Energie: Ölpreis weiter auf hohem Niveau


Der Ölpreis hielt sich auch in den letzten Tagen auf hohem Niveau. Dabei erwies sich die 130-Dollar-Marke als Untergrenze. Die Preise zeigten sich damit erstaunlich widerstandsfähig gegen eine Reihe von tendenziell “bearishen“ Meldungen. So blieb der Markt relativ unbeeindruckt von der Meldung, dass in Saudi-Arabien am 22. Juni kurzfristig eine Konferenz einberufen wurde, bei der die rekordhohen Ölpreise diskutiert werden sollen. Zudem reduzierten sowohl die IEA als auch die OPEC die Prognosen für das Wachstum der Ölnachfrage. Die IEA erwartet für das laufende Jahr nur noch ein Nachfragewachstum von 0,8 Mio. Barrel pro Tag (mbpd). Dieser Wert liegt 0,23 mbpd unter der bisherigen Prognose und entspräche der niedrigsten Wachstumsrate seit sechs Jahren. Die OPEC nahm ihre Prognose nur leicht um 0,06 mbpd zurück und rechnet mit einer Nachfrage von 1,1 mbpd im Jahr 2008.

Gemischte Signale von der Angebotsseite - Lagerbestände gehen zurück
Die IEA reduzierte jedoch nicht nur die Nachfrageprognose – auch die Produktion der Nicht-OPEC-Staaten wird mit einer Zunahme von 0,46 mbpd nach 0,68 mbpd mittlerweile geringer eingestuft. Immerhin dürfte Saudi-Arabien die Förderung in den nächsten Wochen deutlich ausweiten. Für Juli ist ein Output von 9,7 mbpd geplant – dies wäre der höchste Wert seit August 1981 und eine Steigerung von 6 % oder 0,55 mbpd gegenüber Mai.
Inwieweit sich diese Effekte kompensieren, bleibt abzuwarten. Allerdings ist in den letzten Wochen eine deutliche Reduzierung der Öllager festzustellen. In den USA ermäßigten sich die Bestände in den letzten 4 Wochen um fast 24 Mio. Barrel. Dies entspricht einem Rückgang um mehr als 7% auf zuletzt gut 302 Mio. Barrel.

Entgegen dem saisonalen Muster hat der Lagerabbau über die Sommermonate damit ungewöhnlich früh und mit einem relativ hohem Tempo eingesetzt. In Anbetracht der einsetzenden Driving Season und möglichen Produktionsstörungen aufgrund der Hurrikansaison könnte das mittlerweile unterdurchschnittliche Niveau der Lagerbestände schnell zur Achillesferse des Ölmarktes werden. Denn die asiatische Nachfrage bleibt nach wie vor sehr dynamisch. Trotz des hohen Preisniveaus wurden im Mai 3,8 mbpd ins Reich der Mitte importiert. Nach dem Importrekord vom März (4,1 mbpd) bedeutet dies den zweithöchsten Monatsdurchschnittswert und entspricht einer Steigerung von 25% gegenüber dem Vorjahr.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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