Edelmetalle Aktuell

Der Palladiumpreis konnte in den letzten beiden Wochen überdurchschnittlich zulegen. Dabei stieg er von anfänglich 420,- $ je Unze bis zum heutigen Morgen auf über 470,- $ - und damit auf ein Dreimonatshoch - an.
Neben der allgemein freundlichen Entwicklung auf den Edelmetallmärkten hat vor allen Dingen ein Kommentar des Leiters der Analyseabteilung von Norilsk Nickel, Anton Berlin, dafür gesorgt, dass das Palladium in den vergangenen beiden Wochen überdurchschnittlich positiv abgeschnitten hat. Berlin sagte, dass die staatlichen russischen Palladiumvorräte in einem Zeitraum zwischen einem und fünf Jahren abgebaut sein könnten, falls deren Verringerung im gegenwärtigen Tempo weitergehe. Genauere Angaben über die Höhe der Vorräte und auch den Umfang der derzeit stattfindenden Abgaben werden von Russland noch immer als Staatsgeheimnis betrachtet. Berlin bestätigte mit seinem Kommentar unsere an dieser Stelle ja schon öfters geäußerter Meinung, dass die offiziellen russischen Vorräte insgesamt niedriger als allgemein gedacht sind. Längerfristig rechnen wir deshalb auch weiterhin mit einem relativ gesehen deutlich besseren Abschneiden des Palladiums im Vergleich zu seinem teureren Schwestermetall Platin.
Trotz dieser eher positiven Grundhaltung dem Palladium gegenüber scheint uns der fast 15-prozentige Kursanstieg innerhalb weniger Tage eher übertrieben. Wir schließen deshalb für die kommende Woche nun nicht aus, dass es erst einmal zu einer Konsolidierung kommen könnte. Grundsätzlich bleiben wir aber dabei, dass auch vom jetzigen, höheren Niveau aus größere Rückschläge von industriellen Marktteilnehmern für Kurssicherungsgeschäfte genutzt werden sollten. Für diese bieten sich insbesondere Termingeschäfte an. Charttechnisch bildet das Niveau von 430 $ je Unze nun eine erste Unterstützung, bei der knapp oberhalb erste Kauforders platziert werden könnten.
Sollte das Metall entgegen unseren Erwartungen schon kurzfristig weiter steigen, gibt es aktuell bis in die Region von 510 $ hinein charttechnisch nur wenig Widerstand.
Ganz sicher nicht negativ für den Palladiumpreis waren auch die neuesten Nachrichten aus Russland bezüglich des Übernahmepokers bei Norilsk Nickel. Der größte Palladiumproduzent der Welt befindet sich nun schon seit Monaten im Zentrum eines teils erbittert geführten Übernahmekampfes. Zuletzt brachte jetzt der Norilsk-Großaktionär Prokhorov seinen früheren Kompagnon Potanin vor Gericht.
Immerhin rund 30% des weltweit geförderten Palladiums stammen ja aus Minen in Südafrika und die dortige Situation mit ihren Produktionseinschränkungen (sei es durch Streiks, Unruhen oder die chronische Stromknappheit) verbessern die Ausgangslage für industrielle Palladiumanwender derzeit nicht wirklich.
Das weiter starke Wachstum bei den Autoverkäufen in Asien in Verbindung mit dem sinkenden Dieselmarktanteil in Europa tun ein Übriges zur langfristigen Stützung des Palladiumpreises.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Der Preis für Rhodium hat vorgestern zum ersten Mal in der Geschichte die “magische“ Marke von 10.000 $ überschritten. Bis heute stieg die Notierung dann weiter, zuletzt wurde das Metall sogar über 10.100 $ je Unze gehandelt.
Ursache für die Gewinne ist vor allem das andauernde Kaufinteresse asiatischer Industrieunternehmen. Das Metall wird dabei in erster Linie von der Autoindustrie nachgefragt, die es dann in Katalysatoren einsetzt.
Die anhaltende Nachfrage der Industrie geht derzeit einher mit einem beschränkten Angebot: So erfüllen die südafrikanischen Minengesellschaften nach den stromlieferungsbedingten Produktionsproblemen im ersten Quartal ihre vertraglich zugesicherten Lieferverpflichtungen zwar unverändert weiter; im Gegensatz zu früheren Jahren haben sie aktuell allem Anschein nach aber in nur sehr beschränktem Maße zusätzliches, im freien Markt verkäufliches Material zur Verfügung.
Für die allernächste Zeit ist deshalb bei der Preisentwicklung erst einmal noch keine Entspannung in Sicht, trotzdem gibt es zumindest bis jetzt keinerlei Panikkäufe durch industrielle Endverbraucher. Diese sollten trotz der angespannten Lage eventuelle Absicherungsgeschäfte jetzt erst einmal auf die nächsten drei Monate konzentrieren; dies vor allem auch deshalb, weil die relativ niedrigen Rhodiumzinsen derzeit dafür sorgen, dass es im Moment für Käufer praktisch keine Terminabschläge gibt.
Verkäufer von Sekundärmaterial und Produzenten müssen solche zwar weiterhin hinnehmen, profitieren gleichzeitig aber natürlich trotzdem von der aktuellen Rallye des Kassapreises.
Die Nachfrage nach Ruthenium scheint derzeit nach einer wochenlangen Pause, die einher ging mit kräftigen Kursverlusten, wieder etwas anzuziehen, der Preis liegt aber weiterhin unter der Marke von 300 $ je Unze. Iridium notiert weiter unverändert bei 430 $ - 460 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
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