Energie: Nächster Stopp 150 Dollar?


Beim Krisengipfel im saudi-arabischen Dschidda vor einer Woche wurden noch Wege gesucht, die vermeintlich überhöhten Ölpreise wieder auf ein angemessenes Niveau zurückzubringen. Bereits wenige Tage später verdeutlicht eine Aussage von OPEC-Präsident Chakib Khelil, dass selbst die OPEC nicht wirklich daran glaubt, den Ölpreis kurzfristig nennenswert absinken zu lassen. Khelil, der gleichzeitig algerischer Energieminister ist, hält Ölpreise von 150 bis 170 US-Dollar in diesem Sommer für realistisch.

Preise erreichen neuen Rekordstand
Die Aussagen des OPEC-Präsidenten waren sicherlich ein Faktor, der die Preise in den letzten Tagen über die Marke von 140 US-Dollar trieb. Aber auch von politischer Seite kam einmal mehr Auftrieb für den Ölpreis. So hielten die Spannungen zwischen dem Iran und Israel weiter an. Der Iran kündigte dabei u.a. Kontrollen des Schiffsverkehrs in der Straße von Hormus an. Durch sie verläuft der gesamte Verkehr von und zu den Ölhäfen Kuwaits, Bahrains, des Irak, der Vereinigten Arabischen Emirate und des Iran sowie der größte Teil des saudi-arabischen Verkehrs. Eine Sperre der Straße würde die Lieferungen von bedeutenden Teilen der Erdölgebiete im Nahen Osten blockieren und damit rund ein Viertel der globalen Ölversorgung lahmlegen.

150 Dollar im Visier?
Mit dem Überschreiten der Marke von 140 Dollar kommt auch schon die vermeintlich psychologisch relevante Marke von 150 Dollar in den Blick. Bei dem rasanten Tempo des Ölpreisanstieges und dem – bis auf kurze Rücksetzer - ungebrochenen Aufwärtstrend seit Anfang Februar 2008 scheint es nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Zahl überwunden wird. Allerdings dürfte selbst beim Öl der aktuelle Trend keine Einbahnstraße darstellen. Zumindest zwei Faktoren mahnen kurzfristig zu Vorsicht. Zum einen hat die Abweichung von der 200-Tage-Linie mittlerweile den neuen Rekordwert von 45 Dollar erreicht, was für eine deutliche Überhitzung des Marktes spricht. Zum anderen haben sich die Energierohstoffe im zweiten Quartal deutlich von den anderen Rohstoffsektoren abgekoppelt. Insbesondere im Vergleich zu Edel- und Industriemetallen hat der Energiesektor 35-45 Prozentpunkte outperformt. Es spricht vieles dafür, das diese Abkoppelung in den nächsten Wochen wieder ein Stück weit korrigiert wird, indem die Preise von Brent und Co. etwas nachgeben.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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