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Oil Markets Weekly

24.06.2008  |  Andy Sommer
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Saudi Arabien hat wie erwartet auf der Konferenz der Ölproduzenten und -konsumenten am vergangenen Wochenende eine nochmalige Erhöhung der eigenen Förderung um 200 Tsd. auf 9,7 Mio. bpd ab Juli angekündigt. Damit hat das Königreich seine Produktion seit Juli 2007 um über 1,1 Mio. bpd ausgeweitet; allein seit April 2008 um 580 Tsd. bpd. Sollte die entsprechende Nachfrage bestehen, ist das Land bereit, auch darüber hinaus Öl zu liefern. Außer Kuwait haben sich die übrigen OPEC-Staaten jedoch mit dem bekannten Hinweis auf die ausreichende Angebotssituation auf dem Weltmarkt gegen eine Förderausweitung ausgesprochen.

Eine zumindest teilweise Wiederherstellung der Produktionskapazitäten in Nigeria unterstellt (siehe folgender Absatz), sollte das erhöhte saudische Ölangebot im späteren Jahresverlauf in einem Aufbau der Vorratsläger in den OECD-Staaten sichtbar werden und dadurch Druck auf die Ölpreise ausüben. Als positiv für die längerfristigen Aussichten an den Ölmärkten interpretieren wir die Aussagen Saudi Arabiens, die eigenen Förderkapazitäten innerhalb von nur drei Jahren über das für Ende 2009 geplante Niveau von 12,5 Mio. bpd hinaus um 2,5 Mio. bpd ausbauen zu können. Da das Land bisher Diskussionen über Ausbaustufen nach 2009 ablehnte, könnte diese Nachricht den existierenden preistreibenden Befürchtungen eines Angebotsengpasses mittelfristig etwas Wind aus den Segeln nehmen.

In die Richtung der Finanzmärkte ging der Aufruf der Konferenz-Teilnehmer, die Transparenz an den Ölmärkten zu erhöhen; sowohl beim Handel mit Finanzmarktinstrumenten als auch bei der Qualität und Quantität der fundamentalen Angebots-, Nachfrage- und Lagerbestandsdaten. Auch eine Steigerung der Energieeffizienz und eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen den internationalen Interessenvertretungen bzw. den Technologieentwicklern wurden angemahnt.

Die Angebotserhöhung Saudi Arabiens wird kurzfristig nur die neuen Produktionsausfälle Nigerias kompensieren. Hier hatte die Rebellenorganisation MEND zuletzt eine Offshore-Plattform und eine Pipeline attackiert. Die Angriffe führten zu Kapazitätsausfällen von etwa 340 Tsd. bpd, die zu den infolge diverser vorheriger Angriffe außer Betrieb befindlichen Kapazitäten von rund 600 Tsd. bpd hinzukommen. Wann die Produktionsfähigkeit wieder hergestellt sein kann, ist derzeit noch unklar. Royal Dutch Shell, der Betreiber der Plattform “Bonga“, hat sich bereits von seinen Lieferverpflichtungen bis Ende Juli freistellen lassen.

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Bislang hatten die Rebellen nur Fördereinrichtungen und Pipelines an Land oder in Flachwasser-Gebieten angegriffen, während Attacken auf Offshore-Einrichtungen aus logistischen Gründen als unwahrscheinlich galten. “Bonga“ befindet sich jedoch etwa 120 km vor der nigerianischen Küste - entsprechend muss dieser Zwischenfall als besonders kritisch eingestuft werden. Eine positive Nachricht aus Nigeria gab es dennoch: MEND hat am Wochenende angekündigt, zunächst unbefristet keine Anschläge mehr durchzuführen, um neue Friedensverhandlungen zu begünstigen.

Eine weitere wichtige Meldung kam aus China. Hier wurden am Donnerstag überraschend die staatlich festgelegten Inlandspreise für Benzin, Diesel und Kerosin um 17 bis 25% erhöht. Im Gegensatz zur volkswirtschaftlichen Theorie wird dieser Preisanstieg zunächst allerdings keine rückläufige Nachfrage zur Folge haben. In China müssen die Raffinerien Rohöl und zu importierende Ölprodukte zu Weltmarktpreisen einkaufen, während die inländischen Absatzpreise deutlich darunter festgeschrieben sind. Entsprechend limitieren die Raffinerien und Großhändler ihre verlustbringenden An- und Verkäufe und an den Tankstellen bilden sich infolge der dadurch entstehenden Rationierung des Angebots lange Warteschlangen. Eine Preiserhöhung führt nun dazu, dass die Raffinerien und Großhändler zu einem attraktiveren Preis verkaufen können, die absetzbaren Volumina (per Definition = Nachfrage) ansteigen und am Weltmarkt mehr Rohöl und Ölprodukte nachgefragt werden. Mittelfristig dürften über den Umweg einer ansteigenden Inflation jedoch auch hier bremsende Effekte auf das Wirtschaftswachstum wieder für eine Verlangsamung der Ölnachfrage sorgen.


© Andy Sommer
Economics & Research

Quelle: HSH Nordbank AG





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