Industriemetalle: Sommerschlussverkauf an der London Metal Exchange


Eine ganze Serie enttäuschender Konjunkturdaten für die USA und Europa hat am vergangenen Donnerstag eine neuerliche Verkaufswelle an der Londoner Metallbörse eingeleitet. Unterstützung erhielten die Metallbären von einem deutlich festeren US-Dollar, der im Wochenverlauf rund 2 Cent gegenüber dem Euro zulegen konnte. Als Stimmungstöter erwies sich auch die fortgesetzte Korrektur des Ölpreises, der auf den tiefsten Stand seit Mitte Mai (124 USD) gefallen war. In der Summe schlugen die genannten Belastungsfaktoren beim Basismetallindex LMEX mit einem Minus von rund 3% im Wochenvergleich zu Buche. Kupfer und Aluminium ermäßigten sich auf das niedrigste Niveau seit vier Wochen. Zum Wochengewinner avancierte Blei, das entgegen dem Markttrend rund 8% zulegen konnte. Preistreibend wirkten hier der unerwartete Abbau der Lagerbestände und die Produktionskürzungen beim größten Bleiproduzenten Chinas.

Nickelpreis markiert 2-Jahrestief
Unter besonders heftigem Beschuss steht derzeit der Nickelpreis, der in der vergangenen Handelswoche erneut um rund 10% auf den tiefsten Stand seit April 2006 (18.400 USD/t) nachgab. Taktgeber des Ausverkaufs am Nickelmarkt war neben den o.g. Faktoren v.a. das verschlechterte charttechnische Bild (sie-he S. 11). Aber auch die Kommentare des Edelstahlproduzenten Outokumpu, der für das dritte Quartal einen Rückgang der Edelstahlnachfrage erwartet, belasteten das Sentiment der Marktakteure. Nichtsdestotrotz erachten wir den fortgesetzten Preisverfall am Nickelmarkt für überzogen. Denn zum einen dürften die aktuellen Preise unter 20.000 USD, angesichts drastisch gestiegener Produktionskosten für zahlreiche Nickelhersteller bereits ein kritisches Niveau erreicht haben. Zum anderen steht die jüngste Nickelpreisentwicklung (-37% seit Anfang April) im Kontrast zu dem seit April zu beobachtenden Lagerabbau (-10%). Dahingegen deutet der scharfe Anstieg im Handelsvolumen von Nickel während der letzten drei großen Verkaufswellen (Abb. 2) auf eine ausgeprägte Short-Positionierung der Marktakteure hin. Gleichwohl halten wir eine Gegenbewegung des Nickelpreises auf mittlere Sicht für das wahrscheinlichste Szenario.

Chinas Basismetallhandel im Juni (vgl. Charts S. 2f.)
Die jüngst veröffentlichten Handels- und Produktionsdaten für Juni vermittelten erneut ein äußerst robustes Bild der chinesischen Metallnachfrage. Einzig die Dynamik der Nachfrageentwicklung hat zuletzt nachgelassen. Um die Situation an den chinesischen Metallmärkten möglichst umfassend darzustellen, zeigen wir (neben der reinen Importnachfrage) im Folgenden auch die “sichtbare“ Nachfrage Chinas, als Funktion aus der heimischen Pro-duktion, dem Handelssaldo und Lagerveränderungen.
