Energie: Spekulanten wechseln auf die Short-Seite


Der Ölpreis hat seine Korrektur auch in der abgelaufenen Woche fortgesetzt. Brent notierte zuletzt bei rund 125 Dollar, damit hat der Ölpreis seit Anfang des Monats in der Spitze um gut 20 Dollar nachgegeben. Zuletzt gab es insbesondere zwei Gründe für die nachgebenden Preise. Zum einen richtete der Hurrikan Dolly im Golf von Mexiko weniger Schäden an als ursprünglich befürchtet. Zum anderen sind die Spekulanten gemessen an den wöchentlichen CFTC-Daten zum ersten Mal seit Februar 2007 wieder mehrheitlich auf der Short-Seite. In der abgelaufenen Woche wurden 12.000 Long-Kontrakte geschlossen, während 14.000 neue Short-Kontrakte eröffnet wurden. Per Saldo liegt die Netto-Position bei WTI damit mit gut 3.600 Kontrakten im Minus.

Eine Korrektur bedeutet noch keine Trendwende
Die seit mittlerweile zwei Wochen anhaltende Korrektur des Ölpreise hat dazu geführt, dass sich der Abstand zur 200-Tage-Linie wieder der Normalzone angenähert hat. Mit einer Abweichung von knapp 50 Dollar wurden Ende Juni Rekordstände erreicht, die deutlich die Überkauftheit des Marktes verdeutlichten. Mit einem aktuellen Abstand von rund 20 Dollar gibt es zwar nach unten durchaus noch Luft, dennoch dürfte der Preisrutsch demnächst gestoppt werden. Denn trotz der schwächeren Konjunktur in den USA und Europa bleibt das Wachstumstempo in “Emerging East Asia“ (siehe Story der Woche, Seite 10) weiterhin sehr hoch. Beispielsweise dürfte das BIP-Wachstum in China im laufenden und im kommenden Jahr mit jeweils knapp 10% weiter sehr dynamisch bleiben.

Die chinesischen Ölimporte haben sich in den letzten Jahren als einer der wichtigsten Erklärungsfaktoren des Ölpreises erwiesen. Die Importe sind im Juni zwar nur mit relativ mageren 3,2% gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Die Veränderungsrate der Importe ist in den letzten 12 Monaten jedoch nach einer relativ schwachen Zahl (im September 07, November 07, Januar 08 und April 08) im darauffolgenden Monat regelmäßig immer sprunghaft nach oben geschnellt (im Oktober 07, Dezember 07, Februar 08 und Mai 08). Insofern ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass mit Veröffentlichung der chinesischen Importstatistik der jüngste Abwärtstrend beim Ölpreis in der ersten Augusthälfte gestoppt wird. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Importdaten durch die Produktionskürzungen im Rahmen der Olympischen Spiele nicht zu stark verzerrt werden.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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