Energie: Neue Preisrekorde durch Short-Squeeze

Die üblichen Verdächtigen treiben die Preise

Auch in der abgelaufenen Woche waren die Ölpreise einmal wieder für neue Rekorde gut. US-Leichtöl und auch Nordseeöl der Sorte Brent knackten kurzfristig sogar die Marke von 135 USD/Barrel. Als Preistreiber fungierten die üblichen Verdächtigen. Der schwächere US-Dollar sorgte ebenso für Auftrieb bei den Preisen wie ein Streik französischer Hafenarbeiter und anhaltende Unruhen in Nigeria. Zusätzlichen Rückenwind erhielten die Bullen durch die teilweise recht drastische Anhebung der Ölprognosen durch mehrere Banken.



EIA mit bullishen Zahlen

Die wöchentliche EIA-Statistik konnte die Märkte ebenfalls nicht beruhigen. Die US-Benzinlagerbestände nahmen Mitte Mai um 0,8 Mio. Barrel ab, die Bestände an Rohöl ermäßigten sich sogar um 5,4 Mio. Barrel. Großer Anlass zur Sorge besteht jedoch mit Blick auf die Lagerdaten nicht. Sowohl bei Rohöl wie auch bei Benzin entsprechen die aktuellen Lagerbestände dem Zehnjahresdurchschnitt für Mitte Mai.



Open Interest im Sinkflug

Ein Großteil des jüngsten Preisanstiegs dürfte allerdings vom Terminmarkt herrühren. Ein Blick auf das Open Interest zeigt, dass sich die Positionen an den Terminbörsen bei WTI seit Mitte Mai um 110.000 Kontrakte ermäßigte. Dies entspricht einem Volumen von 110 Mio. Barrel bzw. gut 14 Mrd. US-Dollar. Offensichtlich waren einige Spekulanten einmal mehr auf dem falschen Fuß erwischt worden und mussten Short-Positionen im Zuge des starken Preisanstiegs schließen. Dieser Short-Squeeze dürfte der wesentliche Grund für die jüngste Ölhausse sein.



Abkühlung in Sicht?

Sofern der Druck vom Terminmarkt nachlässt, bestehen gute Chancen für eine Abkühlung des heißgelaufenen Marktes. Immerhin beträgt die Abweichung des WTIPreises von der 200-Tage-Linie momentan rund 40 USD – ein Wert, der in der Historie noch nie erreicht wurde. Zudem deuten die fundamentalen Faktoren ebenfalls auf niedrigere Preise hin. Beispielsweise ermäßigten sich die chinesischen Ölimporte im April wieder auf relativ moderate 14,2 Mio. Tonnen, nachdem im März noch der Rekordwert von 17,3 Mio. Tonnen verzeichnet wurde. Vor diesem Hintergrund würde ein Rückgang der Preise um 10-15 USD in den nächsten Wochen nicht überraschen.


© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart





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