Agrar: Zucker haussiert, Orangensaft kollabiert


In der letzten Woche ragten bezüglich der Performance sowohl Zucker (Wochengewinner mit 12,3%) als auch Kakao (6,7% an der LIFFE bzw. 6,1% an der ICE) ganz extrem aus der oberen Gruppe aller beobachteten Rohstoffe heraus. Auf der anderen Seite musste der Orangensaft Future einen Einbruch um 9% hinnehmen, seit dem 22. Juli liegt der Verlust inzwischen sogar bei über 20%. Damit liefert der Sektor einmal mehr größere Schwankungen als z.B. der Bereich Energie (Natural Gas Future 3,6%) oder die Edelmetalle (Platin -5,7%). Bei Getreide lief die Woche deutlich ruhiger mit leicht negativen Ergebnissen. Mit Blick auf die scharfen Verlusten des Juli mag das schon entspannend wirken, aber bullish kann eine solche Gegenwehr auch noch nicht eingestuft werden – heute Morgen geht es überwiegend mit negativem Vorzeichen weiter.

Investmentindustrie mit verringertem Gewicht
Schaut man sich die jüngsten Daten der CFTC zur Positionierung der Non-Commercials an, so fallen zwei Dinge auf: Zum einen fand der Abbau von netto Longpositionen um über 10% (Zucker) bzw. mehr als 20% (Kakao) in den Futures statt, die in der abgelaufenen Woche die beste Performance erzielten, während ein Aufbau um über 60% beim Baumwolle Future erfolgte, der mit einem Ergebnis von -2,6% relativ bescheiden abschnitt. Und zum anderen zeigen die verbliebenen Quoten, die abgesehen von Mais und Sojabohnen jetzt bei allen Futures wieder in den einstelligen Prozentbereich im Verhältnis zum Open Interest zurück gefallen sind, dass der Einfluss der spekulativen Positionierungen zuletzt deutlich abgenommen hat.

Positive Stimmen zum Baumwolle Trend
Nachdem sich bereits der CEO der Allenberg Cotton Co, einem Unternehmen der Louis Dreyfus Gruppe, Ende Juli extrem bullish geäußert hatte (Preissprünge auf 95-115 USc/lb im Erntejahr 2009/ 2010), gehen die jüngsten Prognosen der ICAC, einer international tätigen Agrargruppe, in die gleiche Richtung: Man erwartet aufgrund sinkender Anbauflächen und Erträge einen globalen Produktionsrückgang von 5%, der in erster Linie auf einen drastischen Produktionsrückgang um etwa 25% in den USA zurückzuführen sei, und zu einem Preisanstieg von durchschnittlich 73 USc/lb im letzten Erntejahr auf 83 USc/lb im laufenden Erntejahr führen werde. Kann man sich mit diesen Vorstellungen
identifizieren, so müssen die aktuellen Futures Kurse als Sonderangebote eingeordnet werden.

© Manfred Wolter
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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