Charttechnik: Haussetrend vs. Überhitzung bei Brent

Der Ausnahmezustand des Ölpreises beginnt schon bei solchen Nebensächlichkeiten wie Charts, deren Startpunkt man Jahre zurück legen muss, um überhaupt Ansatzpunkte zu finden. So ergibt sich dann ein Chart auf Monatsbasis, der das aktuelle Volatilitätsgefüge aufgrund der semilogarithmischen Skalierung nur sehr unvollständig darstellt. Ausgehend vom Top bei ca. 135 USD gelang seit dem 22. Mai tatsächlich ein Konsolidierungsansatz von etwa 10%, der allerdings ab dem vergangenen Donnerstag in nur zwei Handelstagen vollständig aufgehoben und durch ein neues Allzeithoch ersetzt wurde.
Im langfristigen Chart erfolgte damit jedoch lediglich das (trendbestätigend bullishe) “Pull Back“ an den ehemaligen Widerstand und seither findet die Rallye ihre dynamische Fortsetzung. Der im Jahr 2000 gebildete Widerstand verläuft diesen Monat bereits bei knapp 170 USD und auf der anderen Seite kann erst bei einer Rückkehr (Minimum per weekly Close) unter 120 USD von einer mittelfristigen Entspannung gesprochen werden.

Schaut man sich die anderen Parameter an, so deutet fast alles auf akute Überhitzungserscheinungen: Ein enormer Abstand zwischen dem aktuellen Kurs und den wichtigsten gleitenden Durchschnitten, der vielfache Weg über das obere Bollinger Band, die Riesendifferenz zwischen den Linien des MACD’s, die seit Wochen überkauften Slow Stochastics oder der RSI auf historischem Hoch sprechen alle für die Shortseite, aber die Dynamik der letzten beiden Handelstage spricht aktuell gegen antizyklische Positionen.
Selbst im Trading sollte zumindest mittels fallendem daily Close oder deutlichen Divergenzen die Chance zu einer Konsolidierung offeriert werden - Kurse unter 133 USD würden z.B. dem jüngsten Aufbruch einen großen Teil seiner bullishen Dynamik nehmen und die Chance eines “false breaks“ auf Wochenbasis erhalten.
© Manfred Wolter
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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