm Mais. Die Menge an Proteinen und Nährstoffen von drei Kilogramm Mais ist deutlich höher, als jene eines Kilogramms Fleisch. Diese Information aber nur am Rande).
Ein “Wackelargument“ sind mittlerweile die Biokraftstoffe geworden. Oder um genauer zu sein: Die Ethanolproduktion aus Mais in den USA. Hierüber wird seit einigen Wochen heftig gestritten: Abgeordnete in den USA setzen sich in wachsender Zahl gegen die massiven Subventionen für die Ethanolbrennereien ein, da diese mit Steuergeldern mit der essentiellen Nahrungsmittel- und Futtermittelindustrie um die besten Maispreise konkurrieren und diese in die Höhe treiben. Dadurch und durch die weltweit aufflammenden Hungersnöte wächst der Druck auf die US-Regierung, die Ethanolsubventionierung zu überdenken. Es ist in den Augen vieler Marktbeobachter eine Anmaßung, aus Mais einen Treibstoff herzustellen, der dann in den immer noch nicht sparsamer gewordenen Autos verbrannt wird.
Jedenfalls muss der Möglichkeit einer Einschränkung der Ethanolsubventionen nun eine höhere Wahrscheinlichkeit beigemessen werden. Sollten die Subventionen fallen, so ist mit einem Rückgang der Maisnachfrage durch die Ethanolbrennereien in den USA zu rechnen, da diese eigenständig nicht rentabel arbeiten können. Hierfür sind die Produktionskosten (hohe Maispreise) zu hoch, während die Produktpreise (Ethanol) noch zu niedrig sind. Da die USA aber Beimischungspflicht von Ethanol zum Benzin (5% bis 2010) vorsehen, würde eine Senkung der Subventionen bedeuten, dass mehr Ethanol vom Weltmarkt importiert werden muss. Das bedeutet wiederum, dass Brasilien als Weltmarktführer bei der Ethanolproduktion punkten würde. Und das schließlich bedeutet - um jetzt auch auf den Punkt zu kommen - eine steigende Zuckernachfrage.
Daher: Neben Mais ist ein großer Favorit in diesem Jahr der Zuckerpreis. Dieser fällt aktuell im Zuge der Ölpreiskorrektur deutlich zurück. Anleger, die noch nicht “mit dabei“ sind, dürften hier in den nächsten Wochen gute Einstiegskurse finden.
© Jochen Stanzl
Chefredaktion
Quelle: Rohstoff-Report.de