Mais vor größerer Korrektur!?


Geringere Anbauflächen
Am 31. März gab das US-Landwirtschaftsministerium bekannt, dass man die Mais-Anbaufläche bei 86 Millionen Acres sieht, was gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von acht Prozent entspricht und erkennbar unter den Februar-Vorhersagen bei 90 Millionen Morgen lag. Dass der Markt daraufhin nach oben durchstartete, konnte nicht wirklich verwundern. Schließlich waren viele Analysten im Vorfeld von einer deutlich niedrigen Ackerfläche ausgegangen.
Deutlich rückläufige Endbestände
Insofern war es nur folgerichtig, dass die US-Behörde vor gut zwei Wochen ihre Schätzungen bezüglich der 2008/09er Endbestände signifikant von vormals 763 auf jetzt 673 Millionen Scheffel reduzierte. Unter Berücksichtigung des anhaltend hohen Verbrauchs (Ausweitung der Ethanol-Produktion, üppige Exporte) errechnet sich ein Ending Stock to Use Ratio von gerade einmal fünf Prozent. Dies stellt den niedrigsten Wert seit 13 Jahren dar. Auf globaler Ebene wird ein Rückgang der Vorräte von 121 auf 103 Millionen Tonnen oder 13 Prozent des jährlichen Verbrauchs gesehen. Ob selbst diese Vorhersagen noch zu optimistisch sind, werden wir spätestens am 12. August wissen, wenn der aktuelle Crop Produktion Report veröffentlicht wird. Wir können uns durchaus vorstellen, dass der Output und damit auch die Endbestände abermals gesenkt werden müssen.
Massive Hochwasser-Schäden in den USA
Die extrem ungünstigen Witterungsbedingungen im Mittleren Westen haben zu massiven Verzögerungen und Schäden bei der neuen Aussaat geführt. So sorgte das Jahrhundert-Hochwasser beispielsweise in den Bundesstaaten Iowa und Indiana dafür, dass 17 bzw. neun Prozent der Ernte entweder neu gesät werden muss oder wegen des feuchten Frühlings gar nicht erst in den Boden gekommen ist. In den gesamten Vereinigten Staaten sollen laut einer ersten Stellungnahme des Landwirtschaftsministeriums mindestens vier Millionen Acres betroffen sein. Von daher muss mit erheblichen Ertragsausfällen gerechnet werden, auch weil die Pflanzen bei einer nochmaligen Aussaat nicht mehr genügend Zeit haben, sich vernünftig zu entwickeln.
Schwache Flächenerträge zu erwarten
Dies wiederum hat zur Folge, dass der durchschnittliche Flächenertrag erkennbar niedriger ausfallen wird. Für Iowa wurde der Flächenertrag bereits von 153,9 auf 148,9 Scheffel pro Acre gesenkt. Landesweit könnte der Ertrag sogar auf bis zu 140 Scheffel pro Morgen schrumpfen, wie unlängst von einem Agrar-Beratungs-Unternehmen zu hören war. Dies würde zu einer Gesamternte von nur noch rund elf Milliarden Scheffel führen - also merklich geringer als bisher angenommen.
Hoffnung auf Hightech
Ob es dazu kommt, werden wir sehen. Zwar gibt es auch andere Stimmen, die darauf verweisen, dass man Fortschritte in der Saatgut-Züchtung und -Technologie gemacht hat und somit dem Wetter einiges entgegensetzen kann. Angesichts des derzeitigen Zustands der Maisfelder wirken diese Aussagen aber eher wie “Beruhigungspillen“. Immerhin befanden sich am 22. Juni lediglich 59 Prozent der Pflanzen in einem “guten bis ausgezeichneten“ Zustand. Im Vorjahr wurden zum jetzigen Zeitpunkt noch 73 Prozent des Mais mit “good to excellent“ bewertet. Auch diese Tatsache spricht klar für eine recht schwache Ernte.
“Bullische“ Fundamentals größtenteils eingepreist
Auf der anderen Seite muss man aber bedenken, dass die überaus "bullische" fundamentale Gesamtsituation in den momentanen Kursen sicherlich größtenteils bereits eingepreist ist. Nicht umsonst kostet Mais aktuell rund 50 Prozent mehr als noch zu Jahresbeginn. Für weitere Kurssteigerungen müsste es schon zu einer regelrechten Katastrophen-Ernte kommen. Bleibt eine solche aus, dürfte es mit den Notierungen in Bälde abwärts gehen. Vor diesem Hintergrund weisen Long-Engagements mittlerweile ein eher ungünstiges Chance/Risiko-Verhältnis auf.
Charttechnisch erste Short-Signale erkennbar
Auch charttechnisch ergeben sich mittlerweile erste zarte Hinweise darauf, dass wir die Höchststände bei Mais vorerst gesehen haben. Zwar ist der längerfristige Aufwärtstrend unverändert intakt, wobei das aber selbst dann noch der Fall wäre, wenn der starke Support bei 630 US-Cents demnächst noch einmal angetestet wird. Die Chancen, dass es zu einer solchen Korrektur kommt stehen aktuell nicht schlecht: Denn die Stochastik generiert zur Stunde ein Verkaufssignal und der MACD befindet sich auf dem besten Wege, das ebenfalls in Kürze zu machen. Ebenfalls auf dem Rückzug befindet sich der RSI. Im Anschluss an das Hoch bei 750 US-Cents hat sich des Weiteren ein kleiner Abwärtstrend gebildet, der die Notierungen mittlerweile unter die Neun-Tage-Linie gedrückt hat. Zusammenfassend besteht damit eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass es im Mais zu weiteren Rücksetzern zumindest bis zum angesprochenen Support bei etwa 630 US-Cents kommt.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de