Edelmetalle Aktuell

Einen massiven Dämpfer mussten zuletzt die Emittenten von Investmentprodukten auf Platin hinnehmen. Die Bestände in dem weltweit populärsten Platin-ETF von ETF Securities fielen innerhalb von nur einer Woche um 30% auf zuletzt noch sieben Tonnen. Seit dem Höchststand im Februar sind die in diesem Produkt gebundenen Bestände um fast 50 Prozent gefallen. Kaum verändert haben sich die, allerdings deutlich kleineren Bestände in dem von der Zürcher Kantonalbank herausgebrachten Produkt. In diesem sind nach wie vor 2 Tonnen Platin gebunden. Der Grund für die stabilere Entwicklung dürfte sein, dass hier, noch mehr als in dem Produkt von ETF Securities, langfristig orientierte institutionelle Anleger engagiert sind.
Heute Morgen hat mit Northam der viertgrößte südafrikanische Platinmetallhersteller seine Jahresbilanz vorgelegt. Northam konnte im abgelaufenen Finanzjahr den Gewinn um 12% auf 6,27 Rand je Aktie steigen. Dies war allerdings in erster Linie eine Folge der gestiegenen Edelmetallpreise, die eigentliche Produktion an Platinmetallen war im Bilanzzeitraum dagegen leicht gesunken. Northam gehört zu 63 Prozent der Firma Mvelaphanda Rescources und betreibt die zur Zeit tiefste Platinmine der Welt. Die Südafrikaner arbeiten mit Hochdruck an der Entwicklung einer zweiten, der Boysendaal-Mine. Nach der Aufnahme der Produktion dort wird Northam bis 2015 seine bisherige Ausbringung verdoppeln können und so den derzeit noch erheblichen Abstand zu den großen Drei der Branche in Südafrika deutlich verringern. Die Lebensdauer des neuen Projekts wird derzeit auf über 100 Jahre beziffert, im Gegensatz dazu hat Northams aktuelle Mine nur noch 17 Jahre vor sich.
Die Aktien des zweitgrößten Platinmetallproduzenten Impala haben zuletzt deutlich zulegt, nachdem das Übernahmeangebot von Xstrata für den drittgrößten Produzenten Lonmin am Markt für erhebliche Aufregung gesorgt hatte. Auf den Aktienmärkten wurde spekuliert, das Impala Ziel eines Übernahmeangebots von BHP Billiton werden könnte. Das Angebot, so ein Artikel auf einer südafrikanischen Webseite, müsste bei mindestens 200 Mrd. Rand (fast 26 Mrd. Dollars) liegen. Implats hat als einziger der Platinmetallproduzenten keinen beherrschenden Aktionär und wäre somit für BHP, der ansonsten breit aufgestellten Nr. 1 im globalen Bergbau, die einzige Möglichkeit, auch in die Platinmetalle hinein zu diversifizieren.
Palladium
Auch das Palladium tendierte, ohne allerdings eigene Akzente zu setzen, weiter nach unten. Mit zeitweise nur noch 264,50 $ notierte es auf dem tiefsten Stand Mitte 2006. Gegen Euro sieht das Bild sogar noch dramatischer aus, hier muss man zurück bis in das Jahr 2005 gehen, um ähnlich tiefe Preise zu finden. Wir denken, dass das Metall auf bzw. nahe den Tiefstkursen von letzter Woche ein klarer Kauf ist und raten industriellen Endabnehmern dazu, sich hier Material ggf. mit Hilfe von Kauforders zuzulegen.
Ein rascher Anstieg über 400 $ ist aktuell aber nicht zu erwarten, private und institutionelle Anleger werden sich nach den Verlusten der letzten Wochen ein neuerliches Engagement in diesem sehr illiquiden und volatilen Markt genau überlegen. Mit der spekulativen Nachfrage fehlt aber ein wichtiger Baustein für einen raschen Wiederanstieg.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Das Rhodium, bei dem wir schon in der letzten Ausgabe über erhebliche Einbußen berichtet hatten, fiel in den letzten zehn Tagen schneller, als so manche Medaillenhoffnung der deutschen Olympioniken. Am letzten Donnerstag lag das Metall dann bei nur noch 3.650 $ und damit auf dem niedrigsten Stand seit März 2006. Es hatte sich gegenüber dem Höchststand vom Frühjahr damit fast gedrittelt. Ohne dass es dazu klare Aussagen gäbe, verdichten sich die Zeichen, dass die Auflösung von Terminpositionen durch einen USAutohersteller zu dem Preisverfall mindestens ebenso so stark beigetragen hat, wie die Auflösung von Pluspositionen durch Spekulanten.
Es gibt jetzt aber keinen vernünftigen Grund, warum Rhodium im Januar bei 6.000 $ noch billig erschien und jetzt mit 3.600 $ je Unze plötzlich teuer sein sollte. Insofern raten wir industriellen Endabnehmers mit Nachdruck dazu, jeden erneuten Preiseinbruch für Käufe zu nutzen. Dass wir mit dieser Meinung nicht alleine stehen, zeigte bereits das Anziehen der (industriellen) Nachfrage am Freitag, das zumindest kurzfristig den Preis wieder auf 5.000 $ katapultierte.
Während beim Ruthenium nichts Gravierendes passierte, wirkte sich der langsame, aber stetige Abfluss an Iridium an die Industrie erstmals seit 18 Monaten in einer leichten Preissteigerung aus.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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