Edelmetalle Aktuell

Neue Produktionsprobleme in Südafrika und die allgemeine Hausse bei den Rohstoffpreisen, verbunden mit neuen Investments z.B. in ETFs sorgten in den letzten Tagen für eine positive Grundstimmung bei Platin. Die Notierung stieg vor diesem Hintergrund auf 2.082 $ an, bevor es, sicher auch unter dem Eindruck negativer Wirtschaftsdaten, zu Gewinnmitnahmen kam.
In der nächsten Zeit wird sich dabei nichts wesentliches ändern, die Notierung dürfte zunächst, abhängig von der Nachrichtenlage auf den Finanzmärkten und der Situation in Südafrika, zwischen 2.020 $ und 2.140 $ je Unze schwanken.
Die bestenfalls halbherzig zu nennende Reaktion der afrikanischen Staaten auf die Wahlfarce in Zimbabwe dürfte in den vergangenen Tagen keinen direkten Einfluss auf die Preisentwicklung gehabt haben. Sie ist allerdings durchaus geeignet, das Vertrauen in eine langfristig positive Entwicklung im südlichen Afrika zu unterwandern und so unterschwellig zu einer Stützung der Platinmetallpreise beizutragen. Zimbabwe verfügt nach dem benachbarten Südafrika immerhin über die zweitgrößten Reserven der Welt an Platinmetallen. Die Produktion ist infolge der Wirtschaftskrise und der Behinderung von weiteren Investitionen der südafrikanische Minengesellschaften in den zurückliegenden Jahren längst nicht so deutlich gestiegen, wie dies ursprünglich einmal vorgesehen war.
Den Problemen auf der Angebotsseite stehen allerdings zunehmend auch Schwierigkeiten auf der Absatzseite gegenüber. Die Autoindustrie, mit 60% des Platins, 90% des Rhodiums und 50% des Palladiums größter Absatzmarkt für die weißen Metalle, hat einen weiteren, wenig positiven Monat hinter sich gebracht. Während in Deutschland der Absatz wenigstens ein Prozent im Plus lag, fiel die Nachfrage im ungleich größeren US-Markt um über 13%. Das hier noch schlechtere Zahlen im Vorfeld erwartet worden waren, stimmte da wohl nur wenig tröstlich. Und bei den verbleibenden Verkäufen setzten sich der Trend hin zu kleineren Motoren und in Europa zumindest teilweise die Abkehr vom Dieselmotor weiter fort. All dies dürfte, ohne dass es bisher direkte Auswirkungen auf den Preis hat, die Notierung langfristig durchaus unter Druck bringen, jedenfalls dann, wenn die Produktion in Südafrika einmal für längere Zeit ungestört laufen sollte.
Das dies im Moment nicht immer der Fall ist, musste in den vergangenen Tagen wieder einmal Lonmin, drittgrößter Platinproduzent am Kap, eingestehen. Der inzwischen in Fachkreisen wegen seiner immer neuen Probleme berühmt- berüchtigte Ofen Nr. 1 in der Schmelze der Südafrikaner musste nach einer weiteren Leckage für mindestens eine Woche geschlossen werden. Die Platinausbringung wird dies aller Voraussicht nach aber nicht wesentlich drücken, da Lonmin alternativ eine ältere, eigentlich stillgelegte Anlage nutzen wird. Der neue Vorfall zeigt aber trotzdem die Verwundbarkeit des Systems.
Dass die Hoffnung auf eine rasche Verbesserung der Situation am Kap schwindet, zeigt auch, dass in den letzten Tagen einigen Investmentbanken ihre Kursvorhersagen für das Gesamtjahr deutlich angehoben haben. Die Analysten z.B. der Deutschen Bank erwarten nun für Platin für 2008 einen Durchschnitt von 1.999 $ je Unze, Rhodium sehen sie bei fast 9.300 $. Die Platin-Vorhersagen für 2009 und 2010 ließen die Frankfurter Banker mit 2.150 $ und 1.925 $ allerdings unverändert. Die schweizerische UBS erwartet jetzt für 2008 einen ähnlichen Durchschnittspreis wie die Konkurrenz aus Deutschland, ihre Prognose für dieses Jahr liegt nun bei 2.010 $ je Unze. In Richtung und Höhe deutlich weichen aber die Zahlen für die Folgejahre von jenen der größten deutschen Bank ab. Hier erwarten die Eidgenossen im Durchschnitt Preise von 2.200 $ und 2.350 $ je Unze.
Palladium
Verglichen mit den starken Steigerungen bei den anderen drei „großen“ Edelmetallen verlief der Handel mit Palladium in den letzten Tagen vergleichsweise ruhig. Ausgehend von einem Kurs von 464 $ erreichte das Metall gestern in der Spitze ein Niveau von 470 $ je Unze. Aktuell liegt der Kurs wieder etwas niedriger bei 465 $; der absolute Tiefstkurs der Berichtswoche war bereits am vergangenen Montag mit 459 $ erreicht worden. Auch beim Palladium könnte eine nachlassende Dynamik auf den wichtigen Automärkten USA und Europa mittelfristig erst einmal zu Bremsspuren führen, allerdings hilft hier zur Zeit noch der Trend zurück zu Benzinmotoren in Europa und die Tatsache, dass in den vorerst weiter wachsenden asiatischen Märkten ebenfalls vorwiegend benzingetriebene Autos verkauft werden. Auch die Investoren setzen im Vergleich zum teuren Platin mehr auf das preislich scheinbar zurückgebliebene Schwestermetall, in Form von ETFs wurden z.B. bisher insgesamt 50% mehr verkauft.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Nach dem relativ schnellen Preisverfall in den letzten beiden Wochen gab es auf dem zwischenzeitlich erreichten Tiefstkurs von 9.600 $ - 9.700 $ wieder erhebliche Nachfrage, mehr von Händlern als aus der Industrie. Der Kurs ist daraufhin auf einen Briefkurs von 9850 $ gestiegen.
Bei Ruthenium liegen die Umsätze bisher zwar noch immer auf relativ niedrigem Niveau, das Kaufinteresse nahm zuletzt aber weiter leicht zu. Der Kurs liegt aktuell bei 230 $ - 290 $ je Unze. Iridium liegt unverändert bei 430 $ - 460 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.