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Story der Woche: Nickel markiert 2-Jahrestief

04.08.2008  |  Sven Streitmayer
Markt: Nickelpreis massiv unter Druck

Entgegen unserer Erwartung setzte sich der Preisverfall am Nickelmarkt in den vergangenen Wochen mit unvermindertem Tempo fort. Einen vorläufigen Tiefpunkt markierte das vorwiegend zur Edelstahlproduktion verwendete Metall in der vergangenen Handelswoche beim Stand von rund 18.000 USD je Tonne (Spot). Dies ist die niedrigste Notierung seit Mitte April 2006. An der Londoner Metallbörse büßte Nickel allein in den letzten vier Wochen rund 16% an Wert ein. Dabei hatte sich das Metall im ersten Halbjahr bereits um knapp 20% verbilligt.

Taktgeber des neuerlichen Sell-Offs war neben dem von Konjunktursorgen allgemein eingetrübten Rohstoffumfeld v.a. das verschlechterte charttechnische Bild. Dieses hat u.E. entscheidend zu der einseitigen Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer beigetragen, die derzeit mit steigendem Exposure auf sinkende Nickelpreise setzen. So gingen die letzten drei großen Korrekturwellen stets einher mit einem scharfen Anstieg des Open Interest (Abb. 2), was gewöhnlich den Aufbau frischer Shortpositionen anzeigt.

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Auch die Kommentare des Edelstahlproduzenten Outokumpu, der für das dritte Quartal einen Rückgang der Edelstahlnachfrage erwartet, belasteten die Stimmung der Marktakteure. Nichtsdestotrotz erachten wir den fortgesetzten Preisverfall am Nickelmarktfür überzogen. Denn zum einen dürften die aktuellen Preise an-gesichts drastisch gestiegener Produktionskosten für zahlreiche Nickelhersteller bereits ein kritisches Niveau erreicht haben. Zum anderen steht die massive Nickelpreiskorrektur im Kontrast zu dem seit April zu beobachtenden Lagerabbau.


LME-Lagerbestände zuletzt weiter rückläufig

Nimmt man die Nickelbestände in den LME-Lagerhallen zum Maßstab für die Entwicklung der Nickelnachfrage, so spricht der anhaltende Lagerabbau für eine langsam aber kontinuierlich anziehende Nachfrage. Aktuell belaufen sich die Lagerbestände auf rund 44.000 t, wovon 1.200 t bereits zur Auslieferung vorgemerkt sind. Damit haben sich die überschüssigen Bestände in den vergangenen drei Monaten um 15% auf den tiefsten Stand seit November letzten Jahres reduziert.

Die Lagerbestände bei den Nickelverbrauchern selbst sollen nach Branchenangaben weitgehend abgebaut worden sein, da viele Verbraucher ihren Nickeleinkauf in der Hoffnung auf weiter sinkende Preise vorübergehend ausgesetzt und ihren Materialbedarf so lange durch den Abbau von Reserven gedeckt haben.

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Edelstahlkonjunktur auf Erholungskurs?

Mit einem Anteil von rund 2/3 am Weltnickelverbrauch ist die Edelstahlproduktion der mit Abstand wichtigste Nachfragefaktor am Nickelmarkt. Nach Angaben des International Stainless Steel Forum - einer Art Weltverband der Edelstahlindustrie - legte die globale Edelstahlproduktion im ersten Quartal 2008 um knapp 7% ggü. dem Vorquartal zu. Zwar lag die Produktion mit 7,36 Mio. t immer noch rund 3% unter dem entsprechenden Vorjahreswert.

Die Erholung der Edelstahlkonjunktur ist nach dem signifikanten Rückgang in Q3 2007 gleichwohl sichtbar. Wenngleich das zweite Quartal nach Maßgabe der bisher veröffentlichten Unternehmensergebnisse (z.B. Acerinox, Outokumpu) wieder schwächer ausgefallen sein dürfte, halten wir ein Anziehen der Edelstahlproduktion im zweiten Halbjahr 2008 für nicht unwahrscheinlich. Maßgeblich hierfür ist der weitere Expansionspfad Asiens, insbesondere Chinas.

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Fazit

Aus unserer Sicht ist der massive Preisverfall der letzten Monate nur zu rechtfertigen, sofern man von einem drastischen Einbruch der globalen Edelstahlproduktion und damit der Nickelnachfrage ausgeht. Zwar spricht die konjunkturelle Abkühlung in den Industrieländern für eine Nachfrageabschwächung aus diesen Regionen. Auf globaler Ebene erscheint das Szenario einer stark rückläufigen Metallnachfrage gleichwohl unwahrscheinlich und kann nach aktueller Datenlage auch nicht belegt werden.

Angebotsseitig dürfte inzwischen ein Preisniveau erreicht sein, bei dem zahlreiche kleinere Nickelhersteller nicht mehr kostendeckend produzieren können, was früher oder später zu einer Angebotsreduktion führen muss. Auch die im vergangenen Jahr rasant gewachsene Produktion von Nickel Pig Iron als Substitut für das teurere High Grade Nickel ist zum aktuellen Weltmarktpreis keine Alternative mehr. Wir halten daher an unserer Einschätzung fest und rechnen mittelfristig mit einer Gegenbewegung des Nickelpreises. Für die kurze Frist haben wir unsere Erwartungen indessen nach unten angepasst.


© Sven Streitmayer
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart





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