Industriemetalle: Dollar-Revival sorgt für neue Verkaufswelle


Getreu dem Motto “Totgesagte leben länger“ setzte die US-Währung in der vergangenen Handelswoche zu einer fulminanten Rallye an. Als Impulsgeber für das Greenback-Revival fungierte der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank. Zwar ließ die EZB wie auch ihr USPendant FED die Zinsschraube erwartungsgemäß unangetastet. Doch offenbarten die anschließenden Kommentare der Währungshüter, dass auch auf Seiten der EZB die Konjunktursorgen zunehmen. Die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinserhöhungen in Europa nimmt damit ab. An den Devisenmärkten wurde dies mit deutlichen Verlusten des Euro ggü. dem Dollar quittiert. Im Wochenverlauf fiel EURUSD um rund sechs Cent auf den tiefsten Stand seit fünf Monaten (1,5032).

…und drückt Kupfer auf tiefsten Stand seit März
An den Metallmärkten bildete die unerwartet starke Erholung des Dollars den Auftakt für eine neuerliche, massive Verkaufswelle, in deren Zuge alle LME-Metalle kräftig Federn lassen mussten und zum Teil mehrmonatige Tiefstände markierten. Schließlich stellt die jüngste Dollarrallye eine weitere Bürde für das von Konjunkturabschwächung und Finanzkrise angeschlagene Rohstoffumfeld dar. Denn eine steigende Valuta des USDollars ggü. anderen Währungen erhöht die Rohstoffpreise im Nicht-Dollar-Raum und belastet so tendenziell die physische Nachfrage aus diesen Ländern.
Darüber hinaus verstärkt die Trendwende des Greenbacks den Druck auf die Rohstoffpreise über den “Investmentkanal“. Denn für Großanleger dürften die jüngsten Entwicklungen zu einem Strategieschwenk einladen, die im bisherigen Jahresverlauf erfolgreichen Long-Commodities, Short-US-Dollar Positionen nun mit umgekehrten Vorzeichen fortzuführen. Dem Verkaufsdruck der abgelaufenen Handelswoche konnte sich auch das Leitmetall Kupfer nicht mehr länger entziehen. Nachdem das rote Metall in den vergangenen Wochen relativ immun gegenüber der scharfen Korrektur im Metallsektor geblieben war, fiel Kupfer ggü. der Vorwoche um rund 7% auf den tiefsten Stand seit sechs Monaten. Der Benchmarkindex LMEX ermäßigte sich um 2,3% auf 3.515 Punkte.

Exzessiver Pessimismus dennoch unangebracht
Wohl wissend, dass eine Bodenbildung der Metallpreise bislang nicht absehbar ist und in dem oben skizzierten Umfeld auch Übertreibungen nach unten nicht auszuschließen sind, halten wir das Korrekturpotenzial aus fundamentaler Sicht für weitgehend ausgereizt. So befinden sich nicht nur die Lagerbestände (etwa bei Kupfer) nach wie vor auf historisch niedrigen Niveaus. Auch zeigen die 3-Monats-Kasse Spreads (als Knappheitsindikator) nur wenig Entspannung an den physischen Märkten.

© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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