Industriemetalle: Nickel mit Preissprung nach Raffinerieschließung


Die abgelaufene Woche an den Metallmärkten stand wieder einmal im Schatten des US-Dollars. Allerdings mit umgekehrtem Vorzeichen als noch in der Vorwoche. Diesmal hatte US-Notenbankchef Bernanke in ungewöhnlich scharfer Form auf die Risiken steigender Inflationserwartungen hingewiesen und damit Spekulationen über eine Zinserhöhung in den USA ausgelöst. Nachdem die erneute Dollarschwäche in der Vorwoche noch für steigende Metallpreise gesorgt hatte, dürfte dieser Impulsgeber, nach der Bernanke-Rede, nun vorerst ad acta gelegt sein.

Abverkauf von Blei und Zink, Preissprung bei Nickel
Die Notierungen von Blei und Zink befinden sich derzeit weiter im freien Fall. Gegenüber dem Jahresbeginn haben beide Metalle bereits mehr als 20% an Wert verloren. Das Schwermetall Blei markierte in der vergangenen Woche ein 15-Monatstief, der Zinkpreis ist gar so niedrig wie zuletzt vor 2½ Jahren. Ausschlaggebend für den drastischen Preisverfall ist in beiden Fällen der deutliche Anstieg der Lagerbestände. Seit Januar sind diese um 74% (Blei) bzw. 62% (Zink) angestiegen. Der Nickelpreis zog in den letzten fünf Handelstagen hingegen wieder stark an (+10%), nachdem BHP Billiton überraschend angekündigt hatte, eine der größeren Produktionsstätten des Konzerns im Zuge von Modernisierungsarbeiten vorübergehend zu schließen. Die in Australien liegende Nickelraffinerie mit einer Kapazität von 100.000 t p.a. soll für vier Monate außer Betrieb genommen werden. BHP bezifferte den Ausfall auf 28.000 t - rund 2% des Weltnickelangebots.

China: Robustes Wachstum, hoher Inflationsdruck
In der vergangenen Woche veröffentlichte das National Bureau of Statistics in Peking die Wirtschaftsdaten Chinas für den Monat Mai. Einmal mehr lag das Gros der Kennzahlen deutlich über den Markterwartungen und bestätigte damit die robuste Verfassung der drittgrößten Volkswirtschaft der Erde. Neben einem gewohnt starken Außenhandel - die Exporte stiegen um 28,1% YoY auf 120,5 Mrd. USD - entwickelt sich auch der inländische Konsum mehr und mehr zu einem wichtigen Standbein des chinesischen Aufschwungs. So legten die Einzelhandelsumsätze auf Jahresbasis abermals um rund 22% zu. Einziger Wermutstropfen ist und bleibt die hohe Inflation. Zwar verzeichnete die Inflationsrate im Mai einen leichten Rückgang auf 7,7% annualisiert (Vormonat: 8,5%). Die Teuerung liegt damit jedoch noch weit über dem offiziellen Inflationsziel von 4,8%. Bereits im Vorfeld setzte die chinesische Zentralbank (People´s Bank of China) ihren Restriktionskurs fort, indem sie den Mindestreservesatz überraschend stark auf den Rekordwert von 17,5% anhob.

© Sven Straitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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