Energie: Hält die 200-Tage-Linie?


Der Preisverfall bei Öl hat sich in den letzten Tagen deutlich verlangsamt. Bei gut 111 Dollar hat der jüngste Abwärtstrend sein vorläufiges Ende gefunden. In den letzten fünf Wochen hat das schwarze Gold damit rund 45 Dollar oder 30% eingebüßt. Der Preis hat sich mittlerweile der 200-Tage-Linie (109 Dollar) angenähert, die zunächst für eine Unterstützung sorgen könnte.

Stärkerer Dollar drückt auf den Ölpreis
Für Druck hatte in den letzten Wochen insbesondere der US-Dollar gesorgt. Von Ende April bis Mitte Juli war der Zusammenhang zwar wenig ausgeprägt. In diesem Zeitraum tendierte der Greenback per Saldo seitwärts, während der Ölpreis deutlich anzog. In den letzten vier Woche hat an den Märkten aber der Zusammenhang zwischen Ölpreis und Dollarentwicklung wieder deutlich an Gewicht gewonnen. Nach dem Absturz von fast 15 Cent beim Euro/Dollar-Wechselkurs deutet sich momentan eine Bodenbildung an. Dass der Euro kurzfristig nach unten durchgereicht wird, ist weniger wahrscheinlich - eher dürfte eine Gegenbewegung wieder die Marke von 1,50 Dollar in Sichtweite bringen. Damit steigt auch für den Ölpreis die Wahrscheinlichkeit, dass die 200-Tage-Linie vorerst als Unterstützungslinie halten könnte.

Benzin dürfte knapper werden
Die jüngsten CFTC-Daten haben gezeigt, dass der Trend bei den Spekulanten in den letzten Tagen noch weiter in Richtung Short-Positionen ging (Netto-Shortposition aktuell gut 9.000 Kontrakte). Das Open Interest hat sich aber zuletzt bei ca. 1,25 Mio. Kontrakten stabilisiert. Von Seiten des Terminmarktes sollte sich damit der größte Teil des Verkaufdrucks bereits realisiert haben. Insofern könnte der Markt langsam dazu übergehen, auch den tendenziell bullishen Nachrichten wieder mehr Gehör zu schenken. Insbesondere am Benzinmarkt könnte es in den nächsten Wochen in den USA zu Knappheiten kommen. Die Benzinlager haben sich in den letzten drei Wochen um fast 15 Mio. Barrel oder ca. 6,6% ermäßigt. Die Auslastung der in vielen Fällen maroden US-Raffinerien liegt aktuell nur bei 85,9%. Dieser Wert liegt rund acht Prozentpunkte unter dem 10-Jahresdurchschnitt für diese Jahreszeit und mehr als fünf Prozentpunkte unter dem Minimum der letzten 10 Jahre. Die laufende Driving Season könnte Benzin damit durchaus knapp werden lassen. Dabei ist es gut möglich, dass steigende Benzinpreise auch den ein oder anderen Ölbullen wieder aus der Sommerfrische zurückholen.

© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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