Agrar: Unwetter in den USA treibt die Futures aufwärts


Von allen beobachteten Rohstoffen konnten lediglich Nickel (knapp 10% Plus) und Palladium (gut 4% Plus) mit der Performance auf dem Agrarsektor für die abgelaufene Woche mithalten. Insbesondere der Mais Future (in der vergangenen Woche plus 12,4%, in der Woche davor bereits plus 8,5%) sieht in 2008 bisher so explosiv aus wie der Weizen Future im vergangenen Jahr.
An dieser Stelle rächt sich wieder, dass viele kleine Einzelfaktoren, deren Wirkungsweise sich ansonsten mindestens teilweise kompensiert, zurzeit fatalerweise alle in die gleiche Richtung zeigen: Die Mehrfachnutzung der “energy crops“, der USD, der z.B. gegen den Euro seit Mitte März schon dreimal unter 1,54 seine Erholungsversuche abgebrochen hat, der Ölpreis bzw. der weltweite Energiemangel, die weltweiten Umweltkatastrophen (China und jetzt auch in den USA), die US Rezession, subprime und der Anlagenotstand aufgrund auch monetär gefluteter Märkte, die anspringende Inflation und die resultierende Not auf der Bondseite, ...

Verschärfung statt Ausgleich
Glaubt man den jüngsten Befürchtungen, dass durch die schweren Überflutungen im Bundesstaat Iowa, dem wichtigsten Mais Anbaugebiet der USA, inzwischen alleine im Maisanbau mehr als 2 Mio. acres (1 acre entspricht gut 4.000 qm) verloren gegangen sind (die USDA hat für das laufende Erntejahr eine Anbaufläche von 86 Mio. acres prognostiziert), so kommt hier ein schwerer Schlag auf den Agrarbereich zu, aber der Blick auf die COT Daten zeigt, dass auch andere Ungleichgewichte immer stärker werden und die Volatilität verschärfen: Während die spekulative Nettoposition an der CBOT bei Weizen gerade von 2.000 Kontrakten long auf einen Shortsaldo von knapp 2.400 Kontrakten gefallen ist, stieg die entsprechende (Long!)Position beim Mais um knapp 15.000 auf knapp 360.000 Kontrakte (+4,3% in einer Woche).

Und die “term structure“ zeigt mit einem Top im kommenden Sommer bei inzwischen knapp 8 USD, dass man nicht so schnell mit einer Entspannung rechnet, obwohl der Futurekurs sich oberhalb von 7 USD gegenüber dem letzten September bereits mehr als verdoppelt hat. Aber auch der Weizen Future zog ohne entscheidende Hilfe seitens der Investment Gilde um knapp 9% an und die anderen Favoriten wie der Sojabohnen Future (+7% auf ein neues Allzeithoch) oder auch der Kakao Future (an der LIFFE +3,1% auf das Top von 2002, an der ICE +3,6% und auf dem Top seit 1980) bleiben in der Gunst der Investoren weiter ganz weit oben.

© Manfred Wolter
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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