Edelmetalle Aktuell


Getrieben von immer neuen Rekorden beim Ölpreis und einem wieder schwachen USDollar legte das Gold in den letzten beiden Wochen zunächst permanent zu. Von 870 $ stieg es beinahe ohne Pause auf 935 $ je Unze. Als der Ölpreis dann in der Mitte der vergangenen Woche vorübergehend etwas an Wert verlor, endete auch die Haussephase beim gelben Metall. Ein weiterer Versuch, wieder in Richtung der alten Höchstkurse vom März zu steigen, scheiterte schließlich diesen Dienstag an einem Chartpunkt, der sich bei 930 $ herausgebildet hatte. Dieser Umstand sorgte für neue Gewinnmitnahmen und die Notierung fiel in den letzten 48 Stunden zeitweise deutlich auf “nur noch“ 883 $ zurück.
In den nächsten Tagen wird sich das Metall zunächst an der Unterstützung bei 875 $ und am massiven Widerstand knapp über 920 $ orientieren. Impulse, die das Metall aus dieser Spanne herauskatapultieren könnten, müssten in erster Linie vom Ölmarkt und - in einem etwas geringeren Umfang - auch vom USDollar kommen.
Die Berichtssaison bei den Minen für das 1. Quartal ist in den letzten Tagen abgeflaut. Dafür meldeten sich die Zentralbanken wieder einmal verstärkt zu Wort. Die EZB gab in ihrem wöchentlichen Bericht bekannt, dass in der Vorwoche rund 2,5 Tonnen Gold von einer Mitgliedsbank verkauft worden seien, während eine andere (üblicherweise ist dies die griechische Notenbank) Goldmünzen aufgekauft habe.
Die schweizerische Notenbank hat im April insgesamt 12,5 Tonnen Gold verkauft, sie verfügt jetzt noch über genau 1.100 Tonnen. Die Abgaben sind Teil jener 250 Tonnen, deren Verkauf die SNB im Juni 2007 bekanntgab. Im vergangenen Jahr hatte die Bank davon bereits 145 Tonnen abgestoßen. Das Partnerland der Schweizer bei der kommenden Europameisterschaft, Österreich, hielt sich 2007 dagegen zurück. Nur 9 Tonnen wurden im letzten Jahr auf den Markt gebracht, die Alpenrepublik hat jetzt noch Goldvorräte in Höhe von 280 Tonnen.
So ganz ohne Meldungen von Seiten der Minen ging es dann in den letzten beiden Wochen aber doch nicht: Newmont berichtete über eine geplante Produktionssteigerung in den Minen in Ghana um 9,6% auf 500.000 Unzen (15,5 t). Weniger Glück hat dagegen der südafrikanische Konkurrent Gold Fields. Der viertgrößte Goldproduzent der Welt erwartet für dieses Jahr ein Einbrechen der Ausbringung um 15% auf 3,6 Mio. Unzen. Der Vorstandsvorsitzende Nick Holland schob dies vor allem auf die Probleme bei der Stromversorgung in seinem Heimatland. Holland verwies in diesem Zusammenhang auch auf die stark steigenden Kosten für Strom, aber auch für andere Rohstoffe. Einen interessanten Einblick in diesem Zusammenhang gab in dieser Woche Barrick Gold. Ein Vertreter des weltgrößten Goldförderers sagte in einem Interview, dass die Gewinnschwelle für Produzenten inzwischen bei 700 - 800 Dollars je Unze liegen würde. Diese Zahl mag aus Eigeninteresse etwas hoch gegriffen sein, allerdings wird dadurch trotzdem eines offensichtlich, nämlich dass (trotz aller Skepsis auf unserer Seite bezüglich der mittelfristigen Preisentwicklung) Goldpreise von 500 $ und weniger bis auf weiteres der Vergangenheit angehören dürften.
Von der Explosion der Produktionskosten sind allerdings nicht alle Länder gleichermaßen betroffen, traditionell liegt der Aufwand in Minen, in denen das gelbe Metall im Tagebau gefördert wird, niedriger. Zu diesen Ländern gehört auch Peru, wo die Produktion in den nächsten drei Jahren durch sechs neue Projekte um 600.000 Unzen pro Jahr und damit deutlich zunehmen soll. Zuletzt war die Ausbringung innerhalb von nur drei Jahren von 207 auf 170 Tonnen gefallen, nachdem die etablierten Minen immer weniger Gold förderten. Am - aus peruanischer Sicht - anderen Ende der Welt, in Russland, stieg die Ausbringung dagegen schon in den ersten vier Monaten dieses Jahres um fast 9% auf 31,4 t.
Den gemischten Vermeldungen der Produzenten standen in dieser Woche auf der Verbrauchsseite eindeutig schlechte Nachrichten gegenüber. Das World Gold Council berichtete, dass die weltweite Nachfrage im 1. Quartal um 16% auf den niedrigsten Stand der letzten fünf Jahre gefallen sei. In erster Linie sei dafür ein Rückgang in Indien um 50% verantwortlich. In Russland und China habe es dagegen Steigerungen gegeben, die aber die Verluste auf dem Subkontinent nicht aufwiegen konnten. Auf weltweiter Basis war die Schmucknachfrage um 21% rückläufig (niedrigster Stand seit Anfang der neunziger Jahre), die Käufe von Barren und Münzen brachen um 35% ein. Aufgefangen wurde die Verluste aber zum Teil durch Goldkäufe in Form von ETFs, wo es eine Steigerung um rund 100% auf 73 Tonnen gab. Die industrielle Nachfrage sei dagegen um 5% gefallen, in erster Linie aufgrund der schlechteren Konjunktur in den USA.
Silber
Das Silber bewegte sich in den vergangenen 14 Tagen einmal mehr parallel zum Gold. Kräftigen Kursgewinnen in der ersten Hälfte des Berichtszeitraumes standen später rasche und deutliche Verluste gegenüber, die das Metall wieder unter die Marke von 17 $ drückten. Vorher hatte die Notierung zeitweise sogar 18,31 $ erreicht, dies war das höchste Niveau seit Mitte April gewesen, als der Preis vorübergehend bis auf 18,74 $ gestiegen war.
Für die kommende Woche ist im wesentlichen keine Abkoppelung des Silberpreises von den Bewegungen des gelben Schwestermetalls zu erwarten. Wie beim Gold auch hatten sich zwei wichtige Chartlinien herausgebildet, die Unterstützung bei 17,10 $ wurde heute bereits im Laufe des Tages unterschritten, was neue Verkäufe von Spekulanten und Investoren nach sich zog. Die nächste Unterstützung liegt jetzt bei 16,50 $, der maßgeliche (vorerst scheinbar unerreichbare) Widerstand bei 18,25 $.