Energie: Selbst in der Korrektur sorgt Öl für Rekorde


Der Ölpreis dürfte in diesem Jahr in mehrfacher Hinsicht in die Annalen eingehen. Mit dem Überwinden der 100-Dollar-Marke zu Jahresbeginn und dem steilen Aufwärtstrend bis Anfang letzter Woche wurden gleich mehrere Rekordmarken aufgestellt. Zum einen stieg der Ölpreis bis auf das neue Allzeithoch von rund 147 Dollar. Zum anderen erreichte die Abweichung des Preises vom 200-Tage-Durchschnitt den Rekordwert von 48 Dollar. Die Korrektur in der abgelaufenen Woche brachte dann ebenfalls Rekorde mit sich. Mit einem Minus von 6 Dollar wurde zu Wochenbeginn das stärkste Tagesminus seit 1991 verzeichnet. Der Preisrutsch von 16 Dollar im Wochenverlauf war sogar das stärkste Wochenminus seit Beginn des Futureshandels.

Nachrichtenlage brachte Bären Oberwasser
Der entscheidende Auslöser für die Korrektur am Ölmarkt dürfte die anhaltende Schwäche am Aktienmarkt gewesen sein. So sank beispielsweise der DAX in der abgelaufenen Woche zeitweise unter die 6.000 Punkte-Marke. Liquidität war offensichtlich wieder Trumpf bei den Investoren. Insofern boten sich die Rohstoffinvestments an, um Kasse zu machen. Schließlich dürften die Commodities eine der wenigen Asset-Klassen sein, bei denen momentan immer deutliche Buchgewinne gehoben werden können.
Das starke Absinken des Open Interests auf den tiefsten Stand seit Anfang 2007 bestätigt, dass zuletzt viele Future-Positionen am Ölmarkt geschlossen wurden. Aber auch von fundamentaler und politischer Seite bekamen die Bären am Ölmarkt Oberwasser. So verlief der Streik der Ölarbeiter in Brasilien bislang weniger problematisch als erwartet. Der Atomstreit mit dem Iran hat sich insofern etwas abgemildert, als dass momentan die Diplomaten das Wort haben und damit zeitnahe militärische Interventionen weniger wahrscheinlich geworden sind. Auch die Öllager in den USA sind nach dem letzten Bericht der EIA überraschend angestiegen und bescherten dem Ölpreis ebenfalls Preisabschläge.

Korrektur schon abgeschlossen?
Nach dem Preisrutsch von gut 10% könnte die Korrektur damit auch schon abgeschlossen sein. Mit der Erholung an den Aktienmärkten dürfte auch der Risikoappetit der Investoren im Rohstoff-Bereich wieder steigen. Preise deutlich unter 130 Dollar scheinen zur Zeit eher nicht in Sicht. Und mit dem Sturm “Dolly“ im Golf von Mexiko zeigt auch die diesjährige Hurrikan-Saison, dass sie kurzfristig als Preistreiber fungieren könnte.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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